Der Traum des Highlanders
einen furchtbar hohen Preis.« Er beugte sich noch weiter vor. »Früher oder später würden Sie alle drei verrückt.«
»Was schlagen Sie stattdessen vor? Soll ich vielleicht eine weiße Fahne hissen und ihm sagen: ›Hier sind wir. Komm und hol uns, Ron.‹?«
Lächelnd lehnte er sich zurück und nahm erneut die Schale mit dem Nachtisch in die Hand. »Ja«, erklärte er und tauchte genüsslich seinen Löffel in das Eis. »Das würde sicher funktionieren. Oder Sie könnten einfach die Macht negieren, die er über Sie hat, und Ihr Leben leben, als würde ein Ron Daniels gar nicht existieren.«
Jetzt war es Zorn, der ihre Wangen glühen ließ. »Sie haben gut reden. Sie haben keine Ahnung, wie es ist, völlig hilflos zu sein, und sie haben auch keine Vorstellung davon, was für ein Monster Ronald ist.«
Er sah sie reglos an, schluckte dann aber sein Eis herunter und beugte sich lächelnd wieder vor. »Doch, die habe ich, Catherine«, erklärte er ihr ruhig. »Ich hatte es in meinem Leben schon mit mehr als einem Ron zu tun. Aber Tyrannen können nur diejenigen tyrannisieren, die es zulassen. Wenn man ihnen die Stirn bietet, geben sie meist klein bei.«
»Das habe ich bereits versucht«, schnauzte sie ihn wütend an. »Und es hat mir gerade mal drei Jahre Ruhe eingebracht.«
»Ja«, stimmte er ihr nickend zu. »Dann ist es vielleicht an der Zeit, einen anderen Weg zu finden, auf dem sich dieser Dämon besiegen lässt.«
Catherine warf ihr Nähzeug in die Kiste und sprang auf. Sie ballte ihre Fäuste, sonst hätte sie den Mann erwürgt. »Ihn besiegen«, fauchte sie. »Ich bin nicht einmal ein Zehntel so stark wie Ron.«
»Aber ich bin bestimmt genauso stark wie er.«
»Sie sind nicht für uns verantwortlich!«
Jetzt stand auch Robbie auf. Doch Catherine war so wütend, dass sie nicht vor ihm zurückwich, sondern sogar einen Schritt nach vorne tat.
Er legte die Hände hinter seinen Rücken und erklärte ruhig: »Jeder, der in meinem Haus lebt oder für mich arbeitet, fällt in meinen Zuständigkeitsbereich. Egal, ob es um einen von den Jungen, um Sie, Nathan oder Nora, um einen meiner Männer, meine Eltern, meine Geschwister, meine Tanten, Onkel, Vettern, Cousinen oder den alten Priester geht – ihr steht alle unter meinem Schutz.«
Catherine schnaubte verächtlich auf. »Wann wurden Sie zum Herrscher über die Welt gewählt? Niemand übernimmt so viel Verantwortung. Und zwar deshalb nicht, weil kein Mensch sie übernehmen kann. Außerdem«, erklärte sie und trat tatsächlich noch näher an ihn heran, »ist jeder für sich selbst verantwortlich. Sonst funktioniert es nämlich einfach nicht.«
»Wir sitzen alle im selben Boot, Catherine, und rudern alle in Richtung desselben Horizonts. Wenn wir uns nicht gegenseitig helfen, kommt keiner von uns an.«
»Und wer hilft Ihnen?«
»Was?«
»Wer übernimmt die Verantwortung für Sie?«
Er wirkte so verwirrt, dass ihr Zorn mit einem Mal verrauchte. Über diese Frage hatte er anscheinend noch nie nachgedacht.
»So läuft das nicht. Wovor müsste man mich wohl beschützen?«
»Vielleicht vor Ihnen selbst?«, fragte sie ihn mutig. »Davor, dass Sie so viel Verantwortung für andere übernehmen, dass in ein paar Jahren Sie durchdrehen. Warum haben Sie die Jungen bei sich aufgenommen?«
Diese Frage schien ihn noch stärker zu verwirren. »Außer ins Heim hätten sie sonst nirgends hingekonnt.«
»Und warum konnten sie zu Ihnen kommen?«
Er schüttelte den Kopf. »Hier geht es nicht um mich. Es geht darum, dass Nathan und Nora nicht zur Schule gehen.«
»Ich will ja, dass sie gehen.«
»Dann vertrauen Sie darauf, dass ich Sie hier beschützen kann. Pine Creek ist mein Terrain.«
»Ich … ich werde darüber nachdenken«, flüsterte sie, machte auf dem Absatz kehrt, marschierte um die Couch herum in Richtung Küche und hoffte, dass das Schlottern ihrer Knie nicht zu sehen war.
»Catherine?«
»Ja?«
»Meine Cousine Sarah MacKeage ist Lehrerin an unserer Grundschule. Ich kann arrangieren, dass wir morgen mit Nathan und Nora wenigstens vorbeifahren, um einmal alles anzusehen.«
Er gab einfach nicht auf, erkannte sie. »Bilden Sie sich bloß nicht ein, ich hätte Sie nicht durchschaut, Mr MacBain«, antwortete sie und schüttelte den Kopf. »Ich weiß, warum Sie all das tun.«
»Und warum?«
Sie wies auf die schmelzenden Reste seines zweiten Desserts. »Seit ich hierhergekommen bin, essen Sie alle pausenlos. Sie wollen, dass ich meine Kinder in der
Weitere Kostenlose Bücher