Der Traum aus dem unordentliche Zimmer
sehen.
»Jetzt!«, schrie ich und sprang so hoch wie möglich. So hoch sprang ich, dass ich Pilan in die Hand stach. Gleichzeitig ließ er den Pfeil los. Der Pfeil flog schneller als jemals ein Pfeil geflogen war. Ich sah, wie er durch den Ring flog und den Apfel in der Mitte traf.
Die Menge atmete auf. Alle waren glücklich, dass Pilan es geschafft hatte und nun seine Wahl zwischen den Truhen treffen konnte.
Die Truhen wurden gebracht und vor Pilan hingestellt. Eine war aus Gold, die zweite aus Silber und die dritte aus Eisen. Alle warteten gespannt, für welche Truhe sich Pilan entscheiden würde. Ich hatte große Angst, weil ich wusste, dass in einer Truhe Feuer und in der anderen Schlamm waren. Vielleicht war in der dritten Truhe etwas noch Schlimmeres versteckt.
Aber meine Sorge war unbegründet. Pilan sagte, Gold interessiere ihn nicht, denn seine beste Freundin sei das Reh mit den goldenen Hufen. Silber interessiere ihn auch nicht, denn er habe einen guten Freund, den Wolf mit dem silbernen Fell. Die Freundschaft mit den beiden bedeute ihm mehr als alles Gold und Silber der Welt. Dann nahm er mich fest in seine Hand und entschied sich für die eiserne Truhe. Denn, so meinte er, Eisen wäre gut, weil man aus Eisen viele nützliche Sachen herstellen könne.
Die eiserne Truhe wurde geöffnet und es passierte nichts. Nur tausende weiße Schmetterlinge flogen heraus. Sie flatterten auf Pilan zu und ließen sich auf ihm und mir nieder. Gleichzeitig öffneten sich von selbst die goldene und die silberne Truhe und Gold und Silber flössen heraus.
»Du hast gut gewählt«, sprach der König. »Du kannst Pinzessin Belda heiraten.«
Ich war sehr glücklich. Pilan hatte die richtige Wahl getroffen. In meinem Innersten war ich immer davon überzeugt gewesen, dass er es gut machen würde. Noch ein bisschen glücklicher wurde ich bei dem Gedanken, dass ich nun bald Prinzessin Belda sehen würde.
Der König führte seine Tochter zu Pilan. Sie war ganz in Weiß gekleidet und ihr Gesicht war von einem dichten Schleier verdeckt. Die beiden standen eine Weile, ohne zu sprechen, einander gegenüber. Ich sah, dass sie schön war, obwohl ich ihr Gesicht durch den dichten Schleier nicht erkennen konnte.
Pilan nahm seine Flöte und spielte. Gleichzeitig begann die Prinzessin zu singen. Die Musik war wundervoll. Ich hatte noch niemals eine so schöne Stimme gehört. Belda sang über die erste Liebe. Als das Lied zu Ende war, jubelten ihr alle, die sie gehört hatten, zu. Ich war auch bezaubert. Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich durch die Luft getanzt wie die Schmetterlinge.
Pilan nahm mich von seinem Hals und sagte: »Geliebte Prinzessin. Ich schenke dir diesen Stein, den ich auf dem Weg zu dir in dieser Nacht neben dem Feuer gefunden habe. Dieser Stein hat mir geholfen mit dem Pfeil durch den Ring den Apfel zu treffen und mich für die richtige Truhe zu entscheiden. Damit hat er mir ermöglicht dich heiraten zu dürfen. Nimm also diesen Stein als Zeichen meiner ewigen Liebe.«
Ich war so glücklich wie nie zuvor in meinem Leben. Nun konnte ich für immer in Beldas Nähe sein. Noch glücklicher machte mich der Gedanke, dass ich keine magische Formel kannte, mit der ich aus dieser Geschichte zurückkehren konnte. Denn ich wollte für immer hier bleiben und nie mehr nach Hause zurückkehren.
Die Prinzessin nahm das Geschenk, küsste mich und sagte:
... aber was sie sagte, konnte ich nicht hören, denn nach diesem wundervollen Zauberkuss kam mein Zauberwind und brachte mich in mein Bett, in mein Zimmer, das gar nicht mehr wie meines aussah.
Das ordentliche Zimmer
Doch, es war mein Zimmer. Aber ich konnte es fast nicht wieder erkennen. Nichts von meinen Sachen war dort, wo ich es hingelegt hatte. Mit einem Satz: Mein Zimmer war so ordentlich aufgeräumt wie noch nie.
Aber etwas anderes war viel schlimmer: Ich konnte den Zwerg nirgends entdecken. Dabei brauchte ich ihn so dringend! Er musste mich unbedingt noch ein letztes Mal ins Geschichtenland schicken, damit ich erfahren konnte, was mit Pilan und Belda weiter passierte. Deshalb sprang ich aus dem Bett und suchte ihn im ganzen Zimmer. Er war nirgendwo.
Vielleicht hat er sich zwischen meiner Steinesammlung versteckt, dachte ich und suchte nun nach meinen Steinen. Aber auch die Steine waren nirgends. Nicht neben dem Mandarinenbaum, nicht unter dem Bett und nicht im Schrank.
Doch, sie waren im Schrank, aber im obersten Regal, wo ich sie nie hingetan
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