Der Traum des Highlanders
durchaus leidenschaftlich sein. Aber wunderschön?
Sie stieß ein leises Schnauben aus. Sie war ungefähr so schön wie eine Stoffpuppe, die einen Monat lang im Regen gelegen hatte. Dieses Attribut hatte er bestimmt nur eingefochten, um bei ihr zu punkten.
Er schien wirklich verzweifelt auf eine Hauswirtschafterin angewiesen zu sein.
Robbie hielt sein Pferd vor Daars Hütte an und starrte auf den alten Priester, der auf der Veranda stand und dort auf ihn zu warten schien.
»Was ist mit unserer Abmachung, dass du meinen Vater informierst, wenn ich nicht bis Sonnenaufgang wieder hier bin?«, fragte er.
»Du bist doch zurückgekommen«, antwortete Daar. »Ich habe das Gewitter gehört. Und ich habe dich überall gesucht, bevor ich zu deinen Jungs gegangen bin.«
»Ich habe es nicht an den Ort zurück geschafft, von dem aus ich gestartet bin.«
Der Priester nickte. »Das hatte ich mir schon gedacht. Aber darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Selbst wenn du im alten Schottland tausend Kilometer weg wärst, kämst du immer hierher zurück. Es ist nämlich der Tar Stone, der dich in die Jetzt-Zeit zieht. Also, willst du den ganzen Tag im Sattel sitzen bleiben und mich böse ansehen, oder steigst du vielleicht endlich ab und erzählst mir, was passiert ist?«
Robbie rührte sich nicht vom Fleck. »Mary ist noch dort.«
»Du hast sie zurückgelassen?« Daar stieß sich vom Geländer ab und richtete sich zu seiner ganzen Größe auf.
»Sie hat mich verlassen. Sie hat den Sturm gerufen und ist davongeflogen, bevor ich sie packen konnte.«
»Aber warum?«
Robbie schüttelte den Kopf »Ich konnte ihre Gedanken nicht lesen. Die Energie muss dazwischengekommen sein.«
»Dann musst du zurück. Und zwar noch heute Abend.«
»Nein.« Robbie schüttelte abermals den Kopf. »»Ich bin noch zu schwach, um die Reise zu überstehen. Ich brauche ein paar Tage, um mich zu erholen.«
»Erholen? Wovon?«
»In der dritten Nacht haben mir vier MacBain’sche Krieger aufgelauert.«
Daar riss die Augen auf, brach dann aber in meckerndes Gelächter aus. »Alte Gewohnheiten sterben anscheinend langsam«, meinte er, wurde aber sofort wieder ernst. »Dann ist der Krieg, den dein Papa angezettelt hat, also noch immer nicht vorbei?«
»So sieht’s zumindest aus. Es gibt keinen Baum, Priester. Und auch keinen Cùram de Gairn.«
Daar ließ seinen Stock auf den Boden der Veranda krachen. »Natürlich gibt es ihn. Du hast nicht gründlich genug gesucht. Ich habe dir doch gesagt, dass Cùram ein trickreicher Bastard ist.«
»Ich habe den Wald drei Tage lang durchkämmt, es gibt keine große Eiche mit irgendwelchen Zeichen eines Zauberers.«
Daar kratzte sich den Bart. »Dann hat er ihn getarnt«, wisperte er leise. »Er weiß, dass ich ein Stück der Wurzel will und hat den Baum verzaubert, damit du ihn nicht erkennst.«
»Er wusste, dass ich komme? Und du hast es nicht für nötig befunden, mich davor zu warnen?«
Daar hob abwehrend die Hand. »Von dir weiß er nichts, MacBain. Wahrscheinlich denkt er, dass ich einen von den alten Kriegern schicke und erwartet deshalb Greylen oder einen anderen ihm bekannten Mann.« Er trat wieder vor das Geländer und stützte sich darauf ab. »Aber wenn er dahinterkommt, dass du von mir geschickt und vor allem selbst ein Wächter bist, ändert sich das Spiel. Er kann dir nicht wirklich etwas tun. Das ist nämlich verboten.«
»Das scheinen meine Vorfahren nicht zu wissen. Sie haben versucht mich aufzuspießen, sie hatten offenkundig kein Problem damit.«
»Phha«, stieß Daar verächtlich aus. »Nicht mal, wenn ihr Leben davon abhinge, würden diese gesetzlosen MacBains es schaffen, auch nur ein Ferkel aufzuspießen. Von ihnen droht dir keine wirkliche Gefahr.«
Robbie legte seinen Kopf ein wenig schräg. »Kannst du mir das vielleicht etwas näher erklären?«, fragte er. »Schließlich ist mein Dad ein angesehener Krieger, und er ist ein MacBain.«
Daar starrte ihn mehrere Sekunden reglos an, Robbie konnte beinahe spüren, wie der Druide überlegte, was die beste Antwort darauf war. Schließlich stieß er einen Seufzer aus, faltete die Hände über dem Knauf von seinem Stab und beugte sich ein wenig vor.
»Ich nehme an, du solltest wissen, womit du es zu tun hast. Aber du musst mir versprechen, dass du niemandem ein Wort von dem erzählst, was ich dir jetzt anvertraue«, bat er ruhig. »Sonst richtest du möglicherweise großes Unheil an.«
Er beugte sich noch näher und
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