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Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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bei der kleinsten Bewegung ab, und es macht mir absolut nichts aus, Drecksack.« Eine
bekannte
Stimme. Sibylle wurde schwindlig. Von der Person selbst, die hinter Christian stand, konnte sie nur einen Teil der Kleidung und seitlich neben Christians Kopf ein Stück eines grünen Seidentuches mit weißem Muster sehen.
Rosie!
    Christian stand wie erstarrt und bewegte sich auch nicht, als eine sommersprossige Hand um ihn herumgriff und ihm langsam und vorsichtig die Pistole wegnahm.
    Erst, als die Waffe nicht mehr auf Sibylle gerichtet war, wurde sie schnell zurückgezogen. Eine andere Hand tauchte auf. Sie hielt ein Aststück, das sie nun zur Seite schleuderte, während der Lauf der Pistole gegen Christians Kopf gedrückt wurde. Mit einer schnellen Bewegung zog die Person sich das Tuch vom Kopf. Darunter kamen Haare in einem Rot zum Vorschein, wie Sibylle sie nur einmal in ihrem Leben gesehen hatte.
    »Rosie«, flüsterte sie. »Wie …?«
    »Kindchen«, sagte Rosie, »hast du wirklich gedacht, ich lasse dich im Stich?«
    »Aber … –«
    Rosie winkte ab. »Später. Erst mal – was ist mit deinem Jungen?«
    »Mit meinem … – Den gibt es nicht«, sagte Sibylle und spürte, dass ihr sofort die Tränen in die Augen schossen.
    »Was?« Rosie riss die Augen weit auf. »Bist du dir sicher?«
    Sibylle zögerte zwar kurz, nickte dann aber.
    »Herrje! Das musst du mir alles haarklein erzählen, aber lass uns erst mal hier verschwinden, bevor dieser Zombie wiederauftaucht. Und diesen Herrn nehmen wir für alle Fälle mit.«
    Sie zog die Pistole von Christians Kopf weg und drückte sie ihm in den Rücken. Dass sie dabei nicht sehr zimperlich war, konnte Sibylle an seinem schmerzverzerrten Gesicht sehen.
    »Nimm sofort die Waffe weg, verdammte Scheiße! Ihr kommt keinen Kilometer weit! Hans wird dir mit Genuss die Kehle durchschneiden.«
    »Weißt du, was mich wundert, Drecksack?«, sagte Rosie unbeeindruckt. »Dafür, dass du so große Töne spuckst, zitterst du gewaltig. Ist dir kalt?«
    Sibylle hatte sich noch immer nicht wieder gefangen. Sie bekam den Sturm in ihrem Kopf einfach nicht gebändigt.
    »Rosie, ich dachte, du wärst … Oh mein Gott. Rosie, es … Es tut mir so leid.«
    Rosie schüttelte den Kopf, schlug Christian mit der freien Hand auf die Schulter und zeigte zum Rand des Parkplatzes, wo ein dunkler Renault Clio stand.
    »Dahin! Los jetzt, Beeilung.«
    Sibylle folgte den beiden wie in Trance. Als sie den Wagen erreicht hatten, hielt Rosie Christian den Schlüssel hin: »Du fährst. Ich setze mich hinter dich und halte den Lauf der Waffe auf deinen Nacken gerichtet. Und damit das klar ist: Ich habe die Nase voll von großkotzigen Feiglingen, die sich an Frauen vergreifen. Und ich habe keine Skrupel, dir eine Kugel in den Kopf zu jagen, denn du bist ein elender Verbrecher, und wenn ich einen elenden Verbrecher erschieße, dann ist das Notwehr. Alles klar?«

37
    Hans war wütend.
    Du hast mich geküsst,
hatte Jane gesagt. Und Rob, er
hätte noch mehr getan, wenn du nicht so prüde gewesen wärst.
Sie hatte ihn abgewiesen.
    Zerbrechlich. Mit diesem Gedanken flackerte etwas in Hans auf. Aber es war nur ein kurzes Zucken, dann musste er wieder an Rob denken.
    Nicht nur, dass er versucht hatte, Jane zu beschmutzen, er hatte ihn vor ihr bloßgestellt.
    Rob hatte ihm die Schuld für seine eigene Unfähigkeit gegeben. Jane hätte nie unbemerkt das Hotel verlassen, wenn Rob in seinem Zimmer gewesen wäre, anstatt bei ihm herumzusitzen.
    Und er hatte ihn herumkommandiert, obwohl er nicht sein Vorgesetzter war.
    Hans zeigte es niemandem, wenn er wütend war. Er ließ nicht einmal das innere Beben zu, das in ihm aufsteigen wollte. Wenn man auf jemanden wütend war, kam das meist daher, dass man denjenigen für sein dummes Verhalten nicht bestrafen konnte. Wenn man aber ganz konsequent jeden bestrafte, auf den man wütend sein musste, wühlte diese Wut einen nicht mehr auf. Man hatte ja die Gewissheit, die Genugtuung würde kommen.
    So ging Hans mit schnellen Schritten an der Rezeption vorbei, er registrierte den Kerl mit den gelben Haaren, beachtete ihn aber nicht weiter, er wusste, der würde ihn nicht aufhalten. Beim Anblick dieses Kerls hätte er jedes Mal am liebsten sein Famas-Bajonett aus dem Lederholster gezogen und ihm damit eigenhändig diese gelben Haare vom Kopf geschnitten.
    Neben einer der Türen unterhalb der Galerien tippte Hans einen fünfstelligen Code ein, 5–3–7–9–8, woraufhin das Schloss

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