Der Traum des Highlanders
wirst dich nie wieder in eine solche Position begeben. Ist das klar?«
Wenn nicht die Gefahr bestanden hätte, ihn dabei mit ihrer Nase anzustoßen, hätte sie genickt. »W…wofür ist der Stock?«, fragte sie stattdessen und drehte ihren Kopf, weil der Anblick des dicken Knüppels sicher weniger gefährlich als der Anblick seiner blitzenden Augen war.
Er richtete sich wieder auf, nahm die Hände von der Wand und streckte sie zu beiden Seiten aus. »Als ich oben in der Hütte wach geworden bin und ans Bett gefesselt war, hast du mir erklärt, dass du dich nicht gerne wehrlos fühlst«, erklärte er in einem Ton, von dem Catherine nicht hätte sagen können, ob er Ausdruck heißen Zorns oder von etwas anderem war.
»Deshalb habe ich dir einen Knüppel mitgebracht. Ich überlasse es dir, wie du dieses Gespräch beenden willst.«
»W…was wollen Sie damit sagen?«
Er breitete die Arme noch ein wenig weiter aus. »Du kannst dich entweder von mir umarmen lassen und versprechen, dass du so etwas nie wieder tust, Catherine, oder du nimmst diesen Stock und zwingst mich damit endgültig in die Knie.«
Sie zitterte wie Espenlaub, als sie rau erklärte: »Ich werde Sie bestimmt nicht schlagen.«
»Dann komm her. Beweise mir, dass es nicht gelogen war, als du deinen Kindern gegenüber eben behauptet hast, dass du mir vertraust.«
»D…das will ich auch nicht. Ich will einfach gehen.«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Das lasse ich nicht zu.«
»Aber warum? Warum tun Sie das?«
»Weil ich dich halten muss«, wisperte er. »Weil ich mich davon überzeugen muss, dass mit dir alles in Ordnung ist.«
»Aber mir ist nichts passiert. Gunter hat mich nicht angerührt.«
»Komm in meine Arme, Catherine«, wiederholte er. »Schenk mir genauso viel Vertrauen wie meinen Jungs.«
Sie starrte auf sein Hemd. »Ich kann nicht. Das ist nicht dasselbe. Wenn zwei Erwachsene sich umarmen, führt das … führt das meist zu mehr.«
»Ja. Das stimmt.«
»Ich kann nicht.« Jetzt sah sie ihm flehend ins Gesicht. »Verstehen Sie nicht? Ich kann nie wieder … einem Mann … auf diese Art vertrauen.«
»Dann nimm den Stock.«
»Nein!«, fuhr sie ihn an. Sie würde den verdammten Knüppel nicht berühren. »Ich gehe jetzt hier raus und zwar, ohne dass ich Sie schlage oder mich von Ihnen in die Arme nehmen lasse, Robert MacBain.«
»Und wie willst du das machen?«, fragte er und kreuzte ebenfalls die Arme vor der Brust. »Wie es aussieht, musst du erst an mir vorbei, wenn du die Scheune verlassen willst.«
Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Das ist totaler Schwachsinn. Sie können schließlich sehen, dass mit mir alles in Ordnung ist.«
»Aber kannst du denn nicht sehen, dass ich völlig durcheinander bin?«, flüsterte er heiser und streckte eine seiner Hände aus.
Sie sah ihn böse an. »Sie zittern nur wegen des Alkohols.«
»Nein, kleine Cat. Ich zittre deinetwegen.« Wieder breitete er beide Hände aus. »Komm in meine Arme.«
Sie starrte in seine unergründlich tiefen, schiefergrauen Augen. Was wollte er von ihr? Eindeutig mehr als nur Vertrauen. Aber was genau?
»N … nur für eine kurze Umarmung?«
»Ja. Ich möchte dich kurz festhalten, sonst nichts.«
Catherine stieß sich von der Wand ab, zögerte, schob sich ein wenig näher und atmete tief ein, ehe sie ihm langsam ihre Arme um die Taille schlang.
»Ah, Catherine«, wisperte er seufzend. »Du bist die mutigste Person, die ich jemals kennen lernen durfte.«
Sie stand stocksteif da und wartete auf die altbekannte Panik. Alles, was sie jedoch fühlte, waren seine überwältigende Hitze, das starke, gleichmäßige Schlagen seines Herzens und die straffen Muskeln seines Rückens, die sich erst entspannten, als er eine seiner Hände über ihre Wirbelsäule gleiten ließ.
Mit einem leisen Seufzer schmiegte sie sich sanft an seine breite Brust.
»Ja, Cat, du fühlst dich wirklich an, als ob alles mit dir in Ordnung wäre.« Er presste seine Lippen auf ihr Haar. »Dafür, dass du so stark bist, bist du überraschend zart.«
Der Kloß in ihrem Hals machte es unmöglich, etwas zu erwidern, weshalb sie ihre Finger tief in seinen Rücken grub. Es war schon hunderttausend Jahre her, seit sie derart zärtlich festgehalten worden war.
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich du mich machst.« Er nahm sie etwas fester in den Arm.
»Es ist nur eine Umarmung«, murmelte sie gedämpft.
»Ja, aber mir ist klar, dass sie etwas ganz Besonderes ist. Heute Abend meint die
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