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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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bewusstlos.
    »Kommt er durch?«, fragte Dietrich mit einem würgenden Kloß im Hals. Das Gefühl des Sieges – sofern er es überhaupt an diesem Tag zugelassen hatte – verflog im Nu.
    In jeder Schlacht starben Menschen; Männer, für die er Verantwortung trug und von denen manche besonders eng mit ihm verbunden waren. Sollte jetzt Lukas auch noch sterben, war vielleicht der Preis zu hoch, den er für den eben errungenen Sieg gezahlt hatte.
    »Ich kann es noch nicht sagen«, antwortete Marthe verzweifelt. »Manchmal heilen solche Wunden wieder … mit etwas Glück … Doch er hat viel Blut verloren …«
    Mit dem Handrücken rieb sie sich über die Augen.
    »Kann ich irgendetwas tun? Benötigt Ihr etwas? Soll ich Euch noch eine Magd schicken, die Euch zur Hand geht?«, bot er an, während er ein paar Schritte näher trat. Thomas folgte ihm dicht nach. Er wirkte bedrückt.
    »Danke … Was wir jetzt brauchen, ist Geduld … und Gottes Beistand.«
    »Ich werde eine Kerze für ihn anzünden. Und wenn gute Nachrichten zu seiner Heilung beitragen, dann sagt ihm, wenn er zu sich kommt, dass mein Bruder heute alle unsere Forderungen akzeptieren musste.«
    »Das werde ich«, sagte Marthe und lächelte matt. »Meinen Glückwunsch zu Euerm Sieg!«
    Dietrich hatte das Gefühl, dass er jetzt besser gehen und die beiden allein lassen sollte. Er beschloss, nach den anderen Verwundeten zu sehen, und wenn Clara dort abkömmlich war, sie ihrer Mutter zur Unterstützung zu schicken.
    Doch dazu sollte er keine Gelegenheit mehr finden. Vor Marthes Kammer wartete einer seiner Sergenten auf ihn, von einem Bein aufs andere tretend. Offenbar wollte er eine wichtige Nachricht loswerden, hatte aber nicht gewagt, den Grafen beim Krankenbesuch zu stören.
    »Es ist jemand eingetroffen, der Euch zu sprechen wünscht, Hoheit«, berichtete der junge Mann, nachdem er dazu aufgefordert worden war. »Ein Ritter, der Bote Eures Bruders.«
    Dietrich starrte den Sergenten an, in Gedanken bereits aufs höchste alarmiert.
    Hatte sein Bruder einen Vorwand gefunden, irgendeinen Winkelzug, um den gerade erst beschworenen Vertrag zu brechen? Waren Schwierigkeiten bei der Übergabe der Gefangenen eingetreten?
    Er gab Thomas das Zeichen, ihm zu folgen, und lief so schnell es ging, ohne überhastet zu wirken, die Treppe hinab.
    Als sie den Hof erreichten, löste sich für sie das Rätsel auf einen Blick, erleichternd und bedrückend zugleich.
    Es war Raimund, der dort wartete. Elisabeth begleitete ihn, und sie führten neben ihren eigenen noch ein halbes Dutzend kostbarer, zumeist junger Pferde.
    Der Muldentaler und seine Frau verneigten sich, dann sagte Raimund: »Wenn Ihr es wünscht, würde ich gern in Eure Dienste treten, Graf. Ich habe beschlossen, Euerm Bruder die Gefolgschaft aufzukündigen. Vermutlich bin ich damit meiner Hinrichtung zuvorgekommen. Soll er meine Ländereien an einen seiner Mordgesellen vergeben! Ich habe niemanden mehr, dem ich sie vererben könnte. Die besten meiner noch verbliebenen Pferde bringe ich mit – als Geschenk für Euch, ausgenommen den Grauschimmel. Ich bin sicher, Ihr werdet Verwendung für sie haben.«
    Dietrich sah den Schmerz in den Gesichtern von Raimund und Elisabeth, und bei beiden konnte er Züge erkennen, die ihn an ihren Sohn erinnerten.
    »Willkommen in Weißenfels«, sagte er voller Wärme. »Eure Dienste nehme ich gern an. Doch nicht ein solches Geschenk! Seid heute Abend Ehrengäste an meiner Tafel, und morgen werden wir schauen, welches Stück Land ich Euch als Lehen geben kann, auf dem Ihr mit diesen Pferden ein neues Gestüt aufbaut.«
    Er hinderte die beiden daran, vor ihm niederzuknien. »Thomas soll Euch helfen, die Pferde unterzubringen.«
    »Der Grauschimmel ist für dich«, sagte Raimund mit aller Entschiedenheit zu Marthes Sohn und wies auf das kostbarste Tier. »Er ist noch ein bisschen jung und wild und nicht fertig ausgebildet, aber ich bin sicher, ihr werdet gut miteinander zurechtkommen. Weil er von allen Nachfahren Dragos dem Pferd deines Vaters am ähnlichsten sieht, haben wir ihm auch diesen Namen gegeben.«
    Thomas hatte schon beim Anblick des Pferdes der Atem gestockt – eben weil es genauso aussah wie der beste Hengst seines Vaters, den er noch aus Kindheitsjahren in Erinnerung hatte. Ein äußerst edles Tier, ein Geschenk des böhmischen Herzogs an Markgraf Otto. Weil niemand es reiten konnte außer Christian, hatte der Markgraf es ihm überlassen.
    »Das kann ich nicht

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