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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Rüstungen, die an der Wand gegenüber standen, und ermahnte sich selbst, ihre Haut so unempfindlich gegen seine Täuschungen werden zu lassen wie diese Rüstungen gegen Turnierlanzen. Zusammen mit Jane hatte sie die Rüstungen letzten Monat hierhin umgestellt und sie die »Drillinge« getauft, zu Ehren der jüngsten Kinder ihrer Schwester, ein Trio zehnjähriger Knaben.
    Nicholas’ Interessen als Sammler waren vielseitig und kostspielig, doch die uralten Artefakte, die er so fleißig erworben hatte, waren früher in einem schrecklichen Durcheinander in seinem weitläufigen
castello
ausgestellt gewesen. Unter Janes und ihrer Führung war alles in diesem Zimmer organisiert worden. So wie auch alles andere in dem Haus, das einem Museum ähnelte. Keine kleine Aufgabe, und sie hatten ein Jahrzehnt dafür gebraucht. Doch nun war alles erledigt, und Emma würde nach London gehen, um sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Dieser Mann würde sie nicht aufhalten.
    »Sieh mich an!«
    Mit blitzenden Augen schaute sie zu ihm auf. »Denkst du wirklich, ich bin so dumm, zu glauben, dass du tatsächlich
meinetwegen
hier bist? Dass du mich willst?«
    »Warum denn nicht?«, fragte er. Er klang aufrichtig überrascht.
    Sie schnaubte skeptisch und begann, die Gründe dafür an ihren Fingern abzuzählen. »Ich bin schon siebenundzwanzig! Ich bin keine Schönheit! Ich habe kein Talent für Magie, so wie meine Schwester. Willst du vielleicht etwas anderes? Reichtümer? Asyl hier in der Erdenwelt? Gleich, was es ist, sprich mit Nicholas darüber, und benutze nicht mich, um es zu bekommen!«
    »Also gut. Ich werde dir sagen, was ich will.« Seine Lippen senkten sich auf ihr Haar. Seine Fingerknöchel strichen über ihren Hals. »Das Amulett.«
    Sie blinzelte. »Hmm?« Als sie begriff, was er gesagt hatte, wurde ihr das Herz schwer. Das Allerletzte, das sie sich wünschte, war ein zweiter liebloser Ehemann. Und doch, nur für ein paar Sekunden, hatte sie gehofft … er würde etwas vollkommen anderes sagen.
Närrin!
    Sie stupste gegen sein Kinn und fühlte weiche Stoppeln. »Hör auf damit! Welches Amulett?«
    »Das aus dem Bacchustempel gestohlen wurde. An dem Abend, als wir uns kennenlernten, sprach Carlo beim Essen davon.«
    »Ah! Endlich sind wir bei der Wahrheit!«, entfuhr es ihr mit einem bitteren Lachen. »Aber ich weiß nichts davon. Sind wir jetzt fertig?«
    Statt zu antworten, knabberte er mit seinen Zähnen an der Seite ihres Halses. Sie stieß ein genierliches Quietschen aus und ging auf die Zehenspitzen, um sich so weit von Dominic zurückzuziehen, dass ihr Rücken langsam Gefahr lief, mit der Wand zu verschmelzen. »Berührungen sind nicht gestattet.«
    Er neigte leicht den Kopf und betrachtete sie, während er mit zwei Fingern an einer Haarsträhne spielte, die sich vorwitzig an Emmas Wange kräuselte.
    »Wie kommt es, dass du mit diesem Ritual vertraut bist?«, erkundigte er sich, obwohl sie das Gefühl hatte, als hätte er ursprünglich etwas anderes fragen wollen.
    Sie deutete mit dem Kopf auf ein Regal in der Nähe. »Ich habe die meisten Bücher in der Bibliothek des
castellos
gelesen. Die ganz alten enthalten eine wortreiche, detaillierte Schilderung eurer Rituale. Und es gibt auch Hinweise auf zahlreiche Amulette, von denen sich allerdings keines in meinem Besitz befindet.«
    »Dir ist klar, dass ich damit die goldene Münze meine, die Carlo besaß, als ich hier war? Jene, die du benutzt hast, um …«
    »Ich habe sie seit jener Nacht nicht mehr gesehen. Und ich möchte sie auch nie wieder zu Gesicht bekommen.«
    Der Blick seiner silbernen Augen war durchdringend. Dann, anscheinend zufrieden angesichts der Offenheit, die er in ihren Augen las, brummte er: »Nun gut, auch wenn das enttäuschend ist, werde ich dich dennoch heiraten.«
    »Nein, das wirst du nicht.« Sie schaute über seine Schulter hinweg auf die Pendeluhr aus goldener Filigranarbeit und Emaille, die direkt über den Drillingen hing. »Nicholas ist ziemlich stolz auf diese Uhr an der Wand gegenüber«, informierte sie ihn. »Sie geht bis auf den Bruchteil einer Sekunde genau, selbst nach einem Jahrhundert noch. Und im Augenblick sagt sie mir, dass du von der Viertelstunde, die dir mit mir gestattet ist, bereits sieben Minuten verschwendet hast.«
    »Ich werde weit weniger als die acht noch verbleibenden Minuten brauchen. Und da deine Familie danach zweifellos hier hereinplatzen wird und du augenblicklich davonlaufen wirst, sobald wir hier fertig

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