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Der träumende Kameltreiber (German Edition)

Der träumende Kameltreiber (German Edition)

Titel: Der träumende Kameltreiber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amor Ben Hamida
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werden euch schon sagen, wie schädlich dieses Gesöff ist.« Er nahm seine Wasserflasche und trank demonstrativ einen großen Schluck.
    »Wird unser Freund hier überhaupt noch nach Europa gehen? Von einer Prinzessin ist weit und breit nichts zu sehen.«
    »Gemach, Freunde. Geduld ist wohl nicht eure Stärke. Eure Vorfahren hatten sie. Aber Geduld ist gerade der Schlüssel zum Erfolg.« Nachdem sich Mansour wieder zu seinem Teekrug gesetzt hatte, fuhr Ahmed fort:

    »Ich war also, wie ihr euch vorstellen könnt, der Verzweiflung nahe. Nichts schien sich zu regen, kein Plan sich verwirklichen zu lassen. Da traf ich wieder den Professor, um zu berichten. Ich erwartete eigentlich, dass er mir einen Vortrag halten würde über meine falsche Strategie, meinen geringen Ehrgeiz, fehlendes Herzblut bei meinen Aktionen. Aber nichts dergleichen. Er stellte mir sofort die Frage: ‚Kannst du tausend Dinars auftreiben? Ziemlich schnell?’ Ich hatte die Übung doch schon mal durchgeführt. ‚Klar, kann ich’, antwortete ich und wollte fragen wofür. Er kam mir aber zuvor und redete drauflos:
    ‚Hör gut zu, es ist so: Da gibt es einen Mann in Sousse, der Kontakte zum Arbeitsministerium hat. Sie vergeben Arbeit in Europa. Die Verträge sind sehr begehrt und gehen unter der Hand weg. Dank meiner guten Beziehung zu ihm – ich hatte ihm mal mit einem Computer geholfen – wäre er bereit, dir für tausend Dinars einen solchen Vertrag zu beschaffen, einschließlich Visum. Neben den tausend Dinars musst du natürlich noch eine gewisse Menge Devisen nachweisen, wie üblich, damit du die ersten paar Wochen in Europa überleben kannst. Du wirst dann mit dem Schiff von Tunis aus fahren. Ihr werdet im Hafen in Empfang genommen, versorgt, untersucht, dann weitergefahren an die verschiedenen Arbeitsstellen. Was ist? Bist du dabei? Ich muss dem Mann heute noch Bescheid geben, er hat eine Warteliste, so lang wie der Nil. Also, was ist?’
    Der Professor wirkte auf mich etwas nervös, schaute um sich herum, als wenn die Sache illegal oder gefährlich wäre. Aber was war denn gefährlich genug, um mich, Sohn meines Vaters, davon abzuhalten? Ich schlug ein.

    ‚Und nur dass du es weißt’, sagte er noch beim Aufstehen. ‚Von den tausend Dinars ist kein Millime für mich. Ich will und brauche kein Geld. Ich werde dir zu gegebener Zeit sagen, was du mir aus Europa mitbringen kannst.’
    ‚Hey, Professor’, rief ich ihm leise nach.,Europa ist groß.’
    ‚Es geht nach Italien’, sagte er und verschwand.
    Ich hatte eigentlich auf Deutschland getippt. Seit Monaten lernte ich in meinem Zelt und auf meinen Ritten Deutsch, denn – wie ihr ja wisst – überrollen uns die deutschen Touristen und das ist gut so. Dort habe ich, wie ihr alle auch, irgendeinen Cousin, einen Verwandten, einen Freund oder ehemaligen Schulkameraden. Aber Italien? Ich wusste von Italien nur, dass sie uns beim Klauen schlagen. Ich hatte schon gehört, dass sie Touristen ausnehmen, dass sie einem bei Rot anhaltenden Auto den Kofferraum aufschließen und es ausrauben können. Wir sagen bei uns sogar, Italiener seien imstande, einem bellenden Hund die Zähne zu stehlen! Nun gut, soll es doch Italien sein. Sie haben ja auch den Euro. Euro ist Euro, ob Deutschland oder Italien.
    Es war der einunddreißigste Tag des Monats Dezember im Jahr zweitausendfünf. Im Hotel wurden die Vorbereitungen für die Neujahrsfeier getroffen. Die Touristen feierten schon den ganzen Nachmittag mit Bier, Wein und Sekt.
    Ich saß mit einigen Freunden am Strand, es war ein nicht zu kalter Abend. Ich hatte etwas Angst wegen der tausend Dinars, die ich dabeihatte. Der Professor hatte sie für jenen Abend bestellt. Plötzlich tauchte er auf und war außer Atem.,Komm schnell, wir müssen den Mann mit dem Arbeitsvertrag treffen, er reist noch heute Abend nach Djerba  ab, um dort Neujahr zu feiern.’

    ,Seit wann feiern Moslems den christlichen Jahresbeginn?’
    ,Stell ihm vor allem keine solchen Fragen, okay! Das Taxi wartet vor dem Hotel. Hast du das Geld dabei?’
    Wir trafen den Mann nicht in seinem Büro, sondern im Café. Er hatte einen kleinen Koffer dabei, wahrscheinlich mit Wäsche für zwei Tage Djerba. Ich versuchte mir auszumalen, ob er wohl Familie hatte. Bestimmt hatte er Frau und Kinder. Ein Beamter seines Alters ist immer verheiratet und zwar mit einer Frau, die Kinder kriegt. Mit wem war er wohl auf Djerba verabredet? Ich weiß nicht, was mich so sehr an diesem Mann beschäftigte,

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