Der Traum des Highlanders
Schließlich folgten Träume nicht den Gesetzen der Natur. Zeit spielte in Träumen keine Rolle, Menschen konnten fiegen und Tiere sein, rennen, ohne sich dabei von der Stelle zu bewegen, und waren vor allem gegen echten Schmerz immun.
Nur war es leider so, dass Träume außer Kontrolle geraten konnten und man sich mit einem Mal mitten in einem fürchterlichen Albtraum wiederfand. Das war Catherine bereits des Öfteren passiert, und sie wollte um jeden Preis verhindern, dass das auch in diesem Fall geschah.
Weil Robbie MacBain einfach ihr Traummann war. Der perfekte Mann, auf eine raue Weise attraktiv, Schutz bietend und besitzergreifend, ohne deshalb ein Höhlenmensch zu sein, gutmütig, geduldig und zugleich so sexy, dass einem bereits bei seinem Anblick das Wasser im Mund zusammenlief. Selbst wenn sie hellwach war, konnte er sie dazu bringen, dass sie sich vollkommen vergaß.
Verdammt, ohne seine ehrenwerten Absichten hätte sie diesen Traum vielleicht gar nicht gebraucht. Wenn sie ihn nur minimal ermuntert hätte, hätten eventuell schon seine Küsse in der Scheune und der Küche zu deutlich mehr geführt.
»Was starrst du mich so an?«, fragte Catherine Mary, die auf einem Stein in der Mitte des winzigen Bachlaufs saß. »Du brauchst gar nicht so zu gucken.« Sie ließ sich auf die Knie sinken, tauchte ihre Hände in das kalte Wasser und fuhr lächelnd fort: »Denn wenn Robbie mit dir reden kann, kann ich es sicher auch.«
Die Schneeeule blieb stumm.
»Er gibt dir die Schuld daran, dass ich hier bin«, führte Cat die einseitige Unterhaltung fort. »Du hast mich über den Rand des Felsvorsprungs gezerrt, sodass ich mir den Kopf gestoßen habe. Das also war der Dank dafür, dass ich dich zusammengefickt habe.«
Catherine schob sich das wild zerzauste Haar hinter die Ohren, spritzte sich ein wenig Wasser ins Gesicht, schrubbte ihre Wangen, beugte sich nach vorn, trank direkt aus dem Bach, trocknete sich mit ihrer Decke ab, stand wieder auf und blickte auf Marys genähten Bauch.
»Du … ah … wurdest nicht zufällig verletzt, als du Robbie bei der Suche nach dem Baum des Zauberers geholfen hast, oder?«
Mary breitete die Flügel aus, richtete sich zu ihrer ganzen Größe auf und nickte mit dem Kopf.
Catherine stolperte vor lauter Überraschung einen Schritt zurück. »Was hast du gesagt?«
Dies war eindeutig ein Traum.
Denn sie hätte schwören können, dass sie plötzlich eine Frauenstimme hörte, die ihr riet, sofort ins Lager zurückzukehren, weil es hier im Wald gefährlich war.
Catherine nestelte an ihrem Plaid herum. »W…woher weißt du das?«, fragte sie das Tier, machte noch einen Schritt zurück und sah sich suchend um. »Was für MacKeages?«, hauchte sie, starrte auf die Eule und schüttelte den Kopf. »Was für Krieger?«
Sie kam zu dem Ergebnis, dass es ihr egal war, wer da plötzlich zu ihr sprach, und dass sie besser eilig wieder auf die Lichtung lief. Sie machte auf dem Absatz kehrt und prallte gegen eine breite, harte Brust. Lange, muskulöse Arme zogen sie so fest an diese Brust, dass ihr überraschter Aufschrei nur noch wie ein leises Quietschen klang. Sie wurde hoch gehoben und starrte in das schmutzige Gesicht eines grünäugigen Riesen mit wild zerzaustem Bart und nicht minder wild zerzaustem Haar.
Als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, sah der stinkende Rohling sie mit einem breiten Grinsen an. Bis jemand die Klinge eines Schwerts zwischen ihre Körper schob, zum Hals des Kerles wandern ließ und ihm einen Teil von seinem Bart abschnitt.
Der Riese riss verblüfft die Augen auf, und Catherine hielt den Atem an, als Robbie in ruhigem Ton etwas auf Gälisch sagte, was ziemlich bedrohlich klang.
Der Hüne öffnete ohne Vorwarnung die Arme, und als Catherine auf den Boden plumpste, krabbelte sie rückwärts wie ein erschreckter Krebs in Sicherheit und sah mit großen Augen Robbie an, der immer noch sein Schwert unter das Kinn des Typen hielt und ihn so böse ansah, dass es sie verblüffte, dass der nicht wortlos in Ohnmacht fiel.
»Geh zurück zum Lager, Catherine«, sagte Robbie, sah aber weiterhin den Riesen an.
Der Riese blickte seinerseits auf Robbie und stieß mit rauer Stimme eilig ein paar Worte aus.
Catherine wartete nicht ab, dass Robbie ihr erklärte, was er sagte, sondern rannte eilig auf die Lichtung zu, wo sie drei weitere Giganten in denselben Plaids wie Robbie und Ian am Feuer sitzen sah. Ian saß in ihrer Mitte und hielt leise schluchzend die
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