Der Traum des Highlanders
Nathan, Nora und den Jungs in Catherine wach. Zu Mittag und zu Abend wurden ihr wie schon am Vortag jede Menge Furcht einfößender Nahrungsmittel vorgesetzt, weshalb sie, um ihren Magen zu beruhigen, nach dem Abendessen einen Spaziergang mit Ian unternahm.
Er führte sie zu einem von einem verwitterten, weißen Zaun umgebenen Friedhof und blieb vor einem Grabstein stehen.
»Das ist das Grab von meinem Sohn«, klärte er sie mit rauer Stimme auf. »James. Er war mein viertes Kind, nach Maura, Niall und Megan. Gwyneth hat mir erzählt, dass er vor sechs Jahren bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen ist. Er hat einen Hirsch verfolgt, plötzlich ist sein Pferd gestürzt, und er hat sich das Genick gebrochen.«
Catherine drückte ihm die Hand. »Das tut mir leid«, wisperte sie. »Sie haben noch eine Tochter namens Maura? Werde ich sie auch noch kennen lernen?«
»Nein.« Er zeigte hinter den Zaun. »Sie ist gestorben, als sie erst siebzehn war.« Dann wandte er sich lächelnd wieder Catherine zu. »Nächsten Sonntag nach dem Gottesdienst werden wir den Zaun erweitern, damit er auch ihr Grab umfasst, und die Erde segnen, in der sie liegt.«
»Warum wurde sie außerhalb des Zauns begraben?«
»Weil angenommen wurde, dass sie Selbstmord begangen hat.« Er schüttelte den Kopf. »Deshalb hat man uns verboten, sie in geweihter Erde zu begraben. Aber inzwischen weiß ich, dass es ein Unfall war«, fügte er hinzu und richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. »Sie ist weggelaufen, um Robbies Vater zu heiraten, als sie durch das Eis auf dem Loch gebrochen ist. Es war eine Tragödie, aber keine Sünde.«
»Sie wollte Michael MacBain heiraten?«
»Ja.« Er führte sie auf den Weg in Richtung Dorf zurück. »Das ist eine lange Geschichte, Catherine. Belassen wir es einfach dabei, dass das der Grund für den Krieg zwischen den MacBains und den MacKeages ist. Jetzt kann ich dieses Unrecht wiedergutmachen und den Frieden wiederherstellen.«
»Können Sie das denn, ohne dabei zu enthüllen, wo Sie in den letzten fünfunddreißig Jahren waren?«
»Ja. Ich habe mir eine wirklich gute Geschichte ausgedacht. Ich werde ihnen erzählen, dass ich bei unserer Gefangennahme – vor zehn Jahren – die Gelegenheit hatte, mit Michael zu sprechen, und deshalb weiß, was damals wirklich geschehen ist.«
Auf dem Weg zu seiner Hütte drückte sie ihm abermals den Arm. »Ich bin froh, dass Robbie Sie nach Hause gebracht hat.«
Er tätschelte ihre Hand und stieß einen glücklichen Seufzer aus. »Ja. Aber nicht annähernd so froh wie ich.«
Gerade als sie etwas sagen wollte, stellten sich ihnen drei junge Männer von höchstens Anfang zwanzig in den Weg. Sie sprachen alle durcheinander, und sofort schob Ian Catherine hinter seinen Rücken und fauchte die drei Kerle wütend auf Gälisch an.
»Lauf zu Gwyneth«, wies er Catherine plötzlich an und stieß sie von sich fort.
Catherine ersparte sich die Frage, was die Jungen wollten, machte auf dem Absatz kehrt und rannte davon. Sofort nahmen zwei der Typen die Verfolgung auf, doch sie schoss blitzschnell zwischen den Hütten hindurch und wich geschickt den quer gespannten Wäscheleinen, freilaufenden Hühnern und spielenden Kindern aus.
Endlich vergrößerte sich der Abstand zu ihren Verfolgern, und mit einem Mal schrie einer der beiden auf. Zwei Minuten später entfuhr dem anderen ein lautes Stöhnen, er geriet ins Stolpern und krachte kopfüber gegen eine Wand.
Da Catherine keine Ahnung hatte, wo der dritte Bursche war, lief sie unvermindert weiter und hätte Gwyneths Hütte sicher auch erreicht, wäre nicht plötzlich ein riesengroßer Hund hinter ihr her gerannt. Sie stolperte und wäre um ein Haar mit dem Gesicht zuerst in den Schlamm gestürzt, hätten nicht zwei starke Arme sie gepackt.
»Du bist in Sicherheit«, erklärte Robbie lachend und drückte sie an seine Brust. Er runzelte die Stirn, doch seine Augen blitzten, als er ihr erklärte: »Um ein Haar hätten dir die nächsten drei MacKeages Heiratsanträge gemacht.«
»Was?«
»Du bist heiß begehrt. Du hast Ian vor den Engländern gerettet, es gibt keinen unverheirateten Krieger hier im Dorf, der dich nicht als Mutter für seine Kinder haben will.«
»Oh, um Himmels – puh! Was stinkt denn da so?« Sie rümpfte die Nase und riss gleichzeitig die Augen auf. »Gütiger Himmel, das bist ja du! Hast du dich etwa in einem Misthaufen gewälzt?« Dann fiel ihr wieder ein, dass sie wütend auf ihn war, und sie fing an zu
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