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Der Traum des Teufels

Der Traum des Teufels

Titel: Der Traum des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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widerlicher Geruch in Form eines grauweißen Nebelschleiers folgte aus der gleichen Richtung, waberte die Stufen hinunter.
    Die vier ungebetenen Besucher rannten zu dessen Quelle hinauf. Wenig später standen sie vor einer verschlossenen Zellentür. Leander hielt seine Freunde zurück und deutete auf die durchsichtige Flüssigkeit, die von dem Stahl der Türe tropfte und eine wässrige Pfütze auf dem gefliesten Boden bildete. "Er hat ihn hier drin gebannt mit dem Öl der letzten Ölung. Das hält selbst einen alten Fürsten an Ort und Stelle", flüsterte er ihnen zu. Die drei nickten und hielten sich zurück. Für Hybriden war das Zeug genauso ungesund.
     Leander Knight sah durch das winzige Fenster und erkannte ein halbverbranntes Wesen, das wild um sich schlug, um die immer stärker werdenden Lichtbalken zwischen den Gittern abzuwehren. Ein sinnloses Unterfangen. Chyriel hatte auch die rostigen Stäbe mit dem geweihten Öl eingerieben, sodass der Gefangene diese nicht herausreißen und fliehen konnte. Krallenartige Vertiefungen im schmutziggrauen bröckeligen Putz der Wände zeugten von der Verzweiflung des Zelleninsassen, als er bemerkt haben musste, was mit ihm geschehen sollte.
    Wo immer das Licht hin traf, ertönte ein Zischen und Gurgeln von Brandblasen auf Mengeles weißer Haut. Kleidung ging in Flammen auf. Fleisch löste sich von den Knochen, fiel stinkend zu Boden und löste sich in öliger Schlacke auf. Der Kopf des Massenmörders Mengele bestand bereits zur Hälfte aus einem grinsenden Schädel, in dem nur ein stetig hin und her rollender lidloser Augenball an einem einzigen Muskel hängend zu sehen war. Mit ausgestreckten Armen kam der tödlich verletzte Vampirfürst nun in Richtung Tür gewankt, als wolle er Hilfe erbitten. Er presste seine halb skelettierte Fratze gegen die vergitterte Luke und starrte die dort draußen Stehenden an, doch er konnte nicht mehr sprechen, da seine Zunge bereits verbrannt war. Stattdessen fuchtelte er mit den in Brand stehenden Armen wild um sich, versuchte, seine Finger durch die kleinen Gitterstäbe zu zwängen. Sie fielen ab. Als sie auf dem Boden auftrafen, waren sie nur noch winzige Aschefetzen. Die Hybriden blieben auf Abstand zur Türe, schauten seiner Vernichtung jedoch ungerührt zu, ertrugen sogar den beißenden Gestank, der in ihre Nasen drang. 
    "Kein schöner Anblick", meinte der Halbengel trocken und wandte sich ab, nachdem er festgestellt hatte, dass nur noch ein schmieriger  Film aus  verkohlten Überresten das Innere der Zelle bedeckte. 
    "Aber ein guter", grinste Shane. 
    * * *
    Als die Gruppe um Leander Knight gerade die Haupthalle des Gebäudes betreten hatte, diskutierten Jason und Stuart immer noch im Salon. Im Hintergrund lief leise das nichtssagende Fernsehprogramm. Im Verlauf ihrer Unterhaltung mussten sie feststellen, dass ihre Leben sich in völlig andere Richtungen entwickelten, und zu Stuarts Bedauern zeigte Jason keinerlei Interesse an ihm, als er ihn auf ihre kurze Beziehung ansprach.
    "Das liegt für mich in einem anderen Leben. Allerdings fühle ich mich auch nicht mehr so frei wie damals", sinnierte Jason. "Trotzdem bin ich froh, dass ich noch einmal eine Chance erhalten habe, als Mensch zu leben. Ich habe in beiden Formen zu viele Fehler gemacht, oder sagen wir besser: Dummheiten." Er dachte an die kurze Partnerschaft mit Rita Hold, an seine zweite Wandlung vom Menschen zum Vampir aus Liebe zu ihr, während sie sich als Unsterbliche fast zur gleichen Zeit mit dem Dolch der Hekate ebenfalls aus Liebe den Todesstoß versetzte, um ihn freizugeben. 
    "Außerdem bin ich froh, dass mein Dasein so langsam wieder eine Struktur erhält, dank Leander", fügte er hinzu. In der Tat fühlte er sich irgendwie dazugehörig, vielleicht mehr als damals, als er einsam als Vampirfürst an der Spitze stand. Obwohl er durch seine seherische Gabe auch jetzt Verantwortung trug. Doch er war bereit, diese anzunehmen. Wie hatte dieser knorrige Hamburger Kommissar Harald Welsch ihn einmal genannt? "Den Mittler zwischen den Welten". Das traf heute mehr zu als damals, befand er im Stillen.
    "War ich auch ein Fehler?", wagte Stuart einen erneuten Vorstoß. Jason lachte. "Du gibst wohl nie auf, was?"
    Gerade wollte der zierliche Schotte antworten, als er innehielt und zu lauschen schien. Beunruhigt fragte Jason, was los sei, doch Stuart legte nur den Finger auf seine Lippen, um ihm anzudeuten, ruhig zu sein. Jasons Blick verdunkelte sich. Er spürte

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