Der Trakt
ins Gebäude.
Er musste dem Doktor jetzt sagen, dass sie ein Problem hatten.
38
Rosie lotste Christian vom Parkplatz herunter und befahl ihm, in Richtung Hauptbahnhof zu fahren.
Inzwischen drückte sie ihm die Waffe nicht mehr von hinten gegen den Nacken, sondern lehnte sich zurück und legte den Unterarm auf ihrem Bein ab. Den Lauf der Pistole hielt sie dabei schräg nach oben gerichtet.
Rosies überraschendes Auftauchen hatte Sibylle wieder ein bisschen Kraft gegeben. Sie beugte sich ein Stück nach vorne und sah Christian von der Seite an. »Wer bist du?«, fragte sie, »und was habt ihr mit mir gemacht?«
»Von mir erfährst du kein Wort«, antwortete er düster. »Nachher, wenn Hans uns eingeholt hat, werde ich dir alles erzählen. Und es wird dir nicht gefallen.«
»Lass ihn«, sagte Rosie. »Er soll uns erst mal fahren. Alles andere werden wir sehen.«
Sibylle wollte etwas entgegnen, wollte sagen, dass sie jetzt endlich wissen musste, was man mit ihr gemacht hatte, aber Rosie sah es ihr wohl an. Sie schüttelte nur den Kopf und sagte noch einmal: »Später.«
Nach kurzem Schweigen fragte Sibylle: »Und wie hast du mich jetzt ausgerechnet hier gefunden, Rosie?«
Rosie stieß ein Lachen aus. »Das war schon ziemlich abenteuerlich. Aber wir haben ja noch ein bisschen Zeit, und das darf Herr Drecksack auch ruhig hören. Also, als du bei deiner Freundin warst, sind plötzlich eine Menge Polizisten vor dem Haus aufgetaucht. Ich dachte mir gleich, dass es dabei nur um dich gehen konnte. Ganz sicher war ich, als einer von ihnen an mein Auto kam und sich ausgerechnet als dieser Oberkommissar Grohe vorgestellt hat, von dem du mir erzählt hattest. Der wollte wissen, was ich dort zu suchen habe, und ich hab ihm erzählt, dass ich gerade telefonieren wollte und angehalten habe, weil ich ja als anständige Verkehrsteilnehmerin weiß, dass man während der Fahrt nicht telefonieren darf. Er meinte, ich soll mal bitte sofort weiterfahren, was ich auch gemacht hab – als anständige Verkehrsteilnehmerin.« Sie schmunzelte. »Ich hatte vor, einmal um den Block zu fahren, irgendwo zu parken und dann zu Fuß in die Nähe des Hauses zu kommen, um zu sehen, ob ich dich vielleicht irgendwie warnen könnte. Also bin ich rechts in die nächste Straße und musste erst mal warten, weil so ein blöder Paketdienst-Transporter mitten auf der Straße geparkt war, und als der Fahrer endlich wiederauftaucht – übrigens ein knackiges Kerlchen –, fahr ich noch mal rechts ab, und was glaubst du, sehe ich, als ich gerade mal zweihundert Meter in die Straße reingefahren bin? Da kommt doch dieser hässliche Kerl, der am Tag davor schon neben meinem Haus herumgelungert hat, mit meiner hübschen Sibylle zwischen den Häusern entlangspaziert.«
Christian warf einen schnellen, bösen Blick über die Schulter zurück, aber Rosie redete einfach weiter.
»Und schräg gegenüber steht ein anderer Typ, und zwar so gewollt unauffällig, dass es nur ein Polizist sein konnte. Ich dachte schon, Mist, jetzt haben sie dich, aber der Herr Polizist hat keinerlei Anstalten gemacht, dich aufzuhalten oder so – was ich eigentlich sehr seltsam fand, aber du hattest mir erzählt, dass einer von denen das schon mal gemacht hatte.«
»Ja, das war Kommissar Wittschorek«, erklärte Sibylle.
»Ich habe also meinen Wagen da, wo ich gerade war, am Straßenrand abgestellt und bin euch mit einigem Abstand gefolgt. Kindchen, ich kam mir vor wie Miss Marple!«
Sie warf einen Blick nach draußen und sagte dann nach vorne gerichtet: »Ich hoffe für dich, du nimmst den kürzesten Weg Richtung Bahnhof, Drecksack.« Dann wandte sie sich wieder Sibylle zu. »So, und als ihr zusammen in dieses kleine Hotel in Regensburg gegangen seid, da hab ich schon befürchtet, du machst jetzt irgendeinen Schweinkram mit dem Kerl. Als er dann alleine und mit dem Telefon am Ohr wieder herauskam, war ich beruhigt.«
Sibylle sah nach vorne. »Der Kommissar gehört auch zu euch, und du bist kein Polizist, oder?«
»Ich und Polizist?« Er lachte laut auf und sah sie durch den Rückspiegel an. »Das war Martins Idee. Der Witz des Jahrhunderts. Und wo wir schon dabei sind, ich heiße nicht Christian, sondern Robert. Aber du darfst Rob zu mir sagen.« Er schien den Schock, von Rosie überwältigt worden zu sein, überwunden zu haben. »Ja, du hast recht, der gute Kommissar Martin Wittschorek gehört zu uns. Wir haben ihn uns ehrlich gekauft.«
Wieder lachte er, während Sibylle
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