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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Ende gar verraten worden und wurden auf der Burg erwartet? Oder war es ein unglücklicher Zufall, ein Einsturz, wie es in den Gruben immer wieder geschah?
    Wir hätten den Gang bergmännisch sichern sollen, dachte Lukas, wütend auf sich selbst. Doch ihnen blieb damals nicht viel Zeit, um die Rettung vorzubereiten, und danach gab es drängendere Sorgen: Christians Tod, Marthes Entführung und die blutigen Geschehnisse, um sie zu befreien, die ihn beinahe selbst das Leben kosteten.
    Ein paar der Männer, die ihn damals begleitet und viel gewagt hatten, ritten auch heute an seiner Seite.
    »Glaubst du, wir sind verraten worden?«, fragte Raimund. »Wie gelangen wir nun in die Burg?«
    »Achtung, Besuch!«, rief Peter von Nossen.
    Unwillkürlich spannten sich die Männer an. Gleich würde sich zeigen, ob ihr Vorhaben hier schon blutig endete.
    Es war Gerald. Er kam allein.
    »Wir müssen den Plan ändern; wir kommen nicht auf dem Weg in die Burg, wie wir es vorhatten. Du musst uns irgendwie hineinbringen«, sagte Lukas zu seinem Schwager.
    »Durch die Stadttore kann ich euch vielleicht noch unbehelligt führen«, meinte der besorgt. »Aber auf der Burg herrscht verschärfte Wachsamkeit – man wird euch sofort erkennen! Verschwindet lieber von hier und wartet in einem Versteck, bis es dunkel wird. Ich lasse euch in der Nacht ein, durch den geheimen Eingang an der Nordseite.«
    Da Christian einige Jahre lang Vogt der Freiberger Burg gewesen war und Lukas Befehlshaber der Wachmannschaft, wusste er über die verborgenen Zugänge Bescheid.
    Lukas sah in kurzem Einverständnis zu Raimund, dann schüttelte er den Kopf. »Wenn ich schon jemanden von solchem Rang töten muss, werde ich ihn keinesfalls nachts im Bett meucheln. So viel Ehrgefühl musst du mir zubilligen.«
    Gerald verdrehte die Augen und zog ungeduldig an den Zügeln, um sein stampfendes Pferd zu beruhigen.
    »Wir haben jetzt keine Zeit für solche Bedenken! Es muss unbedingt bis morgen früh geschehen«, drängte er. »Morgen nach dem Frühmahl will Albrecht nach Meißen reiten und alles Silber aus der Silberkammer mitnehmen. Und zuvor wird er Befehl geben, sämtliche Wehranlagen niederzureißen. Dann überlasst ihr Freiberg und seine Bürger wehrlos allen Dieben und Plünderern, die glauben, sich den Reichtum der Stadt holen zu können – und den Truppen des Kaisers, sollte er wirklich Krieg gegen die Mark Meißen führen.«
    »Wenn Albrecht und ein paar seiner Wachen morgen früh einfach tot am Boden liegen, wird es eine Vergeltungsaktion an den Stadtbewohnern geben«, wandte Raimund ein. »Wir müssen uns zu erkennen geben, damit klar ist, dass die Einheimischen nichts damit zu tun haben.«
    »Da wir nicht im Verborgenen in die Burg gelangen können, müssen wir eben ganz offen und für alle sichtbar hineinspazieren«, meinte Lukas und sandte Raimund ein schiefes Grinsen zu. Der Freund ahnte, worin sein Plan bestand, und dachte nur: Dafür wird uns Marthe die Hölle heißmachen. Und Elisabeth auch, wenn dann noch etwas von uns übrig ist. Ich bete zum heiligen Georg, er täuscht sich nicht in seinem Schwager.
    »Dem tüchtigen Marschall ist es gelungen, zwei lang gesuchte Verräter festzunehmen«, verkündete Lukas seinen Begleitern und deutete auf sich und Raimund. »Ihr allesamt gehört zu der Gruppe tapferer Männer, die Gerald für diesen besonderen Einsatz auswählte. Ihr habt uns überwältigt und bewacht uns jetzt auf dem Weg zur Burg.«
    Er händigte seinem verblüfften Schwager Schwert und Helm aus, steckte sich einen Dolch unter den Gambeson und streckte ihm die Hände entgegen, um sich fesseln zu lassen.
    »Das ist tollkühn«, raunte Georg fassungslos von hinten.
    »Es ist gewagt, aber es könnte gelingen«, widersprach Boris von Zbor, ein Hüne von einem Ritter mit tiefer Stimme und leuchtend blauen Augen. »Auf diese Weise müssen wir uns nicht schon über den Burghof durchkämpfen, sondern kommen womöglich unbehelligt direkt in den Palas.«
    »Danke für dein Vertrauen«, sagte Gerald leise zu seinem Schwager. »Ich weiß, das habe ich mir bis heute noch nicht verdient.«
    »Dann verdiene es dir jetzt!«, entgegnete Lukas hart.
    Gerald verknotete die Stricke, ließ Lukas versuchen, ob er sie rasch abstreifen konnte, und band dann auch Raimund die Hände.
    Thomas lenkte seinen Braunen auf Lukas’ Anweisung in die Mitte der Reitergruppe. Den auffälligen Drago hatte er auch diesmal in Weißenfels gelassen. Sie konnten nur hoffen, dass

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