Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)
vor Schmerz das Gesicht, nicht nur waren die Gaumen erstaunlich hart, auch standen die ersten zwei Zähnchen kurz vor dem Durchbrechen. Dennoch, Chance hielt durch und überließ dem Kleinen seinen Daumen. Bis Mom mit einem nassen kalten Waschlappen als Beißringersatz den Raum betrat und ihren Sohn rettete.
Das war Chances erste Erfahrung mit Babys gewesen, und von jenem Tag an fühlte er sich wehrlos und wie Wachs in den Händen der stetig wachsenden Parade von Neffen, die seine vitalen Brüder und Schwägerinnen in die Welt setzten. Es schien sogar schlimmer zu werden, denn bei Zanes dreien stand er auf absolut verlorenem Posten.
„Ach, übrigens, Maris erwartet ihr Erstes.“
Chances Kopf ruckte hoch, ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Seine kleine Schwester war seit neun Monaten verheiratet und haderte schon die ganze Zeit über mit sich, wieso sie nicht direkt nach der Hochzeit schwanger geworden war.
„Wann ist es so weit?“ Chance verlegte grundsätzlich alle Termine, wenn es darum ging, bei der Ankunft eines neuen Mackenzies dabei zu sein. Dieses Baby würde zwar MacNeil heißen, aber das war eine unwesentliche Nebensächlichkeit.
„Im März. Sie behauptet, dass sie bis dahin wahnsinnig geworden ist, weil Mac sie nicht aus den Augen lässt.“
Chance lachte in sich hinein. Außer ihrem Vater und ihren Brüdern war Mac der einzige Mann, der sich von Maris nicht einschüchtern ließ. Wahrscheinlich war das auch einer der Gründe, warum sie ihn so sehr liebte. Wenn Mac entschieden hatte, dass Maris während der Schwangerschaft kürzer zu treten hatte, gab es wenig Hoffnung für sie, dem strengen Reglement zu entkommen.
Mit dem Kopf deutete Zane auf die Aktenmappe, die Chance mitgebracht hatte. „Wirst du mir davon erzählen?“
Zane meinte damit mehr als nur die Fakten, die in der Akte standen, das war Chance klar. Zane wollte wissen, warum sein Bruder persönlich vorbeikam, anstatt die Daten per Computer zu übermitteln. Zane kannte Chances Auftragsplan als Einziger, und laut Plan hätte dieser im Moment eigentlich in Frankreich sein sollen. Chance hatte nicht einmal vorher angerufen, um sich bei seinem Bruder anzumelden.
„Ich wollte kein Risiko eingehen, dass eventuell etwas durchsickert.“
Zane zog eine Augenbraue hoch. „Wir haben ein Sicherheitsproblem?“
„Nicht dass ich wüsste. Und ich mache mir nur Sorgen um das, was ich nicht weiß. Wie schon gesagt, niemand darf auch nur den geringsten Verdacht haben. Das hier geht nur dich und mich etwas an.“
„Du machst mich neugierig.“ Zanes blaue Augen funkelten interessiert auf.
„Crispin Hauer hat eine Tochter.“
Zwar richtete Zane sich nicht auf, aber seine Miene wurde hart. Crispin Hauer stand seit Jahren ganz oben auf ihrer Liste. Allerdings war der Terrorist ebenso schwer zu fassen wie gefährlich. Noch immer versuchten sie, an ihn heranzukommen, suchten nach irgendeiner Schwäche, um ihm eine Falle stellen zu können. Bisher hatten sie nur eine Heiratsurkunde gefunden. Vor fünfunddreißig Jahren hatte Hauer eine gewisse Pamela Vickery in London geheiratet. Die Frau war nicht lange nach der Hochzeit spurlos verschwunden. Chance ging wie alle anderen auch davon aus, dass Pamela tot war, entweder durch die Hand ihres Ehemannes oder durch die seiner Feinde.
„Wer ist sie?“, fragte Zane jetzt. „Und wo ist sie?“
„Sie heißt Sonia Miller, und sie hält sich hier in den Staaten auf.“
Zanes Blick wurde lauernd. „Den Namen kenne ich.“ Chance nickte. „Ja, sie ist der Kurier, dem letzte Woche in Chicago angeblich die Sendung gestohlen wurde.“
Das „angeblich“ war Zane nicht entgangen. „Du glaubst, es war eine abgekartete Sache?“
„Wäre gut denkbar. Ich fand die Verbindung, als ich Miss Miller überprüfte.“
„Hauer muss doch klar sein, dass sie überprüft wird, wenn sie ein Paket verliert. Vor allem eines mit Unterlagen der Luftwaffe. Wieso sollte er ein solches Risiko eingehen?“
„Vielleicht glaubte er, wir würden nichts finden. Das Mädchen wurde adoptiert. Hal und Eleanor Miller sind als Eltern eingetragen, und deren Weste ist blütenrein. Ich wäre nie darauf gekommen, wenn ich nicht versucht hätte, mir die Geburtsurkunde auf den Bildschirm zu holen. Und siehe da … Hal und Eleanor hatten nie Kinder, es gibt keine Geburtsurkunde für die kleine Sonia Miller. Also fing ich an, ein wenig tiefer zu graben. Und fand die Adoptionsakte.“
Zane zeigte sich beeindruckt.
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