Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)
abreise, spätestens morgen. Aber ich komme zurück!“
„Du klingst nicht gerade glücklich“, stellte sie fest.
„Glücklich? Erwartest du ernsthaft von mir, dass ich glücklich bin?“ Er presste die Lippen aufeinander. „Du hast dich nicht an meine Anordnung gehalten. Du bist direkt in die Schusslinie gerannt, anstatt in deinem Versteck zu bleiben, wie ich es dir gesagt hatte. Dieses idiotische Frauenzimmer hätte dich erschießen können!“
„Ich hatte die kugelsichere Weste an.“ Sie war stolz auf sich, wie ruhig sie das betonte.
„Diese verdammte Weste verbessert die Chancen, aber sie ist keine Garantie! Der Punkt ist, dass du dich nicht an den Plan gehalten hast. Du hast dein Leben für dieses blöde Pferd aufs Spiel gesetzt! Natürlich will ich auch nicht, dass es verletzt wird, aber …“
„Es ging mir nicht um Pleasure“, unterbrach sie ihn. „Es ging um dich.“ Sie hielt den Blick zum Fenster hinaus auf die schneebedeckten Felder gerichtet.
Lange blieb es still im Wagen.
„Um mich?“, hakte er schließlich vorsichtig nach.
„Ja, um dich. Ich wusste, dass Pleasure sofort auf dich zugehen würde, mein Geruch hängt in deiner Kleidung. Damit hätte er dich abgelenkt, dich angestupst und vielleicht sogar umgestoßen.“
MacNeil schwieg. Die Erkenntnis, dass Maris ihr eigenes Leben riskierte, um seines zu retten, war ein Schock für ihn. Er tat so etwas regelmäßig für andere, aber das war schließlich sein Job – Risiken eingehen, um andere zu schützen. Doch nie zuvor hatte er solche Angst gekannt, wie sie ihn in dem Augenblick überkommen hatte, als Maris Joans Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte. Und er hoffte inbrünstig, dass er diese Angst nie wieder ausstehen musste.
„Ich liebe dich“, sagte Maris leise.
Verdammt. Mit einem stillen Seufzer verabschiedete MacNeil sich von seinem Junggesellenleben. Maris’ Mut erschütterte ihn, verlangte ihm Respekt und Demut ab. Keine andere Frau hätte sich mit derselben Courage für ihn eingesetzt wie Maris, weder physisch noch emotional. Sie brauchte keine Spielchen zu spielen, versuchte nicht, die Kontrolle an sich zu reißen. Sie wusste es einfach und akzeptierte es. Er hattees in ihren unergründlichen dunklen Augen gesehen … eineinstinktive Weisheit, ein Wissen, das nur wenige Menschen im Leben erreichten. Wenn er sie gehen ließ, würde er den größten Fehler seines Lebens machen.
MacNeil hielt nichts von Fehlern. Vor allem nicht, wenn sie zu vermeiden waren.
„Wie lange dauert es in Kentucky, den Papierkram für eine Heirat zu erledigen?“, fragte er unvermittelt. „Wenn es morgen nicht klappt, fliegen wir nach Las Vegas – vorausgesetzt, der Doktor bestätigt, dass alles mit dir in Ordnung ist.“
Auch wenn er nicht von Liebe gesprochen hatte, wusste Maris, dass er sie liebte. Sie lehnte sich zufrieden in den Sitz zurück. „Mir geht es bestens“, sagte sie im Brustton der Überzeugung.
10. KAPITEL
I n Las Vegas zu heiraten scheint Tradition in unserer Familie zu werden“, überlegte Maris laut am nächsten Tag, als ihr frisch angetrauter Ehegatte sie in die Hotelsuite schob. „Zwei meiner Brüder haben auch in Vegas geheiratet.“
„Zwei? Wie viele Brüder hast du denn?“
„Fünf, alle älter als ich.“ Auf dem Weg zu dem großen Fenster lächelte sie ihn über die Schulter an und schaute dann hinaus auf die untergehende Sonne, die glutrot am Horizont versank. Seltsam, wie verbunden sie sich ihm fühlte, wenn sie doch kaum Zeit zum Reden gehabt hatten, um mehr voneinander zu erfahren. Die Ereignisse hatten sie unvermittelt mitgerissen, wie der Sturm über dem Meer die Möwen vor sich her trieb.
Der Ambulanzarzt in der Klinik hatte bei Maris eine leichte Gehirnerschütterung diagnostiziert und ihr geraten, es ein, zwei Tage langsam angehen zu lassen. Dabei hatte er ihr schmunzelnd zugestimmt: Wäre die Verletzung so schwer, dass sie in ein Koma fallen könnte, dann wäre das sicherlich längst eingetreten. Außerdem war im Laufe des Tages immer mehr von Maris’ Erinnerungsvermögen zurückgekehrt. Da sie also die Lücken hatte füllen können, wusste sie auch, dass alles wieder in Ordnung mit ihr war.
Beruhigt hatte MacNeil sie nach Solomon Green zurückgefahren und sich beeilt, den Job endgültig abzuschließen und die notwendigen Berichte zu schreiben, um sich dann ganz und gar auf die Vorbereitung der Heirat konzentrieren zu können. Während Maris schlief, hatten er und Dean gearbeitet. Danach
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