Der Traum des Highlanders
ihr ins Gesicht zu sehen, und wünschte sich, er könnte lesen, was hinter ihrer Stirn vorging. »Fängst du an, mir zu glauben, kleine Cat?«
»Nein.«
»Nein? Und wie erklärst du dann, was eben passiert ist?«
»Ich träume. Wie Dorothy im Zauberer von Oz. Ich habe während des Sturms einen Schlag auf den Kopf bekommen, bin ohnmächtig geworden und noch nicht wieder erwacht.«
Robbie gab ihr einen harten Kuss. »Ah, Catherine«, meinte er und zog sie wieder an seine Brust. »Jetzt verstehe ich, weshalb du so gelassen bist.«
Er beugte sich zu ihr herab und sah sie forschend an. »Aber was, wenn du nicht träumst? Was, wenn all das wirklich passiert?«
»Das kann nicht sein«, erklärte sie und strich mit ihren Fingern über seinen lächelnden Mund. »Das ist vollkommen unmöglich.«
»Okay«, gab er sich geschlagen. »Erlaubst du mir dann, dich durch diesen Traum zu führen? Versprichst du mir, auf mich zu hören, wenn ich dir sage, was du machen sollst?«
»Es ist mein Traum«, sagte sie und wurde starr. »Du kannst also nicht einfach über mich bestimmen.«
»Catherine, du träumst, dass wir im dreizehnten Jahrhundert sind, also in einer Zeit, in der Frauen nichts oder kaum etwas zu sagen hatten. Wenn du hier überleben willst, musst du dich mir unterwerfen. Vor allem, wenn andere Leute in der Nähe sind«, fügte er hinzu.
»Nein. Ich habe mir geschworen, nie wieder in einer solchen Position zu sein.«
Mit einem müden Seufzer zog er sie wieder an seine Brust. Wie in aller Welt sollte er sie beschützen, wenn sie nicht kooperierte? Wie sollte er sie dazu bringen zu verstehen?
In diesem Augenblick kam Ian wieder aus dem Wald, ließ eine Ladung Feuerholz auf die Erde fallen und nahm mit einem noch müderen Seufzer neben ihnen Platz. »Ich bin alt«, murmelte er. »Und ich kann nicht mehr gut sehen. Ich habe keine Ahnung, was ich alles aufgesammelt habe. Verdammt. Vielleicht habe ich ja sogar eine Schlange mit in den Haufen gesteckt.«
Robbie setzte Catherine wieder neben sich, grub mit einem Ast ein kleines Loch und türmte die feuchten Zweige darin auf.
»Streichhölzer gab es im dreizehnten Jahrhundert noch nicht.« Catherine schlang sich die Arme um die Knie und beugte sich neugierig vor. »Wie also willst du das Feuer anzünden?«
»Mit Hilfe von Magie.«
Ian atmete zischend ein und lehnte sich zurück. »Das kannst du? Wie der Priester?«, füsterte er ehrfürchtig und rückte noch ein Stückchen weiter von ihm ab.
»Ja, Onkel. Ich habe vor Kurzem herausgefunden, dass ich alle möglichen erstaunlichen Dinge kann.«
»Wie zum Beispiel?«, fragte Ian.
»Wie zum Beispiel das hier«, antwortete Robbie, hielt die Hand über den Stapel und entlockte dadurch dem Holz die in ihm angestaute Energie. Dann beugte er sich vor und blies in die rauchenden Zweige, bis man die ersten hellen Flammen züngeln sah.
Ian stand auf und ging ein paar Schritte zurück. Robbie stellte lachend fest: »Schon gut, Onkel. Ich bin immer noch der Neffe, den du auf deinen Schultern getragen hast. Dass mir endlich das ganze Ausmaß meiner Berufung klar geworden ist, ist für dich nur von Vorteil.« Er stand ebenfalls auf, legte eine Hand auf Ians Schulter und fügte sanft hinzu: »Schließlich habe ich dich hergebracht.«
Die Flammen des tanzenden Feuers spiegelten sich in Ians haselnussbraunen Augen, als er seinen Neffen ansah, bevor er ihn plötzlich in die Arme nahm. »Ich … ich bin einfach überrascht. Aber ja, du bist trotzdem immer noch mein kleiner Welpe«, knurrte er, klopfte Robbie auf den Rücken und ließ ihn wieder los, bevor er sich mit einer Hand über die Augen fuhr. »Ich hasse es, alt zu sein«, murmelte er, während er an den Rand der Lichtung trat. »Es ist wirklich eine Qual. Es braucht nur ein leichter Wind zu wehen, und schon tränen mir die Augen. Aber trotzdem ziehe ich noch einmal los und suche noch ein bisschen Holz.«
Robbie sah ihm hinterher, als er im dunklen Wald verschwand, wandte sich dann wieder dem Feuer zu und merkte, dass Catherine die Kinnlade heruntergefallen war.
»Weißt du nicht mehr, dass du träumst?«, erinnerte er sie und nahm wieder neben ihr Platz. »Wie wäre es damit, wenn ich dir erst mal zeige, wie man das Plaid richtig trägt?« Er küsste sie auf die Nasenspitze und sah sie grinsend an. »Auch wenn du, so wie du es trägst, wirklich niedlich aussiehst, werden sich die Leute morgen früh im Dorf vor Lachen biegen, wenn du so dort erscheinst.«
»Ian kommt nicht
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