Der Traum des Highlanders
Freundschaft feiern, statt unglücklich zu sein.«
»Ja«, wisperte Winter und schmiegte ihr Gesicht gegen seine Hand. »Das tue ich. Ich wollte nur, dass du der Erste bist, der von ihrem Tod erfährt.«
Robbie beugte sich zu ihr herunter, küsste sie auf den Kopf, nahm dann ihre Hand und zog sie von ihrem Stuhl. »Sie brauchen kein Frühstück zu machen, Cat. Ich bringe Winter jetzt nach Hause, hole Hessa und gehe mit den beiden auf den Berg, um unsere alte Freundin zu begraben.«
Catherine musste schlucken. Dieser bedrohlich aussehende Hüne hatte tatsächlich ein Herz. Und was Robbie am Vorabend behauptet hatte – dass er die Verantwortung für die ganze Familie trug –, schien wirklich wahr zu sein. Winter war zuerst zu ihm gekommen, denn sie hatte seinen Trost gebraucht.
Dann ging ihr plötzlich auf, was Robbie gesagt hatte, und sie bedachte Winter mit einem überraschten Blick. »Er bringt Sie nach Hause?«, fragte sie. »Heißt das, dass Sie zu Fuß mitten in der Nacht durch den Wald hierhergekommen sind? Ganz allein?«
Winter zog sich lachend ihre Stiefel an und nahm ihren Mantel vom Haken an der Tür. »Natürlich«, meinte sie. »Ich fühle mich im Wald noch heimischer als in Gu Bràth.«
»Gu Bràth?«
»Das ist mein Zuhause«, erklärte ihr die junge Frau und zeigte aus dem Fenster der Verandatür. »In der Skistation. Es ist eine Replik einer alten schottischen Burg, aus Steinen vom Tar Stone gebaut.« Sie trat auf Catherine zu und nahm ihre Hand. »Sie müssen mich mal zum Tee besuchen, damit ich Ihnen alles zeigen kann.«
Winter hatte ein ansteckendes Lächeln, stellte Catherine fest, und so nickte sie ebenfalls lächelnd mit dem Kopf. »Sehr gern.«
»Und ich werde Ihre erste Freundin in Pine Creek«, verkündete Winter fröhlich, beugte sich ein wenig vor und flüsterte verschwörerisch: »Soll ich Ihnen einen dicken Knüppel aus dem Wald mitbringen, wenn ich wiederkomme?«
»Ich glaube, den könnte ich wirklich gut gebrauchen«, flüsterte Catherine zurück.
Lachend wandte Winter sich zum Gehen, öffnete die Tür und trat auf die Veranda. »Auf Wiedersehen«, sagte sie. »Ich komme irgendwann die Woche noch einmal vorbei und zeige Ihnen den Weg zu meinem Haus. Los, Robbie, ich will bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel sein.« Damit rannte sie los und verschwand in der Dunkelheit.
»Sie haben wirklich eine schmutzige Fantasie, Catherine Daniels«, meine Robbie, der stehen geblieben war.
»Weil ich einen Knüppel will?«
»Nein. Wegen der Dinge, die Sie dachten, als Sie aus dem Schlafzimmer gekommen sind.«
»Ich … es … ich…«
Er fing an zu lachen, tippte ihr mit seinem Zeigefinger auf die Nase, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand wie auch schon Winter in der Dunkelheit.
Catherine machte die Tür hinter ihm zu, starrte durch das Fenster und legte ihre Hand an ihre Nasenspitze, die infolge von Robbies Berührung sanft zu kribbeln schien.
In der Küche herrschte vollkommenes Chaos, und Catherine konnte nichts dagegen tun. Erst hatte sie ein Dutzend Muffins und dann auch noch zwei Bleche Plätzchen regelrecht verkokeln lassen, und jetzt machte sie Spiegelei und Toast, doch selbst der Toast brannte ihr an.
Natürlich war das alles Robbies Schuld. Oh, sie hatte sein Spiel durchschaut. Der Mann versuchte einfach mit allen Mitteln, ihre Abwehr zu durchbrechen. Verdammt, er hatte nur kurz ihre Nase angestupst. Das war weder bedrohlich noch auch nur ansatzweise sinnlich, sondern einfach etwas, was vielleicht ein älterer Bruder tat.
Als ob das nicht genug Aufregung für den Anfang dieses Tags gewesen wäre, stand sie jetzt in einer Küche voller hungriger junger Männer zwei Kindern gegenüber, die sie erschrocken ansahen, weil sie ihnen verkündet hatte, dass es heute auch für sie in die Schule ging.
»Und was ist, wenn ich keine Lehrerin, sondern einen Lehrer kriege, Mami?«, wisperte Nora und wischte sich zum vierten Mal an diesem Morgen die Nase am Hemdsärmel ihrer Mutter ab. Catherine blickte auf die schrumpeligen Spiegeleier, auf die Jungs, die auf ihr Frühstück warteten, und auf das verschreckte Kind.
Bis Gunter – Gott segne seine Intuition – ihr zu Hilfe kam.
»In eurer Schule gibt es nur Lehrerinnen«, versicherte er Nora, trug sie an den Tisch und setzte sie auf seinen Schoß. »Und vor allem wirst du neue Freundinnen dort finden. Hübsche, kleine Mädchen wie dich selbst, die sich darüber freuen, wenn sie mit dir spielen können. Du bist doch auch in
Weitere Kostenlose Bücher