Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)
vorbereitet, einschließlich der kompletten Verweigerung, die Rolle zu übernehmen. Gestern Abend bei der Generalprobe jedoch war Nick feierlich den Mittelgang entlanggeschritten und hatte aus ihrem Körbchen andächtig die Blütenblätter gestreut, stolz darauf, dass alle Blicke auf ihr ruhten. Ob die Kleine das jedoch auch so perfektmachen würde, wenn die Kirche voller Leute war, blieb abzuwarten. Auf jeden Fall sah sie entzückend aus in ihrem langen rosa Kleidchen mit der dicken Schleife und den Blumen in den seidigen schwarzen Locken.
Barrie und Caroline waren die Modeexperten der Mackenzie-Familie, somit hatten sie auch die Verantwortung für Maris’ Frisur und Make-up übernommen. Sie entschieden sich für eine schlichte Haartracht und schminkten sie dezent, um Maris’ zartes Gesicht nicht zu erdrücken. Barries Arbeit an der Frisur war abgeschlossen, sie hatte sich auf einen Schaukelstuhl zurückgezogen, um die Zwillinge noch einmal zu stillen. Flaschenmilch benutzte Barrie nur als Zusatz, die Muttermilch hielt die Jungen länger satt. Und Barrie wollte die Babys nicht unbedingt während des Empfangs füttern müssen.
Mary war schnell klar geworden, dass das Mackenzie-Haus, so groß es auch war, nicht allen geladenen Hochzeitsgästen genügend Platz bot. Der erste Weihnachtstag in diesem Jahr fiel auf einen Mittwoch, und in der Kirche stand schon der große geschmückte Weihnachtsbaum mit Hunderten von hellen Lichtern. Als Dekoration waren überall Palmwedel und immergrüne Tannenzweige angebracht, die die Kirche mit ihrem Duft füllten. Über dem Eingang, in den Fenstern und beim Altar hingen Lichterketten, Dutzende von weißen Kerzen ließen das Innere in glänzendem Licht erstrahlen und verliehen dem Ganzen eine märchenhafte Atmosphäre.
Es war Heiligabend, eine Zeit, da die meisten Bewohner der kleinen Gemeinde normalerweise zu Hause mit ihrer Familie feierten oder die letzten Vorbereitungen für den ersten Weihnachtstag trafen. Doch in diesem Jahr waren sie alle zu der Hochzeit eingeladen. Im Hinterzimmer der Sakristei vernahm Maris den langsam ansteigenden Geräuschpegel, als mehr und mehr Gäste ankamen.
Mit Tränen in den schieferblauen Augen betrachtete Maryihre Tochter, die sich für ihre Hochzeit bereitmachte. Dass Mac und Maris bereits standesamtlich geheiratet hatten, war unerheblich. Das hier war die Trauung, die zählte. Das hier war ihre geliebte Tochter, die so zart und schön im Brautkleid vor ihr stand – silberweiß, eine Farbe, die Maris’ Haar silbrig schimmern ließ.
Mary erinnerte sich an den Moment, als sie ihre Tochter zum ersten Mal erblickt hatte, Sekunden nach der Geburt, sie war so winzig und so süß gewesen. Wie das Baby, nur Minuten alt, mit großen, dunklen Augen die Welt betrachtet hatte. Mary sah wieder Wolf an ihrem Bett stehen, Tränen in den eigenen schwarzen Augen, wie er Maris in seinen Armen hielt und das winzige Bündel vorsichtig an seine breite Brust drückte, als sei es das Wertvollste auf der Welt für ihn.
Es gab Tausende solcher Erinnerungen: der erste Zahn, der erste Schritt, das erste Wort – „Pferdchen“, was sonst. Maris, die zum ersten Mal auf einem Pony saß, die dunklen Augen glücklich strahlend vor Begeisterung, während ihr Vater sie mit einem Arm sicher stützte. Maris, die ihrem Vater überall hin folgte wie ein Schatten. Maris in der Schule, die sich mit fliegenden Fäusten in jede Rauferei stürzte, in die einer ihrer Brüder verwickelt war, um dem Bruder zu Hilfe zu eilen, auch wenn die Jungen mindestens doppelt so groß waren wie sie. Maris, die herzzerreißend schluchzte, als ihr altes Pony starb, und überglücklich strahlte, als Wolf ihr zu Weihnachten ihr erstes „richtiges“ Pferd schenkte.
Mary erinnerte sich an Maris’ erste Verabredung mit einem Jungen, und daran, wie Wolf nervös und übellaunig durchs Haus getigert war, bis sein Baby heil und sicher wieder unter sein Dach zurückkam. Mary musste lächeln, als sie an eine ganz bestimmte Gelegenheit dachte. Wolf, zusammen mit Zane, Josh und Chance, war den ganzen Abend über im Zimmer auf- und abgelaufen, wären Joe und Mike ebenfalls zu Hause gewesen,hätten sie zweifelsohne mitgemacht. Dem armen Jungen, der immerhin so viel Mut aufgebracht hatte, Maris auszuführen, war das Herz in die Hose gerutscht, als er das Mädchen dann nach Hause brachte und von vier Mackenzies auf der Veranda empfangen wurde. Er hatte Maris nie wieder um eine Verabredung gebeten.
Mit den
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