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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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absehen.
    »So schnell kriegt mich keiner tot«, versuchte Lukas, die Sache herunterzuspielen.
    Dankend lehnte Dietrich Marthes Angebot ab, ihm etwas zu trinken einzuschenken.
    »Fühlt Ihr Euch kräftig genug für ein ernsthaftes Gespräch?«, fragte er, woraufhin Lukas nickte und fragend die Augenbrauen hob. Marthe dagegen machte ganz den Eindruck, als ahne sie bereits, was nun folgen würde. Vermutlich war es auch so.
    »Zunächst möchte ich Euch fragen, ob Ihr in meine Dienste treten würdet. Ich hätte Euch beide gern an meiner Seite hier auf Weißenfels. Und ich suche zwei zuverlässige Gefolgsleute, die Amt und Arbeit von Gottfried und dessen Frau übernehmen.«
    Bevor Lukas etwas dazu sagen konnte, hob er die Hand. »Lasst mich zu Ende reden. Ihr müsst zuvor noch eine andere Sache erfahren, wenngleich sie mit dieser nichts zu tun hat.«
    Auf keinen Fall wollte er den Eindruck erwecken, sich die Zustimmung zu seinem Verhältnis mit Clara durch ein ehrenvolles Amt zu erkaufen.
    Er atmete tief durch und sandte in Gedanken ein kurzes Gebet mit der Bitte zum Himmel, nicht gleich die Freundschaft und Achtung dieser beiden Menschen zu verlieren, an denen ihm viel lag.
    »Bis zu dem Tag, an dem sich meine Heirat mit Jutta nicht mehr aufschieben lässt, ist Clara meine offizielle Geliebte. Ich werde alles tun, um ihren Ruf zu schützen, und ihr ein Auskommen auf Lebenszeit sichern. Unsere Kinder, sollte sie mir welche schenken, werde ich anerkennen und lieben, ihnen wird es an nichts fehlen. Und ich wäre sehr froh über Euern Segen.«
    Nun war es heraus.
    Über Marthes Gesicht flackerte ein schmerzlicher Ausdruck, dann glaubte er ein verständnisvolles Lächeln auf ihrer ernsten Miene zu sehen.
    Lukas dagegen wurde noch blasser und zornig.
    »Ich gedenke das nicht zu diskutieren«, fuhr Dietrich fort, bevor Lukas etwas erwidern konnte, und stand auf. »Ich hatte Euch bei Eurer Ankunft um Claras Hand gebeten. Umstände, die Ihr selbst am besten kennt, zerschlugen meine Träume von dieser Heirat. Angesichts meines Verlöbnisses war ich entschlossen, auf sie zu verzichten, um ihre Ehre zu wahren. Doch nun ist es geschehen und unumkehrbar. Ich nehme die gesamte Verantwortung auf mich. Clara trifft keine Schuld. Ich liebe Eure Tochter, sie liebt mich. Wenn Ihr uns Euern Segen gewährt, würde mir das sehr viel bedeuten. Wenn nicht – verzichten kann ich nicht auf sie.«
    Ein quälender Hustenanfall bestrafte Lukas’ Versuch, tief Luft zu holen. Marthe legte ihre Hand besorgt auf seine Brust, bis er wieder ruhig atmen konnte. Dann reichte sie ihm etwas zu trinken.
    Geduldig wartete Dietrich auf eine Antwort.
    »Unumkehrbar?«, sagte Lukas heiser und verbittert, als er endlich wieder sprechen konnte. Plötzlich schien er um Jahre gealtert. »Dann ist es wohl so. Doch Ihr könnt nicht erwarten, dass ich hierbleibe und mit ansehe, wie Ihr meine Stieftochter ins Gerede bringt. Sobald ich wieder in den Sattel kann, reiten meine Frau und ich zurück nach Eisenach. Sucht Euch einen anderen für Gottfrieds Amt.«
    »Lukas!«
    Marthes Miene ließ erkennen, dass sie erschrocken über die Härte dieser Entscheidung war.
    »
Das
gedenke
ich
nicht zu diskutieren!«, sagte er schroff, bevor sie ihre Meinung vorbringen konnte. Betroffen sah sie zu Dietrich.
    »Ich bedaure es sehr, Euch zu verlieren.« Er drehte sich um und schritt ohne ein weiteres Wort hinaus.
    Im Gehen konnte er hören, wie Marthe leise auf ihren Mann einsprach.
     
    Es dauerte einen ganzen Tag beharrlichen Redens, bis Lukas bereit war, Clara zu sehen, und Marthe auch sicher sein konnte, dass ihre Tochter diese Unterhaltung unbeschadet überstand. Seine Enttäuschung war einfach zu groß.
    »Sie lieben sich schon so lange und haben verzichtet, um Anstand und Moral zu wahren … Aber irgendwann lässt sich das nicht verhindern, was passiert ist, ebenso wenig wie Regen und Sonnenschein«, argumentierte sie, und was sollte er dem entgegensetzen? Es war ohnehin zu spät.
    »Es tut mir leid, wenn ich Eure Erwartungen enttäuscht habe. Aber mir tut nicht leid, was geschehen ist«, sagte Clara, gleich nachdem sie die Kammer betreten hatte.
    Lukas musterte sie mit bekümmertem Blick.
    »Bist du dir der Konsequenzen bewusst?«, fragte er. »An dem Tag, an dem Dietrich Jutta heiratet, wirst du allein dastehen. Du wirst diese Burg verlassen müssen, und jedermann wird mit Fingern auf dich zeigen: Das ist die Frau, die dem Grafen von Weißenfels beigelegen hat. Seine

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