Der Traum des Highlanders
heißer Schokolade in den Händen, durch die Tür, setzte sich auf die Couch vor dem Kamin, stellte den Kakao auf den kleinen Beistelltisch, zog sich den Löffel aus dem Mund und sah sie lächelnd an.
Catherine war stolz auf sich. In noch nicht mal einer Woche hatte sie gelernt, fast normal zu atmen, wenn sie in der Nähe dieses Riesen war. Jetzt musste sie nur noch lernen, ihn nicht anzustarren, als käme er von einem anderen Stern.
»Sie müssen sich gut überlegen, was Sie sich in diesem Haushalt wünschen«, sagte er und zeigte mit dem Löffel auf die übervolle Kiste, die zu ihren Füßen stand. »Wenn sich hier ein Wunsch erfüllt, dann meistens gleich im Übermaß.«
In der Hoffnung, trotz der Nähe dieses Hünen gelassen zu erscheinen, zuckte Catherine mit den Schultern und lächelte ebenfalls. »Das macht mir nichts aus. Eigentlich bin ich nämlich Schneiderin.«
Er zog eine Braue hoch. »Ach, wirklich? Was nähen Sie?«
»Überwiegend Kleider. Für Hochzeiten und Bälle und andere besondere Gelegenheiten.«
»Das klingt ziemlich kompliziert.« Er tauchte seinen Löffel in das Eis. »Ich kann mich noch an Maggies Hochzeitskleid erinnern. Oder vor allem daran«, korrigierte er sich schnaubend, »dass es wochenlang gedauert hat, bis sie sich für den richtigen Schnitt und die richtige Schneiderin entschieden hat.«
»Ist Maggie Ihre Schwester?«
»Ja. Sie hat letzten Monat ein Baby bekommen. Sie haben die Kleine Aubrey genannt«, fügte er hinzu und schob sich genüsslich einen vollen Löffel in den Mund.
»Aubrey ist ein hübscher Name«, sagte Catherine leise und wandte sich, als sie erkannte, dass sie wieder mal vergessen hatte einzuatmen, wieder ihrem Nähzeug zu.
Robbie MacBain machte ihr Angst. Und zwar nicht, weil er ein Mann war, sondern wegen seiner ungeheuren Attraktivität. Sie hatte gedacht, ihre Libido wäre bereits vor langer Zeit gestorben, aber sie wollte verdammt sein, wenn sie in den letzten Tagen nicht so etwas wie Verlangen nach dem Kerl empfand. Es lag ganz bestimmt nicht daran, dass sie ihn gewaschen hatte und der Anblick seiner harten Muskeln, seiner langen, wohlgeformten Beine, seiner breiten Schultern, seiner ausladenden Brust und des erstaunlich straffen Bauches unvergessen war. Nein, so etwas war ihr vollkommen egal. Es war bestimmt das warme Feuer im Kamin, das ihre Wangen glühen ließ.
»Ich würde gern mit Ihnen über Nathan und Nora reden«, meinte er und tauchte abermals den Löffel in den großzügigen Nachschlag des heutigen Nachtischs ein.
Catherine sah ihn fragend an. »Was ist mit ihnen?«
»Sie sollten in die Schule gehen.«
Sofort schüttelte sie den Kopf. »Nein. Ron hat immer noch zu viele Beziehungen bei der Polizei; wenn ich die beiden offiziell anmelde, findet er uns vielleicht. Ich habe sorgfältig darauf geachtet, keinerlei Spuren zu hinterlassen, als ich aus Arkansas verschwunden bin. Es kommt also nicht in Frage, dass sie hier zur Schule gehen.«
Er legte seinen Kopf ein wenig auf die Seite. »Was wird Ihrer Meinung nach passieren, wenn dieser Kerl Sie findet?«
»Ich … ich weiß es nicht genau«, räumte sie widerstrebend ein. »Aber ich will es auch nicht herausfinden.«
»Er hat kein Sorgerecht für Ihre beiden Kinder, und Sie sind rechtmäßig geschieden. Was könnte er also noch von Ihnen wollen, Cat?«
»Rache«, flüsterte sie erstickt.
»Und wofür?«
»Dafür, dass er drei Jahre im Gefängnis gesessen hat.«
»Ah. Sie haben erwähnt, dass er wegen häuslicher Gewalt verurteilt worden ist. Gegenüber Ihnen oder gegenüber Ihren Kindern?«
»Gegenüber mir.«
»Dann wollen Sie also sagen, dass er Sie verprügelt hat und infolge Ihrer Anzeige verurteilt worden ist, und dass seiner Meinung nach Rache wichtig genug ist, um dafür wieder in den Knast zu gehen?«
»Weshalb sollte er uns sonst verfolgen?«
»Vielleicht einfach, weil er seine Kinder sehen will?«
Catherine schüttelte den Kopf. »Nathan vielleicht, aber Nora ganz sicher nicht. Ron hat sich immer nur für Nathan interessiert, und auch das nur, weil er ihm beibringen wollte, ein ganzer Mann zu sein.«
»Erzählen Sie mir, warum genau er verurteilt worden ist?«
Catherine senkte den Kopf und nahm ihre Arbeit wieder auf.
»Ich habe Ihnen mein Wort gegeben, dass Sie hier sicher sind. Selbst wenn Ron Sie hier findet, kann er nicht das Geringste tun. Aber ich muss wissen, womit ich es zu tun habe. Wozu er in der Lage ist.«
Sie sah ihn wieder an. »Es ist nicht Ihre
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