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Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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ihn?«
    »Rössler kennt mich«, antwortete Wittschorek zur gleichen Zeit, in der Christian Rössler sagte: »Ja, ich glaube schon. Er war bei einigen Gesprächen dabei … wegen meiner Schwester.«
    Er senkte die Stimme, flüsterte nur noch ganz leise. »Warum haben Sie ihn angerufen?«
    »Denken Sie darüber nach, was ich Ihnen gesagt habe«, hörte sie Wittschoreks Stimme an ihrem Ohr. Dann klickte es. Der Polizist hatte aufgelegt.
    Sibylle legte den Hörer ab, und Rössler wiederholte, nun wieder in normaler Lautstärke: »Warum haben Sie bei der Polizei angerufen? Was haben Sie dem Kommissar erzählt?«
    Er stellte die Tüte ab und setzte sich wieder auf den Stuhl, dieses Mal jedoch richtig herum. Die Hände legte er in den Schoß und sah sie erwartungsvoll an.
    So wie es aussah, hatte er ihr die Wahrheit gesagt und wollte ihr wirklich helfen.
Also hat er es auch verdient, dass ich ihm die Wahrheit sage.
»Ich glaube Ihnen, dass –«
    »Dir«, unterbrach er sie, woraufhin sie ihn verwirrt ansah. Sie verstand nicht, was er wollte.
    »Dir, nicht Ihnen«, erklärte er. »Wir sitzen im selben Boot. Ich denke, die Förmlichkeiten können wir weglassen.«
    Es war ihr ziemlich egal, wie sie sich anredeten, und sie nickte.
    »So, wie es aussieht, war es wirklich Rosie, die die Polizei angerufen hat. Und … ich denke auch, dass es vielleicht stimmen kann, was Sie … was du mir wegen Lukas gesagt hast.« Sie musste eine Pause machen und ein paarmal tief durchatmen, bevor sie weiterreden konnte. »Es fällt mir sehr schwer, und ich wehre mich noch immer dagegen, aber ich habe lange darüber nachgedacht. In keiner einzigen Erinnerung an Lukas taucht eine andere Person auf. Es gibt keine Situation, in der ich ihn mit Hannes sehe oder mit Elke. Oder mit irgendjemandem sonst, den ich kenne.«
    Rössler nickte verständnisvoll. »Wahrscheinlich haben sie gehofft, dass du so durcheinander und panisch sein wirst, dass dir das nicht auffällt.«
    »Wie war das bei deiner Schwester?«
    Er hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Wir haben darüber nicht geredet. Isabelle war vollkommen entsetzt darüber, als ich ihr gesagt habe, dass sie kein Kind hat. Sie hat mich beschimpft und mir schlimme Vorwürfe gemacht. Aber ich denke, das kannst du am besten verstehen.«
    Sibylle nickte.
Und wie gut.
    »Jedenfalls habe ich darüber nachgedacht, was wir jetzt machen können, und ich habe an diesen Kommissar gedacht und dass er mir schon zweimal geholfen hat, und die Polizei hat doch ganz andere Möglichkeiten als wir, also habe ich ihn angerufen.« Sie holte tief Luft.
    »Hast du ihm gesagt, wo wir sind, Sibylle?«
    »Ja, wäre aber gar nicht nötig gewesen, das wusste er schon.«
    »Wie hat er auf deinen Anruf reagiert?«
    Sibylle schüttelte den Kopf. »Tja, er hat mir davon abgeraten, mich zu stellen. Kannst du dir das vorstellen?«
    Sie wartete auf eine Reaktion und stellte verwundert fest, dass Christian offenbar nicht sonderlich überrascht war.
    »Ich habe zwar nur ein paarmal mit Wittschorek zu tun gehabt«, erklärte er, »aber mir ist aufgefallen, dass er eher bereit zu sein scheint, auch Dinge zu akzeptieren, die auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen verrückt erscheinen. Sein Kollege ist da anders. Für ihn ist erst mal jeder und alles verdächtig. Du hättest erleben müssen, was der mir alles unterstellt hat, als ich wieder wegen Isabelle da war, nachdem sie zum zweiten Mal verschwunden ist.«
    Ein Gedanke drängte sich in Sibylles Bewusstsein. »Wann war das?«
    »Das war vor vier Tagen.«
    Sie spürte, dass Nervosität in ihr hochstieg.
    »Hast du ihnen auch von dieser Sache mit ihrem Sohn erzählt?«
    »Ja, natürlich. Das ist doch wichtig.«
    Unruhig rutschte Sibylle auf der Bettkante ein Stück nach vorne und sah ihn eindringlich an. »Wieso haben die das mit keinem Wort erwähnt, als sie mich gestern mitgenommen haben?«
    Rössler schien nicht zu verstehen, was sie meinte. »Überleg doch bitte mal, Christian: Du warst vor vier Tagen bei der Kriminalpolizei und hast Grohe und Wittschorek erzählt, dass deine Schwester – nachdem sie entführt worden war und fliehen konnte – sich plötzlich eingebildet hat, ein Kind zu haben, das es nicht gibt. Und gestern hab ich den gleichen Polizisten erzählt, dass
ich
entführt worden bin und fliehen konnte und auch meinen Sohn erwähnt, den es … –« Sie musste mehrmals schlucken, um den Kloß zu beseitigen, der ihr die Kehle zuschnüren wollte. »Den es

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