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Der Traum des Kelten

Der Traum des Kelten

Titel: Der Traum des Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vargas Mario LLosa
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Redmonds Thesen fänden auch hier Anhänger, wenngleich die Führungsspitze von Clan na Gael einer Meinung mit Devoy und Roger sei.
    In den folgenden Tagen stellte Devoy ihm die Anführer der New Yorker Organisation sowie John Quinn und William Bourke Cockran vor, zwei einflussreiche amerikanische Anwälte, die sich für die irische Sache einsetzten. Beide unterhielten Beziehungen zu Regierungskreisen und ranghohen Parlamentariern.
    Es entging Roger nicht, dass er auf den Versammlungen und Veranstaltungen, auf denen er als Redner auftrat, einen guten Eindruck auf die irische Gemeinschaft machte. Man kannte ihn wegen seines Engagements für Afrika und Südamerika, und sein ebenso überlegter wie emotionaler Redestil nahm das Publikum für ihn ein. Auf den Veranstaltungen in New York, Philadelphia und anderen Städten der Ostküste wurde besonders viel gespendet. Die Führungsmitglieder von Clan na Gael scherzten, sie würden noch zu Kapitalisten, wenn das so weiterginge. Die Organisation The Ancient Order of Hibernians lud ihn ihrerseits als Hauptredner zu einer Veranstaltung in Philadelphia ein, der größten, an der er in den Vereinigten Staaten teilnahm.
    In Philadelphia lernte er einen weiteren der großen nationalistischen Führer im Exil kennen, Joseph McGarrity, der im Clan na Gael eng mit John Devoy zusammenarbeitete. Bei ihm befanden sie sich gerade, als die Nachricht eintraf, tausendfünfhundert für die Volunteers bestimmte Gewehre und zehntausend Patronen seien in der irischen Ortschaft Howth an Land geschmuggelt worden. Ausgelassen stießen sie auf die gute Nachricht an. Wenig später wurde allerdings bekannt, dass es bei Bachelor’s Walk zu einem Zusammenstoßzwischen Iren und britischen Soldaten des Regiments The King’s Own Scottish Borderers gekommen war, bei dem es drei Tote und über vierzig Verletzte gegeben hatte. Begann nun der Krieg?
    Auf allen Reisen, den Versammlungen von Clan na Gael und den öffentlichen Veranstaltungen wurde Roger von Eivind Adler Christensen begleitet, den er als seinen Assistenten und Vertrauten vorstellte. Er hatte ihn neu eingekleidet und ihm die irische Problematik erläutert, die dem Norweger erklärtermaßen gänzlich unbekannt war. Doch Eivind Adler Christensen mochte ungebildet sein, dumm war er nicht, er lernte rasch und hielt sich bei Rogers Arbeitstreffen im Hintergrund. Weckte der junge Norweger unter den Iren Misstrauen, so behielten sie es für sich, zumindest stellten sie Roger keine indiskreten Fragen über seinen Begleiter.
    Als im August 1914 der Weltkrieg ausbrach – am 4. August erklärte Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg –, hatten Devoy, McGarrity und Keating, der engste Führungskreis von Clan na Gael , gemeinsam mit Roger bereits beschlossen, dass Roger sich nach Deutschland begeben sollte. Er würde dabei all diejenigen repräsentieren, die dafür waren, im Kampf für die Unabhängigkeit eine strategische Allianz mit den Deutschen einzugehen, die den Volunteers politische und militärische Hilfe zukommen lassen sollten. Die Volunteers sollten dafür eine Kampagne gegen eine Einberufung der Iren in die britische Armee betreiben, wofür sowohl die Ulster Unionisten als auch die Anhänger von John Redmond eintraten. Das Projekt wurde mit einigen wenigen Führungsmitgliedern der Volunteers , darunter Patrick Pearse und Eoin MacNeill, beratschlagt, die es uneingeschränkt befürworteten. Die deutsche Botschaft in Washington, zu der Clan na Gael gute Beziehungen unterhielt, unterstützte die Pläne. Der deutsche Heeresattaché Franz von Papen kam nach New York und zeigte sich bei seinen beiden Unterredungen mit Roger hocherfreut über eine Annäherung zwischen Clan na Gael , den Irish Revolutionary Brothers und der deutschen Regierung.Nach Rückfrage in Berlin teilte er ihnen mit, Roger Casement sei in Deutschland willkommen.
    Wie beinahe die ganze Welt hatte Roger den Krieg kommen sehen, und kaum war die Drohung Wirklichkeit geworden, schritt er mit unbändiger Energie zur Tat. Seine Parteinahme für das Reich geschah mit derart kategorisch antibritischen Deklarationen, dass selbst seine Genossen des Clan na Gael erstaunt waren, obwohl viele von ihnen ebenfalls auf einen deutschen Sieg hofften. Aus diesem Grund kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung mit John Quinn – der ihn für ein paar Tage in seine luxuriöse Villa eingeladen hatte – als Roger seine Meinung kundtat, schuld an diesem Krieg sei im Grunde nur der Neid und das

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