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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Geld gegeben, damit sein Körper nach seinem Tod nicht wie üblich ins Meer geworfen, sondern in dieser Holzkiste hinter dem Schiff hergezogen und dann in geweihter Erde begraben wurde.
    Es dauerte eine Weile, bis sich das Durcheinander im Hafen nach Ankunft der ersten Schiffe der Flotte legte. Die Übrigen waren schon am Horizont zu sehen, würden aber noch einige Zeit brauchen.
    Energisch sammelten die Anführer der einzelnen Kontingente ihre Truppen um sich.
    Die größte Gefolgschaft war die des Erzbischofs von Mainz, Konrad von Wittelsbach. Zusammen mit ihm reiste einer der mächtigsten Männer Thüringens, auch wenn ihn Dietrich noch nie am Hof Hermanns gesehen hatte: Graf Heinrich von Schwarzburg. Er stammte aus einer der ältesten und reichsten Familien des Landes, und die Feindseligkeit zwischen den Ludowingern und den Schwarzburgern war in aller Munde. Es hieß, Heinrich von Schwarzburg habe als einziger Thüringer das Privileg
und
die nötige Gelassenheit, dem Landgrafen in dessen Anwesenheit den Rücken zuzukehren. So verwunderte es niemanden, dass der Graf von Schwarzburg mit dem Erzbischof von Mainz reiste, der seinerseits in heftige Gebietsstreitigkeiten mit dem Landgrafen von Thüringen verwickelt war, denn Hermann gehörten auch Teile Hessens.
    Während Dietrich den Mann interessiert musterte, der mit fünf Dutzend Rittern ins Heilige Land gezogen war, hatte Thomas nur Augen für die Stadt vor sich.
    Obwohl er vor sieben Jahren schon einmal hier gewesen war, hatte er sie noch nie wirklich betreten. Als Akkon nach monatelanger Belagerung bei Schlamm, quälender Hungersnot und furchtbaren Seuchen endlich eingenommen war, verbrachte Thomas den Tag mit der Totenwache für seinen gefallenen Freund Roland, Raimunds Sohn. Und dann kam auch schon die Order für die Männer unter dem Kommando des Herzogs von Österreich, die Heimreise anzutreten, denn Richard Löwenherz hatte Herzog Leopolds Banner in den Graben werfen lassen und ihm seinen Anteil an der Beute abgesprochen. Eine Schmähung, für die sich Leopold später durch die Gefangennahme des englischen Königs gerächt hatte. Doch das Lösegeld brachte ihm kein Glück: Für den Angriff auf einen Kreuzfahrer wurde er vom Papst exkommuniziert und starb kurz nach Richards Freilassung an den Folgen eines Reitunfalls.
    Von Deck aus hatte Thomas die mächtigen Mauern betrachtet, die Türme der Kirchen, Kuppeln und Minarette. Nun fühlte er sich aufgeregt wie ein Kind auf einem Jahrmarkt – oder wie ein Bauer aus dem winzigsten Weiler, der zum ersten Mal eine steinerne Kathedrale betritt.
    Sobald er an Land war, wurde sein Blick von einer Gruppe Kamele gefangen, und wieder konnte er sich nicht genug über ihre sonderbare Gestalt und ihre eigentümlichen Gesichter beim Kauen wundern. Gott hatte sich eindeutig einen Scherz erlaubt, als er sie schuf, auch wenn sie in Wüstengebieten unentbehrliche Reit- und Lasttiere waren.
    Ein paar Männer in weiten, hellen Gewändern liefen auf die Neuankömmlinge aus dem Abendland zu und boten ihnen wortreich die Kamele für den Transport ihrer Ausrüstung an. Doch niemand wollte sich darauf einlassen. Nach Wochen auf See waren sie froh, dass sie endlich wieder festen Boden unter sich hatten – oder ein zuverlässiges Pferd.
    Der Quartiermeister des Königs ließ die neu eingetroffenen Kämpfer Aufstellung nehmen und führte sie durch die Stadt.
    Es war eine nicht enden wollende, aber wenig Vertrauen erweckende Kolonne. Die meisten Männer waren heruntergekommen, vor Schmutz starrend und verroht nach den Wochen auf dem Schiff. Wer von den Bewohnern in der Stadt unterwegs war, sah zu, dass er in einer Nebengasse oder einem Haus verschwand.
    Enttäuscht versuchte Thomas, trotzdem so viele Eindrücke wie möglich in sich aufzusaugen. Er betrachtete die filigranen hölzernen Verzierungen an den Häusern, die Tücher, die über manche Gassen gespannt waren, um Schatten zu spenden, und roch den köstlichen Duft aus einer Garküche, der ihn an die Zeit in Antiochia erinnerte.
    Seine erwartungsvolle Freude verwandelte sich jedoch in Scham und Wut, als er sah, dass die Männer vor ihm ein paar Körbe mit Früchten plünderten und von den Färbern zum Trocknen aufgehängte rote und gelbe Stoffbahnen von den Leinen rissen. Die Tücher fielen zerfetzt und beschmutzt auf den Boden, etliche Früchte in leuchtender Farbe – Thomas wusste, sie wurden Orangen genannt und schmeckten wunderbar – rollten durch die Gasse und wurden von

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