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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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liefen die paar Schritte zu dem Reiter zurück.
    »Haltet mein Pferd!«, befahl von Zbor.
    Die Knappen wagten es nicht, sich dem Befehl eines Ritters zu widersetzen. Boris stieg aus dem Sattel, ließ sie seinen Hengst in das Gehöft führen und anbinden. Er sah die Burschen abschätzend an, die wohl darauf warteten, dass er ihnen erlaubte zu gehen, griff mit jeder Hand einen von ihnen hart in den Nacken und zwang sie mit seinen Bärenkräften in die Knie.
    »Ist die Herrin von Reinhardsberg daheim?«, rief er in Richtung Haus.
    Clara selbst steckte den Kopf aus dem Fenster und schaute verblüfft auf das Bild, das sich ihr darbot: Ein hünenhafter Fremder mit hellbraunem Haar hatte zwei der unverschämten Knappen des Nachbarn überwältigt. Und das schien ihm nicht die geringste Mühe zu bereiten. Im Gegenteil, es wirkte, als ob er sich dabei köstlich amüsierte. Fröhlich lächelte er ihr zu, und seine leuchtend blauen Augen strahlten.
    »Liebreizende Clara, Euer Vater schickt mich mit einer Nachricht. Unterwegs liefen mir diese zwei Nichtsnutze über den Weg, die Euch dringend und auf Knien ihre Wertschätzung ausdrücken wollten. Das möchtet ihr doch, ihr Taugenichtse?«, fragte er nun recht grimmig und drückte mit seinen Pranken noch ein bisschen fester zu. Rasch bejahten die beiden wimmernd.
    Clara erriet, was vorgefallen war. Beschämt legte sie ihre Näharbeit zur Seite und ging zur Tür, ohne ein Wort zu sagen.
    »So, Ihr Hänflinge, jetzt zeigt einmal, wie gut ihr in höfischem Benehmen erzogen seid. Los, ein paar ehrerbietige Worte in aller gebotenen Demut vor der Dame!«, forderte Boris von Zbor mit ungehemmter Spottlust.
    Die beiden rangen sich einen braven Gruß für die Herrin von Reinhardsberg ab.
    Dann stieß er sie mit den Köpfen in den Schlamm, ließ los und kommandierte: »Und nun fort mit euch, aber ein bisschen schnell! Schert euch in den Wald und übt erst einmal, wie man einer Dame den Respekt erweist, bevor ihr euch wieder in der Stadt sehen lasst!«
    Sich den Schlamm aus dem Gesicht reibend, stolperten sie so hastig davon, dass Clara lächeln musste.
    »Das Lachen macht Euch noch schöner, Clara!«, meinte der Slawe. »Und irgendetwas sagt mir, dass Ihr viel zu selten lacht … Aber jetzt vergesse ich selbst meine Manieren. Ich bin Boris von Zbor. Oder von Bora, wie die meisten hier sagen, weil sie sich an Zbora die Zunge verknoten.«
    Er grinste schelmisch, dann verneigte er sich tief und sah er ihr mit strahlendem Blick ins Antlitz, als er wieder aufrecht stand.
    Claras Augen weiteten sich. »Ihr wart einer der Männer, die sich mit meinem Stiefvater hierherwagten …«
    Sie sprach es nicht aus: um Albrecht zu töten. Aber sie wusste sehr gut, was Lukas’ Begleiter auf sich genommen und riskiert hatten. Und sie wusste auch, dass dieser Ritter den stärksten Gefolgsmann Albrechts bezwungen hatte, Lothars Nachfolger als Burgkommandant von Seußlitz. Ohne ihn wären Lukas, Thomas oder Raimund vielleicht damals auf dem Freiberger Burghof gestorben.
    Jetzt erkannte sie auch an ein paar Einzelheiten seiner Kleidung, den ungewöhnlichen Mustern der Stickereien auf seinem Bliaut, dass ein slawischer Edelmann vor ihr stand.
    »Und Ihr seid die vielgerühmte Heilerin, von der sich die Leute so viele erstaunliche Geschichten erzählen«, entgegnete er.
    »Was die Leute über mich erzählen, dürfte wohl eher abschreckend als ruhmreich sein«, meinte sie bitter. Womit die Knappen des Nachbarn den Fremden zum Eingreifen getrieben hatten, konnte sie sich nur zu gut vorstellen.
    »Oh, ich bin nicht übermäßig schreckhaft«, meinte dieser gelassen und brachte sie wider Willen erneut zum Schmunzeln. Reinhard und auch Dietrich waren hochgewachsene Männer, doch dieser Zboraer war noch fast einen halben Kopf größer.
    »So tretet doch ein!«, bat Clara und machte eine einladende Geste. »Möchtet Ihr etwas Bier zur Erfrischung? Oder weißes Brot? Was lässt mein Stiefvater ausrichten?«
    Boris küsste ihr die Hand, bevor er ins Haus trat.
    »Ich bin mit ein paar Freunden aus Nossen gekommen, um jenen denkwürdigen Tag und eure Rückkehr nach Freiberg zu feiern«, sagte er vergnügt. »Und dabei wollen wir Eure beglückende Gegenwart nicht missen.«
    Clara tat so, als hätte sie die Schmeichelei nicht gehört – das war ihr nun doch zu viel.
    Änne starrte den Hünen mit aufgerissenen Augen an, als er in dem großen Raum im Erdgeschoss stand.
    »Seid Ihr ein Riese?«, rutschte ihr heraus.
    Dietrich,

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