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Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Hals.
    Als der Wagen vor dem Haus zum Stehen kam, konnte sie den Unbekannten nicht mehr sehen. Sie betrachtete Rosies Gesicht, konnte aber keine Anzeichen dafür erkennen, dass sie ihn bemerkt hatte.
    Sibylles Gedanken rasten. Der Mann hatte offensichtlich auf sie gewartet.
Aber woher weiß er, wo Rosie –?
    Sibylle hatte sie doch selbst erst wenige Stunden zuvor kennengelernt.
    Ich muss mit ihm reden.
    »He, Sibylle«, wurden ihre Gedanken unterbrochen, »was ist los? Möchtest du im Auto übernachten?«
    Sibylle lächelte flüchtig. Sie mochte diese ungewöhnliche Frau zwar, aber es bestand die Möglichkeit, dass der Mann etwas über sie und damit vielleicht auch darüber wusste, wo Lukas sich befand.
    Sie stieg aus und folgte Rosie ins Haus. Noch im Flur sagte sie: »Rosie, ich glaube, bevor ich mich ein bisschen schlafen lege, mache ich noch einen kleinen Spaziergang. Wird mir guttun.«
    »Frische Luft tut immer gut. Also gut – lass uns gehen.«
    Sibylle schüttelte den Kopf. »Bitte sei mir nicht böse, aber ich muss jetzt ein paar Minuten alleine sein und nachdenken. Ich bin dir wirklich sehr dankbar für alles, was du für mich tust, aber ich denke, ich … –«
    »Schon gut. Kein Problem.« Mit einer großzügigen Geste winkte sie ab. »Du musst dich nicht rechtfertigen. Aber pass auf, dass du dich nicht verläufst.« Sie zwinkerte aufmunternd. »Und lass dich nicht von fremden Männern ansprechen, hörst du?«
    Sibylle schmunzelte ein wenig gequält und verabschiedete sich.
    Auf dem Bürgersteig wandte sie sich nach links, passierte die Hecke und ging zuerst ein Stück an der Wiese vorbei, bis sie sicher war, dass Rosie sie nicht mehr sehen konnte, wenn sie noch vor der Tür stand. Dann lief sie in einem Bogen zurück und auf den Busch zu. Kurz bevor sie ihn erreicht hatte, trat der Mann seitlich dahinter hervor und sah ihr ernst, aber freundlich entgegen.
    »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?« Sie bemerkte, dass ihre Stimme zitterte.
    »Mein Name ist Christian Rössler«, antwortete er. Als sie ihn nur stumm ansah, fügte er hinzu: »Ich weiß, in welcher Situation Sie sich befinden und kann Ihnen –«
    »Sie wissen, in welcher Situation ich mich befinde? Woher? Gehören Sie etwa zu denen, die mir das antun? Wissen Sie etwas über mein Kind?«
    Er hob beide Hände, die Innenflächen ihr zugewandt, langsam, als müsste er darauf achten, sie nicht zu erschrecken. »Nein, ich habe nichts mit denen zu tun. Im Gegenteil, ich möchte Ihnen helfen.«
    »Warum? Ich kenne Sie nicht. Welchen Grund sollten Sie haben, mir zu helfen? Wie kommen Sie überhaupt darauf, dass ich Hilfe brauche?«
    Rösslers Stimme wurde noch leiser. »Weil ich glaube, dass Sie in der gleichen Situation sind wie meine Schwester Isabelle, und weil wir gemeinsam eine größere Chance haben herauszufinden, wer oder was dahintersteckt.«
    Schwester? Situation?
Sibylle schossen so viele Dinge gleichzeitig durch den Kopf, dass sie nicht in der Lage war, etwas davon zu Ende zu denken. Sie brachte kein einziges Wort heraus, stand nur da und rieb die zitternden Hände gegeneinander. Rössler schien zu ahnen, was in ihr vorging. »Glauben Sie mir, ich weiß, wie Sie sich fühlen.«
    »Wie … Woher wollen Sie … –?« Es fiel ihr noch immer schwer, die Worte zu einem sinnvollen Satz zusammenzufügen. »Wo … wo ist denn Ihre Schwester?«
    Er bedachte sie mit einem traurigen Lächeln. »Ich werde Ihnen alles erzählen, was ich weiß. Was haben Sie dieser Frau gesagt, wo Sie jetzt hingehen?«
    Sibylles Verwirrung wurde immer größer. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Bitte, was haben Sie ihr gesagt? Es ist wichtig.«
    Es klang beschwörend. »Ich habe gesagt, dass ich einen Spaziergang mache. Aber warum –«
    »Das ist gut. Aber Sie müssen zurück, bevor sie Verdacht schöpft.«
    Sibylle machte instinktiv einen Schritt zurück.
    »Verdacht? Was soll das denn heißen? Hören Sie, diese Frau ist im Moment der einzige Mensch, dem ich vertrauen kann.«
    Er schnaubte und warf einen schnellen Blick zu der Hecke, die die Sicht auf Rosies Haus verdeckte.
    »Wenn Sie ihr wirklich so sehr vertrauen, warum haben Sie ihr dann nichts von mir gesagt?«
    »Weil ich …«
Ja, warum. Er hat recht, verdammt.
    »Hören Sie, ich kann Ihnen das alles jetzt nicht erklären, aber glauben Sie mir bitte, dass diese Frau Ihnen ganz bestimmt nicht helfen möchte. Sie …« Er stockte, sprach aber schnell weiter, als

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