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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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bliebe, bekäme er unweigerlich als Erster auf dem Burgberg den Zorn des Fürsten zu spüren, und der würde vermutlich biblische Ausmaße annehmen.
    Doch der geheime Mittelsmann befahl ihm im Namen seines Auftraggebers, unter allen Umständen zu bleiben und sich auch künftig Albrechts Vertrauen zu sichern.
    »Dann benötige ich mehr Silber und vor allem Gold für meine Experimente! Für kostspielige Zutaten und Mixturen! Ich muss dem Fürst Neues, Erstaunliches vorweisen können, damit er mich nicht davonjagt oder aufknüpfen lässt«, jammerte Eustasius.
    Der Bote hatte das vorausgesehen, zog mit einem geringschätzigem Lächeln einen Beutel voller Pfennigschalen hervor und stellte ihn auf dem von Brandflecken übersäten Tisch ab, der fast die Hälfte der Alchimistenkammer in den Kellergewölben des Palas einnahm. Dann öffnete er seinen Almosenbeutel, kramte einen walnussgroßen Goldklumpen hervor und legte ihn daneben.
    »Das sollte genügen, um Eure … Forschungen … voranzutreiben und Euern Mut zu fördern, hier weiter Eure Dienste zu verrichten«, meinte er herablassend. »Ihr werdet am Ende dafür königlich belohnt, das wisst Ihr!«
    Das gierige Flackern in den Augen des Sterndeuters zeigte ihm, dass dieser vorerst noch nützlich sein würde.
    Ohne ein weiteres Wort drehte sich der Mittelsmann um und verließ die düstere Kammer mit dem beißenden Gestank.
    »Ihr habt ja keine Ahnung, wie schwer es ist …«, wollte Eustasius ihm nachrufen. Aber da der andere schon fort war, erstarben ihm die letzten Worte auf den Lippen, und mit einem Seufzer ließ er sich auf die Bank sinken, die unter dem Gewicht knarrte und wackelte.
    Eustasius’ Verstand war scharf – weniger, was die Sterndeuterei betraf, sondern eher darin, den Menschen Furcht und Staunen über seine Fähigkeiten einzuflößen. Nützlicherweise beherrschte er auch die Kunst, mit ein paar Prisen von dieser und jener Zutat eine Stichflamme aus seinem Kessel lodern zu lassen oder eine klare Flüssigkeit tiefblau zu färben. Jahrmarktsgaukeleien, die – von geheimnisvollem Gehabe und lateinischen Formeln begleitet – nie ihre Wirkung verfehlten.
    Diesmal allerdings, das war ihm klar, würde er Albrecht nicht mit ein paar billigen Vorführungen beschwichtigen können. Es musste schon ein größeres Ablenkungsmanöver her, um seinen Zorn zu mildern.
    Deshalb ließ er nach einigem Grübeln ausrichten, die Fürstin Sophia möge seine Gelehrtenkammer aufsuchen.
    Die Bitte war nichts Ungewöhnliches, schließlich war er auch Sophias Leibarzt. Aber er wusste, dass sie sich in seinem Kellergewölbe fürchtete und der durchdringende Gestank und die rußigen Spuren seiner Experimente ihr zuwider waren.
    Sophia kam in Begleitung einer Kammerfrau und eines der blutjungen Mädchen, die an ihrem Hof erzogen wurden, der Tochter eines Ritters namens Jakob.
    Eustasius bot der Markgräfin einen Schemel an, der ebenfalls mit Brandflecken überzogen war, und schickte die anderen hinaus. Er vergewisserte sich sogar, dass die beiden nicht etwa im Gang standen und lauschten. Erst dann bot er der fröstelnden Fürstin einen Becher heißen Würzwein an.
    Sie lehnte ab, offenkundig aus Furcht, er könnte sie vergiften. Mit verstohlenen Blicken musterte sie all die merkwürdigen Gerätschaften, die auf dem Tisch standen. Da waren absonderlich geformte Kessel und Trichter, unzählige Schälchen mit merkwürdigen Zutaten; eines schien getrocknete Asseln zu enthalten, ein anderes Knöchelchen, das nächste Behältnis war mit Regenwürmern gefüllt, von denen sich einige noch bewegten.
    Angewidert rückte sie davon ab. Stattdessen blickte sie nach oben, wo verschieden große Kugeln von der Decke hingen, und hielt sich stocksteif.
    »Es ist wirklich vorzüglicher Wein, Ihr müsst keine Bedenken haben«, redete der Gelehrte ihr zu, rückte die schwarze Filzkappe auf dem weißen Haar zurecht und trank selbst einen Schluck davon. Noch einmal bot er ihr mit einer Geste an. Sophia verneinte mit einem Kopfschütteln.
    Er zog bedauernd die Schultern hoch und trank erneut, wobei er laut und genüsslich schlürfte, so dass die Fürstin ihn missbilligend ansah.
    »Es gibt schlechte Kunde vom Verlauf des Kriegszuges«, begann er, unbeeindruckt von ihrer vorwurfsvollen Miene. »Euer Gemahl wird übermorgen wiederkommen – unglücklicherweise und entgegen allen Erwartungen als Verlierer der Schlacht.«
    »Entgegen
Euren Voraussagen,
Magister!«, korrigierte sie ihn, und insgeheim

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