Der Traum des Highlanders
Aufgabe, uns zu beschützen.«
»Doch, das ist es«, widersprach er ihr, stellte die halb leere Schale auf den Tisch, beugte sich ein wenig vor, stützte seine Ellenbogen auf den Knien ab und faltete die Hände. »Ich bin es einfach leid, ständig nach einer neuen Haushälterin zu suchen.« Er sah sie mit einem schiefen Grinsen an. »Und da Sie sich von meinen Jungs nicht ins Bockshorn jagen lassen und vor allem super kochen, will ich Sie nicht verlieren. Also, was ist Ihr Exmann für ein Typ?«
Catherine atmete tief ein. Es war zehn Jahre her, seit sie zum letzten Mal gewagt hatte, einem anderen Menschen zu vertrauen. Kurz nach dem Tod von ihren Eltern war Ron in ihr Leben spaziert, und sie war als naive junge Frau außer sich vor Glück und Dankbarkeit gewesen, denn er hatte ihr versprochen, immer für sie da zu sein. Aber hatte ihr neuer Boss nicht verdient, dass sie ihm erklärte, weshalb sie so verängstigt war? Und weshalb sie sicher wusste, dass ihr Exmann ihnen auf den Fersen war?
»Er ist ein Monster«, setzte sie mit leiser Stimme an. »Er ist furchtbar jähzornig und erwartet, dass sich seine Kinder ruhig, gehorsam, respektvoll und diszipliniert wie Roboter verhalten, wenn er in der Nähe ist. Sie haben die beiden erlebt. Sie haben Angst vor ihrem eigenen Schatten. Nora war noch ziemlich klein, als ihr Vater ins Gefängnis kam. Aber Nathan«, sie stieß einen leisen Seufzer aus. »Er fing allmählich an, sich wie Ronald aufzuführen, damit der endlich mal zufrieden mit ihm war.«
»Warum sind Sie bei ihm geblieben?«
»Ich habe mehrmals versucht, ihn zu verlassen.« Sie blickte wieder auf ihr Nähzeug. »Aber Ron war ein angesehener, hoch dekorierter Polizist, und egal, wen ich um Hilfe gebeten habe, hat er sie immer davon überzeugt, dass er ein vorbildlicher Mann und Vater war. Aber an dem Tag, an dem ich mit ansehen musste, wie Nathan Nora schlug« – jetzt sah sie Robbie wieder an –, »wurde mir bewusst, dass ich etwas Drastisches unternehmen musste, um ein für alle Male zu beweisen, was für eine Art von Mann Ron wirklich war.«
»Was haben Sie getan?«
»Ich habe ihm eine Falle gestellt. Ich habe dafür gesorgt, dass Zeugen in der Wohnung waren, denen ich vertraute, habe die Kinder einer Freundin anvertraut und darauf gewartet, dass Ron von der Arbeit kam.«
»Und dann?«
»Dann habe ich ihm ruhig erklärt, dass ich einen Richter gefunden hätte, der bereit wäre, eine einstweilige Verfügung gegen ihn zu erlassen, und dass er noch am selben Abend ausziehen muss.«
Catherine fuhr zusammen, als Robbie plötzlich aufstand, vor den Kamin trat, sich den Schürhaken schnappte und damit im Feuer zu stochern begann. Sie holte noch einmal tief Luft. Aber schließlich hatte er danach gefragt, dann hörte er sich die Geschichte gefälligst auch bis zu Ende an.
»Ron hat genauso reagiert, wie ich es erwartet hatte. Aber die Polizei kam erst, als ich schon halb tot am Boden lag.«
»Und die Zeugen?«, fragte er heiser, legte seinen Arm auf den Kaminsims, umklammerte den Schürhaken und starrte in die Glut. »Wo waren sie, während Sie um Ihr Leben gekämpft haben?«
»Sie haben versucht sich einzumischen. Jeff kam mit einer gebrochenen Nase und Angela mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus.« Obwohl Robbie immer noch ins Feuer starrte, sah sie ihn mit einem schiefen Grinsen an. »Sie haben bei der Gerichtsverhandlung mit der allergrößten Freude gegen ihn ausgesagt.«
»Okay.« Endlich blickte er sie wieder an. »Dann wurde er also zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, Sie haben sich von ihm scheiden lassen, und drei Jahre später wurde er begnadigt«, fasste er zusammen. »Und jetzt sind Sie mit Ihren Kindern hier in Maine und gucken ständig furchtsam über Ihre Schulter, weil vielleicht plötzlich Ihr Exmann hinter Ihnen steht.«
Er wollte auf sie zugehen, blieb aber, als sie erstarrte, wieder stehen, kehrte zum Sofa zurück, stützte abermals die Ellenbogen auf die Knie, faltete die Hände und beugte sich zu Catherine vor. »Ich gebe zu, ich hatte leichte Zweifel an Ihrer Rache-Theorie, die haben sich jetzt gelegt.«
»Danke.«
»Aber Sie können nicht immer weiter vor dem Typen flüchten, Cat. Wann würde es dann je ein Ende nehmen? In einem Jahr, in zehn oder vielleicht auch nie?«
»Wenn Nathan und Nora alt genug sind, um selbst für sich zu sorgen.«
»Bis dahin vergehen noch Jahre, Cat. Wenn man sich verstecken will, braucht man jede Menge Energie und zahlt vor allem
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