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Der Traum des Schattens

Der Traum des Schattens

Titel: Der Traum des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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kannte. Kunun hatte sorgfältig darauf geachtet, niemanden loszuschicken, der in einen Loyalitätskonflikt geraten könnte– was hieß, dass er nicht so fest auf dem Thron saß, wie er es gerne täte.
    » Ergebt Euch, Prinz. Widerstand ist sinnlos.«
    Dafür, dass sie mit Schwertern ausgerüstet waren und er mit bloßen Händen vor ihnen stand, waren sie bemerkenswert unsicher.
    Sie näherten sich vorsichtig, aber irgendetwas schien sie abzulenken, denn immer wieder spähten sie furchtsam hinter sich, als würde dort eine Gefahr lauern. In diesem Augenblick erklangen aus dem Weizenfeld Kampfgeräusche, auf zornige Schreie folgte schmerzerfülltes Gebrüll.
    » Oh verdammt, ist es immer noch…«, begann einer der Soldaten.
    Mattim nutzte seine Unaufmerksamkeit aus. Unbewaffnet, wie er war, stürzte er sich auf den Mann, brachte ihn zu Fall und schnappte sich dessen Schwert. Unverzüglich griffen die anderen an. Er tauchte unter ihren Klingen hindurch, wirbelte herum und sprang mit zwei Sätzen auf das Autodach, um sie von dieser erhöhten Position aus besser abwehren zu können. Wo war Hanna? Klugerweise hatte sie sich hinter den Wagen geduckt, von wo ein merkwürdiger beißender Geruch aufstieg. Die Krieger schlugen nach Mattim, aber sie hatten offenbar den Auftrag, sich zurückzuhalten, denn sie versuchten, ihn von dem Auto herunterzutreiben, ohne ihn zu verletzen.
    Eine Stichflamme erhellte die versehrten Gesichter seiner Angreifer. Hanna kam hinter dem Wagen hervor, sie schwenkte eine behelfsmäßige Fackel– einen langen Stock, um den sie einen Lappen gewickelt hatte. Flammen züngelten darüber weg, brennende Tropfen fielen auf die Straße.
    » Weg da!«, schrie sie. » Weg von ihm!«
    Die Krieger wichen zurück ins Feld, aus dem ihnen Verstärkung entgegenströmte. Zwanzig, dreißig weitere Soldaten aus Magyria lösten sich aus den Ähren, erschraken jedoch, als sie das Feuer sahen.
    » Über die Schwelle«, wiederholte Adrienn dumpf und stürzte sich mit überraschender Schnelligkeit auf Hanna. Mit bloßen Händen griff sie nach der Fackel, schon stand ihr Nachthemd in Flammen, ebenso ihr graues Haar. Wie eine Freiheitsstatue hielt sie die Fackel in die Höhe, während sie schrie: » Über die Schwelle! Und ich hab dir das Leben gerettet!«
    Auch Hanna schrie, als die Alte sich umdrehte und ins Feld taumelte, direkt auf die Schattensoldaten zu. Sofort fingen die trockenen Halme Feuer.
    Mattim sprang vom Autodach und packte Hanna. » Wir müssen hier weg, schnell! Steig ein, fahr!«
    In fieberhafter Eile zwängte sie sich auf den Fahrersitz, während die Flammen sich rasend schnell ausbreiteten. Eine brennende Gestalt tanzte wie ein wütender Engel über die Straße.
    » Der Schlüssel ist weg! Er hat ihn mitgenommen!«
    » Die Pferde!«, rief Mattim.
    Sie rannten zum Anhänger. Die beiden Pferde schlugen wild aus, trommelten mit den Hufen gegen die Seitenwände. Sie waren wie rasend vor Angst, doch Mattim gelang es, sie loszubinden. Er schwang sich auf den Braunen und zog Hanna zu sich auf den Pferderücken. Dann galoppierten sie los, hinter sich das immer wilder aufflammende Feuer, dessen Schein die Nacht erhellte.

3
    BUDAPEST, UNGARN
    Das Mädchen lächelte, furchtlos. Eine Spur Verheißung lag in ihrem Blick und die Andeutung einer Drohung, doch der junge Mann bemerkte es nicht, so sehr war er auf die Blonde fixiert.
    » Ach, komm, Réka, lass uns lieber gehen.« Valentinas Haar fing den Glanz der flirrenden Lichter ein. Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, zerrte sie ihre Freundin am Arm. » Lass– uns– gehen.«
    Réka trug das schwarze Haar kinnlang. Mit dem dunkelgrünen Spitzenkleid, den Spitzenhandschuhen und den ungewöhnlich geformten Stiefeln erinnerte sie an eine verkleidete Prinzessin. Die stark geschminkten dunklen Augen wirkten zu groß für ihr kleines, herzförmiges Gesicht, Piercings oder Tattoos suchte man bei ihr vergebens. Sie sah aus, als wäre sie zu einem Maskenball unterwegs.
    Der Mann musterte sie kurz, dann war es doch wieder das blonde Haar der anderen, das seinen Blick einfing. Er schwankte und stützte sich am Türrahmen ab. » He, so schnell entwischst du mir nicht!«
    » Jetzt komm endlich, Réka. Der Typ macht mir Angst, der hört einfach nicht auf. Ich hab ihm vorhin schon gesagt, er soll abzischen.«
    Am Ausgang wartete die dritte der Freundinnen und winkte ihnen. » Na los, beeilt euch!«
    Draußen war die Nacht wie verzaubert. Gedämpft wummerten die Bässe durch

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