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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Doch nach den bitteren Erfahrungen des Kreuzzuges wird Thomas nie wieder so sein.
    »Dein Bruder ist nicht nur ein paar Jahre älter als du, er hat auf seiner Pilgerfahrt auch Dinge erlebt, von denen du nicht die geringste Vorstellung hast. Deshalb kann er diese Aufgabe übernehmen, ohne dass seine Seele noch mehr Schaden nimmt«, sagte Lukas hart. »Was wir vorhaben, wird uns keinen Ruhm einbringen. Viele werden schreien, wir hätten unsere Ritterehre befleckt. Und falls wir dabei sterben, wird man unsere Leichname zerstückeln, verbrennen und in alle Winde zerstreuen. Man wird uns als Verräter beschimpfen. Wir tun es, um einen noch größeren Verrat und ein noch größeres Unrecht zu verhindern. Du bist zu jung, um das zu ertragen.«
    Daniel wollte widersprechen, aber Lukas hinderte ihn daran. »Das ist mein letztes Wort. Du wirst genug zu tun haben, um deine Mutter und deine Geschwister zu schützen. Betrachte das als deinen Beitrag. Und glaube mir, ich schätze ihn als sehr wichtig ein. Nun geh – und zu niemandem ein Wort!«
    Gekränkt, betroffen und verwirrt ging Daniel hinaus.
     
    »Kommt Ihr, um mir endlich zu sagen, welches geheimnisvolle Unterfangen Ihr vorbereitet, seit Euer rätselhafter Verwandter hier auftauchte?«, fragte Dietrich, nachdem Lukas ihn um eine vertrauliche Unterredung gebeten hatte.
    Dass sie allein waren, darauf hatte Lukas bereits geachtet, bevor er die Kammer betrat. Es war später Abend, das Mahl in der Halle vorbei, die meisten Menschen lagen schon in ihren Betten oder im Stroh.
    Lukas war nicht überrascht. Auch wenn der in ihren Plan eingeweihte Norbert nichts verraten hatte – Dietrich war kein Narr, er wusste, wenn etwas Besonderes auf seiner Burg vor sich ging. Boten waren gekommen und Lukas und Raimund einige Tage fort gewesen.
    »Ich will Euch nicht hintergehen«, sagte sein Ritter. »Und ich schwöre Euch beim Leben meiner Frau, ich werde unter allen Umständen, selbst unter der Folter, bestreiten, dass Ihr von dieser Sache wisst – zu Eurem Schutz und um Euern Ruf zu wahren. Und für Euer Seelenheil sollt Ihr wissen, dass ich in dieser Angelegenheit nicht um Eure Zustimmung bitte. Ich bin fest entschlossen, und Ihr könnt mich nicht davon abhalten.«
    Schweigend sah Dietrich ihm ins Gesicht. Ahnte er schon, was gleich kommen würde?
    »Raimund, Thomas und ich werden noch heute Nacht losreiten, um mit ein paar entschlossenen Männern den Markgrafen von Meißen zu töten. Euern Bruder. Wir tun das, um ihn daran zu hindern, das ganze Land niederzubrennen und seine Bewohner zu töten. Es gibt jetzt keinen anderen Ausweg mehr.«
    Er sah das Flackern in Dietrichs Gesicht und sprach schnell weiter, eine Hand hebend. »Sagt nichts! Wenn Ihr etwas dazu sagt, bedeutet das, dass Ihr die Sache zur Kenntnis nehmt und daran beteiligt seid, und das darf nicht sein. Wir werden ihn töten, wenn Gott es will. Sophia von Böhmen ist schwanger, die Mark Meißen bleibt also im Besitz des Hauses Wettin. Burchard von Salza wird zufällig in Freiberg weilen, wenn wir zuschlagen, und sollten wir Erfolg haben, wird er unverzüglich den Markgrafen der Ostmark aufsuchen, damit dieser die Vormundschaft über Sophia und ihr künftiges Kind übernimmt. Das sollte den Kaiser daran hindern, die Mark Meißen als erledigtes Lehen einzuziehen, falls Albrecht stirbt – oder Sophias Bruder als Statthalter einzusetzen, womit sie an die Böhmen fiele. Euer Cousin Konrad vermag das Land über die Zeiten zu retten. Euch bleibt Weißenfels erhalten, und viele Menschen können weiterleben, die sonst dem Tode geweiht wären.«
    Ohne Dietrich Zeit für eine Antwort zu lassen, schritt Lukas zur Tür. Doch bevor er die Kammer verließ, drehte er sich noch einmal um. »Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr meiner Frau und meinen Kindern Schutz und Zuflucht gewährt, sollte ich nicht zurückkehren.«
    Dann ging er endgültig hinaus.
    Nun musste er sich nur noch von Marthe verabschieden. Und das war vermutlich das Schwerste an dieser ganzen Angelegenheit. Sie hatten zwar geplant, wie sie in die Freiberger Burg hineinkamen, um Albrecht zu töten. Aber wie sie herauskamen, ließ sich nicht planen. Und ihre Chancen dafür standen ziemlich schlecht.
     
    Dietrich blieb lange sitzen, ohne sich zu rühren, nachdem Lukas gegangen war.
    Er brachte keine Ordnung in seine Gedanken. Sollte er zugeben, dass die Überlegungen seines Vertrauten vollkommen logisch waren und sein Bruder nicht anders aufzuhalten war?
    Sollte er dankbar

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