Der Traum des Highlanders
sondern sah sie einfach lächelnd an. Auch Robbie MacBain rührte sich nicht vom Fleck. Zwar riss er die Augen auf, als er Catherines zornige Miene sah, brach dann aber in ein amüsiertes Grinsen aus.
»Sie sind sicher Cat«, sagte die junge Frau, bevor Catherine sich an Robbie wenden konnte. »Du hast Recht, sie sieht so aus, als könnte sie den vier Rabauken durchaus Paroli bieten.«
Catherine starrte sie verwundert an.
»Ich glaube, gleich kriegen auch wir beide eine ordentliche Abreibung verpasst«, erklärte Robbie lachend, stand aber endlich auf, stellte die junge Frau auf ihre eigenen Füße, legte den Arm um ihre Taille und sah Catherine an. »Cat, das hier ist meine Cousine Winter MacKeage. Winter, das hier ist die Antwort auf meine Gebete, Catherine Daniels.«
Catherine fiel beim besten Willen keine passende Antwort ein. Seine Cousine? Dieses Juwel von einem Mädchen sollte seine Cousine sein?
Es gab zwischen ihnen nicht die geringste Ähnlichkeit. Winter MacKeage reichte Robbie gerade bis zur Brust, hatte keine schiefergrauen, sondern leuchtend blaue Augen, flammend rotes Haar und einen Hals, der schlanker als eins von seinen Handgelenken war. Bis zu den Spitzen ihrer winzigen, bestrumpften Füße war sie so zart und weiblich, wie ihr angeblicher Vetter muskulös und männlich war.
»Winter ist hier, damit jemand sie bedauert«, stellte Robbie mit blitzenden Augen fest. »Weil nämlich ihre Katze gestorben ist.«
Wenn sie sich nicht gleich zusammennahm und irgendetwas sagte, dächte Winter MacKeage bestimmt, dass sie eine vollkommene Idiotin war. »D…das tut mir leid«, flüsterte sie. »Es ist schwer, ein Haustier zu verlieren.«
Robbie rollte mit den Augen. »Hessa war neunzehn und hätte schon vor Jahren sterben sollen.« Er blickte auf seine Cousine herab. »Diese elendige Teufelin hat es aus reiner Gehässigkeit so lange gemacht.«
Catherine rang nach Luft. Winter kniff Robbie unsanft in den Arm und trat einen Schritt zurück. »Hessa war keine Teufelin.« Sie verschränkte die Arme unter ihren Brüsten und sah ihn böse an. »Und von Toten soll man nichts Schlechtes sagen.«
»Ah … weshalb habe ich Ihr Klopfen nicht gehört?« Wenn sie nicht das Thema wechselte, bräche sicher gleich ein Faustkampf zwischen den Verwandten aus.
Winter wandte sich ihr zu. »Ich wollte niemanden wecken, deshalb habe ich einfach ein paar Steinchen gegen Robbies Fenster geworfen.«
»Eher Felsbrocken«, korrigierte Robbie schnaubend. »Ich glaube, die Scheibe hat jetzt einen Sprung.«
Es wurde immer schlimmer. Vetter und Cousine standen einander gegenüber, wobei Winter aussah, als hätte sie Robbie am liebsten eine Ohrfeige verpasst, während er grinsend die Augen zusammenkniff.
Catherine marschierte um den Tisch herum, nahm die Bratpfanne aus dem Ofen und erklärte: »Ich mache uns jetzt erst mal Frühstück, während Sie mir von Hessa erzählen, Winter.« Sie bedachte die junge Frau mit einem warmen Lächeln, denn wenn Robbie ihr kein Mitgefühl entgegenbrachte, würde sie es eben tun.
Winter setzte sich an den Tisch, schlang ihre Hände um den Kaffeebecher, der dort stand, und seufzte leise auf. »Ich habe sie an meinem dritten Geburtstag geschenkt gekriegt«, erzählte sie. »Und zwar von ihm«, fügte sie mit einem Kopfnicken und einem bösen Blick in Robbies Richtung hinzu.
Robbie hob abwehrend die Hände. »He, ich hatte keine Ahnung, dass dieses süße kleine Kätzchen die Ausgeburt des Teufels war!«
»Hessa war eine gute Katze. Sie hat nur deshalb gern gebissen, weil ihr die Reaktion darauf gefallen hat.« Jetzt fing auch Winter an zu grinsen. »Vor allem, wenn du zu uns gekommen bist, hat sie sich gern versteckt und sich auf deine Zehen gestürzt, denn sie wusste ganz genau, dass du sie nicht erwischst.«
»Ich bin einfach nicht gut als Katzenfänger.« Er fing an zu lächeln, als er Catherine erröten sah.
»Wie ist sie gestorben?« Catherine wandte sich wieder Winter zu.
Nachdenklich sah Winter zwischen ihr und Robbie hin und her. »Im Schlaf. Ich bin mitten in der Nacht davon erwacht, dass sie sich ganz fest an mich gekuschelt hat. Sie wirkte total friedlich, nur eben ungewöhnlich ruhig. Ich glaube, ihr Herz hat einfach aufgehört zu schlagen.«
Robbie trat neben die Cousine, legte einen Finger unter ihr schmales Kinn und sah sie lächelnd an. »Es gibt keinen größeren Segen, als glücklich zu sterben, Baby«, erläuterte er sanft. »Du solltest also eure neunzehnjährige
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