Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
sein, dass Lukas sich entschlossen hatte zu handeln, das zu tun, was er selbst aus vielerlei Gründen nicht konnte?
    So heftig wie lange nicht mehr wünschte er sich, Christian um Rat fragen zu können, den Mann, der ihn zum Ritter erzogen und ihn dabei nicht nur den Schwertkampf gelehrt hatte.
    Was würdest du tun?, fragte er, als könnte der Mann ihm antworten, der nun schon seit mehr als zehn Jahren tot war, ermordet auf Albrechts Befehl.
    Es ist Gottes Wille, dass Albrecht über die Mark Meißen herrscht. Aber kann es Gottes Wille sein, wenn er sie zerstört?
    Gott hat geduldet, dass Christian ermordet wurde. Gott hat all das Leid und das tausendfache Sterben geschehen lassen, das uns auf dem Weg ins Heilige Land widerfuhr. Und er hat sogar zugesehen, als mein Bruder einen Schatz vom Altar eines Klosters stahl. Ein Blitzstrahl hätte den Ruchlosen dafür treffen müssen. Aber nichts dergleichen geschah.
    Will Gott uns damit prüfen? Unseren Gehorsam?
    Oder straft er uns für unsere Sünden mit Nichtachtung? Fiel deshalb Jerusalem in die Hände der Ungläubigen?
    Und jetzt lade ich auch noch einen Brudermord auf mich.
    Es zählt nicht, wenn Lukas alle Schuld auf sich nehmen will. Ich weiß davon, also bin ich ebenso schuldig. Als würde ich selbst das Schwert führen.
    Lukas, mein listiger Freund … Du warst immer bereit, ein Stück vom rechten Pfad abzuweichen, um die Deinen zu schützen. Etwas, das für Christian nie in Frage gekommen wäre. Das brachte ihm den Tod.
    Doch diesmal geht deine List nicht auf. Denn ich unternehme nichts, um dich daran zu hindern. Also billige ich es.
    Gibt es wirklich keinen anderen Weg?
    Ich weiß es längst, auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte. Sonst steht uns ein Krieg bevor, grausamer und blutiger als alle, die mein Bruder bisher angestiftet hat.
    Christian, was würdest du tun?
    Würdest du am Ende sogar voranreiten? Du hast stets dein Leben gewagt, um Unschuldige zu retten.
    Und Lukas wagt nicht nur sein Leben, sondern auch seine unsterbliche Seele.
     
    Als es zaghaft an seiner Tür klopfte, saß Dietrich immer noch so da, wie Lukas ihn verlassen hatte.
    »Mein Gemahl, darf ich eintreten?«, rief Jutta leise von draußen durch die Tür.
    Dietrich fuhr sich mit den Fingern durch die dunklen Haare, stand auf und ließ seine kindliche Frau ein. Sie trug nur ein dünnes Untergewand unter dem Umhang, wie er stirnrunzelnd erkannte. Und ihr Haar war zwar von einem Schleier bedeckt, aber sie trug es offen statt wie üblich geflochten.
    »Ihr seid bedrückt, seit Tagen schon«, begann Jutta, nachdem er die Tür hinter ihr geschlossen hatte.
    Natürlich. Er ahnte ja auch schon seit Tagen, was vor sich ging und nun in die Tat umgesetzt werden sollte!
    »Ich würde Euch gern aufheitern … und Euch trösten … wenn Ihr das von mir annehmen wollt«, fuhr Jutta zögernd fort und sah ihn dabei beinahe ängstlich an. »Vielleicht wollt Ihr mir Euer Herz ausschütten? Ich verspreche Euch Stillschweigen. Sollen Eheleute nicht Freud und Leid miteinander teilen?«
    Er schenkte ihr ein Lächeln, obwohl ihm nicht danach zumute war. Wohin waren seine Tatkraft und Entschlossenheit verschwunden, wenn ihm, einem gestandenen Mann und Kämpfer, nun schon eine Dreizehnjährige Hilfe anbot?
    Was ihn umtrieb, durfte sie nicht wissen.
    »Sollte es nicht eher umgekehrt sein? Dass Ihr mir Euer Herz ausschüttet, wenn Euch etwas bedrückt?«, fragte er freundlich zurück, um sie nicht zu kränken.
    »Wollt Ihr tatsächlich wissen, was mich bedrückt?«, meinte Jutta leicht vorwurfsvoll. Sie neigte dabei den Kopf und blickte ihm direkt in die Augen.
    »Natürlich. Fehlt es Euch an etwas? Sehnt Ihr Euch zurück nach Thüringen? Wollt Ihr vielleicht Euern Vater und Eure Schwester besuchen? Dann veranlasse ich gleich morgen früh alles Nötige.«
    Vielleicht wäre es für Juttas Sicherheit sogar besser, sie nach Thüringen zu schicken angesichts dessen, was in den nächsten Tagen geschehen konnte.
    »Nein, das ist es nicht«, antwortete sie. »Alle behandeln mich sehr höflich und geben sich Mühe, damit es mir an nichts fehlt. Aber …«
    Sie biss sich auf die Lippe und schien nach Worten zu suchen.
    »Ich weiß, dass Ihr mich nicht heiraten wolltet. Nein, widersprecht mir nicht, Ihr müsst nicht lügen, um mich zu schonen. Ich bin kein kleines, dummes Kind. Aber da wir nun verheiratet sind, seit beinahe einem Jahr schon … Ich will Euch in allem eine Ehefrau sein. Auch in der Nacht. Ihr sollt

Weitere Kostenlose Bücher