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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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aus.
    »Vielleicht, wenn Rose älter ist«, brachte Emma hervor. »Wenn es so aussieht, als würde sie dich brauchen.«
    »Dann soll es so sein«, erwiderte Dominic, schroff und distanziert. »Doch wenn du allein in deinem Bett liegst, Frau, dann erinnere dich an dies: Am Ende der Nacht wolltest du mich. Ich kann dich dazu bringen, dass du mich wieder willst. Du musst nur fragen.«
    Damit drehte er sich um und machte sich auf den Weg zum Portal, auf demselben Pfad, den er knapp vier Wochen zuvor schon genommen hatte. Innerhalb von Minuten war er verschwunden. Zurück in seine Welt – die Welt, in die sie nicht gehen konnte.
    Und in jener Nacht und allen anderen danach, allein in ihrem Bett, dachte sie an ihn.

19
    Anderwelt
    Vollmond
    Aus der Schwärze der Nacht heraus betrat Dominic den Tempel. Er roch nach Blut und Zerstörung, und die Atmosphäre um ihn herum war gedämpft und still, als fürchtete die Luft selbst, seine Aufmerksamkeit und seinen Zorn auf sich zu ziehen.
    Die Sterne funkelten bereits am Himmel, Vorboten des nahenden Vollmondes. Bald würde der Ruf locken, und seine Verwandlung würde beginnen. Dann würde sein Grimm sich in gedankenlose, drängende Lust verwandeln.
    Seine Stiefel stampften über die Marmorplatten und hinterließen dabei schlammige Abdrücke. Die Geweihten würden sie morgen beseitigen, so wie sie alle Spuren von ihm wegwischten, so gut sie konnten, damit jedermann weiterhin fröhlich so tun konnte, als gäbe es ihn nicht.
    Immerhin waren Waffen zum Töten da und nicht dazu, um in das tägliche Leben derjenigen einzudringen, die sie beschützen sollten.
    Dominic kam direkt aus der Schlacht und war noch mit den Zeugnissen seiner Anstrengungen beschmiert. Seine Jacke und sein Hemd waren aufgeschlitzt worden, und irgendwann hatte er beides weggeworfen und hinter sich im Schmutz zurückgelassen. Seine Arme waren blutbesudelt, und sein Körper war erhitzt und schweißbedeckt.
    Doch seine Wunden waren nur geringfügig und würden bald heilen. Seine Gegner hatten nicht so viel Glück gehabt.
    Heute Nacht hatte er ein Dutzend Dämonen erwischt, und noch immer plagte ihn die Erinnerung an den Schmerz, den es ihm bereitet hatte, ihre Seelen eine nach der anderen in sich aufzunehmen. Es beschmutzte ihn, diese Seelen festzuhalten, es machte ihn krank. Diese nie endende Pflicht war dabei, ihn zu verändern. Ihn langsam zu zerstören.
    Denn heute Nacht waren es nicht die Feinde, die ihn gefunden hatten. Nein, er hatte den Kampf gesucht. Und als er auf ein Dämonennest gestoßen war, hatte er Vergnügen daran gefunden, sie abzuschlachten. Immer öfter fragte er sich, wer von ihnen eigentlich das größere Übel war? Dämonen existierten nur, um zu töten. War er denn einen Deut besser?
    Als er das Zentrum des Tempels erreichte, befanden sich der Bewahrer und seine beiden Akolythen an ihrem üblichen Platz beim Obsidianspiegel und starrten aufmerksam hinein, als erwarteten sie, darin jeden Augenblick irgendeine mysteriöse Erleuchtung zu finden.
    Auch einige Frauen, etwa ein Dutzend, waren hier versammelt. Sie erledigten die Aufgaben, die von ihnen verlangt wurden, bevor die Begehung des Vollmondrituals beginnen konnte – sie säuberten sorgfältig die Statuen, die ringförmig in dem riesigen Raum angeordnet waren, und polierten die kleineren Spiegel.
    Als Dominic eintrat, sah der Bewahrer kurz auf und bedeutete den Frauen mit einem Winken seiner knorrigen Hand, ihre Tätigkeit abzubrechen und sich ihm zuzuwenden.
    Die Frauen, die sich ihm nun auf Geheiß des Bewahrers näherten, waren verängstigt, doch gehorsam. Keine von ihnen war auf eigenen Wunsch hierhergekommen, sondern aus Verpflichtung. Zu jedem Vollmond wurden andere Frauen hierherbestellt, um Dominics Wünsche zu erfüllen. Und sie kamen, bereit, sich dem sündhaften Verlangen der Dämonenhand zu opfern.
    Sollte er seine Männlichkeit in ihre Körper versenken, würde man sie im Morgengrauen von seinem Samen reinigen und die Tücher, die dafür verwendet wurden, verbrennen, denn sein Volk glaubte, dass sein Samen mit demselben Makel behaftet wäre wie er selbst. Danach würde man die Frauen gesondert hoch oben in der Loge des Tempels unterbringen und erst wieder gehen lassen, wenn sie ihre nächste Blutung bekamen – als Beweis, dass sie nicht schwanger waren.
    Und danach würden sie hinter vorgehaltener Hand erzählen, was ihnen mit ihm widerfahren war. Auf den Straßen, in den eleganten Salons und den Harems würde man darüber

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