Der Traum des Highlanders
zuhause lag und dass es Nora war, deren warmen Atem sie im Nacken spürte, deren Beine ihre Beine unter sich begruben und deren Hand unter ihrem Schlafanzug zwischen ihren Brüsten lag.
Dann aber schlug sie die Augen auf und entdeckte, dass sie immer noch in ihrem phantastischen Traum gefangen war, dass Robbie McBain sich derartige Freiheiten herausgenommen hatte und dass Ian, der beinahe in das halb erloschene Feuer gekullert war, lauter schnarchte als ein Bär.
Was hätte Dorothy getan, wenn sie immer noch in Oz gewesen wäre und zwar nicht mit einem Blechmann ohne Herz, einer Vogelscheuche ohne Hirn und einem feigen Löwen, sondern mit einer uralten Eule, einem ebenfalls uralten Krieger und einem attraktiven Ritter, der sie glauben machen wollte, dass sie mit ihm in der Vergangenheit gelandet war?
»Bereust du etwa dein Versprechen, nicht davonzulaufen?«, füsterte in diesem Augenblick der attraktive Ritter dicht an ihrem Ohr.
Sie drehte ihren Kopf und sah ihn an. »Ich halte meine Versprechen immer ein.«
Er küsste sie zärtlich auf die Wange und zog sie noch enger an seine Brust. »Wie gefällt dir der Traum heute Morgen?«
»Eigentlich ziemlich gut«, erklärte sie, bedeckte seine Hand zwischen ihren Brüsten und drückte sie noch fester auf ihre weiche Haut. »Denn wenn ich in Wirklichkeit wach geworden wäre und du mich so fest in den Armen halten würdest, bräche ich bestimmt in Panik aus.«
Seine Augen funkelten im Licht der aufgehenden Sonne, und er strich mit seinem Daumen über die Innenseite ihrer linken Brust. »Dann willst du damit also sagen, dass ich, weil alles nur ein Traum ist, sogar mit dir schlafen könnte, ohne dass du Angst bekämst?«
Catherine dachte kurz darüber nach.
Was für eine faszinierende Idee.
Sie drehte sich in seinen Armen zu ihm um, küsste ihn verwegen mitten auf den Mund und sah ihn lächelnd an. »Nur, dass es im dreizehnten Jahrhundert noch keine Kondome gab.«
»In einem Traum braucht man sich nicht vor einer Schwangerschaft zu fürchten«, antwortete er und lächelte ebenfalls so breit, dass er lauter kleine Fältchen um die Augen herum bekam. »Oder hast du vielleicht Angst, dass wir wirklich miteinander schlafen könnten, obwohl du doch nur träumst? Als wenn wir schlafwandeln würden oder so?«
Catherines Lächeln schwand. »Danke«, erklärte sie mit einem lauten Schnauben, zog seine Hand aus ihrem Plaid und richtete sich auf. »Jetzt ist die Chance vertan.«
Auch er setzte sich auf. »Ja. In dem Augenblick, in dem ich den Mund geöffnet habe, ist mir klar geworden, dass dieser Satz ein Fehler war«, stimmte er ihr traurig zu. Dann stand er auf, griff nach seinem Schwert, schwang es sich über den Rücken und reichte ihr die Hand. »Ungefähr hundert Meter hinter diesen Bäumen gibt es einen Bach.« Er zog sie auf die Beine und drehte sie in Richtung Wald. »Warum gehst du nicht los und tust, was Frauen morgens tun, während ich Ian wecke und das Frühstück mache?«, fragte er. »Mary wird dich begleiten«, fügte er hinzu und zeigte auf den Baum, von dem die Schneeeule reglos auf sie heruntersah.
»Hat sie ein Kaninchen gefangen?« Catherine sah sich suchend um.
»Sogar zwei«, antwortete er, wobei er auf den Stein neben der Feuerstelle wies.
Catherine stemmte die Hände in die Hüften und legte ihren Kopf ein wenig schräg. »Ich dachte, dass das Ausnehmen von Wild und Kochen im Mittelalter Frauenarbeit war.«
Er zog eine Braue hoch. »Bietest du dich etwa freiwillig an?«
»Nein«, antwortete sie und wandte sich zum Gehen. »Ich wollte nur sehen, ob dieser Traum authentisch ist.«
»Eine so authentische Geschichtsstunde wie die, die dir bevorsteht, hast du bestimmt noch nicht gehabt«, stellte er mit einem leisen Lachen fest.
Sobald Catherine im Wald verschwunden war, griff sie sich an ihr immer noch wild pochendes Herz. Wow! Falls sie wirklich träumte, konnte sie nur hoffen, sie würde niemals wieder wach. Es hatte sich einfach herrlich angefühlt, in den Armen eines Mannes wach zu werden, so sinnlich und erregend, dass sie völlig wehrlos gewesen war.
Seinen Vorschlag abzulehnen, in diesem Traum mit ihm zu schlafen, war sicher vorsichtig gewesen, aber gleichzeitig auch dumm. Vielleicht böte ihr ja dieser Traum die Chance, endlich wieder etwas zu empfinden, endlich wieder jemanden zu lieben, ohne dass es mit einem Risiko verbunden war.
Sie konnte Robbies Handeln kontrollieren, auch wenn es sich nicht genau vorhersehen ließ.
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