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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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Hunderten? Eine der durchtriebensten und bösartigsten Kreaturen, die je gelebt hat? Ich bezweifle, dass sie viele Spuren hinterlässt. Bis jetzt haben unsere Ermittlungen in den Mordfällen kaum Resultate erbracht.«
    »Tut es trotzdem«, sagte Egwene. »Saerin, was habt Ihr zu berichten?«
    »Geschichten, Gerüchte und Andeutungen hinter vorgehaltener Hand, Mutter«, sagte Saerin und verzog das Gesicht. »Vermutlich kennt Ihr die berühmtesten Geschichten über Mesaana - dass sie die Schulen leitete, die es in den im Krieg der Macht vom Schatten eroberten Ländern gab. Soweit ich es sagen kann, entsprechen diese Legenden durchaus der Wahrheit. Marsim von Manetheren berichtet davon ausführlich in ihren Annalen der Letzten Nächte, und sie ist oft eine verlässliche Quelle. Alrom erstellte einen recht ausführlichen Bericht, wie man eine dieser Schulen überlebte, und ein paar Fragmente davon sind überliefert.
    Mesaana wollte Forscherin sein, wurde aber zurückgewiesen. Die Einzelheiten sind nicht klar. Sie lenkte auch die Aes Sedai, die zum Schatten überliefen, führte sie auch manchmal in der Schlacht an, falls man Alroms Bericht Glauben schenken will. Ich bin davon nicht unbedingt überzeugt; ich halte es eher für wahrscheinlich, dass Mesaanas Führung im übertragenen Sinn zu verstehen ist.«
    Egwene nickte bedächtig. »Und was ist mit ihrer Persönlichkeit? Wer ist sie?«
    Saerin schüttelte den Kopf. »Für die meisten sind die Verlorenen eher Ungeheuer der Nacht als echte ›Persönlichkeiten‹, Mutter, und es ist vieles verloren gegangen oder falsch wiedergegeben worden. Soweit ich das sagen kann, ist sie die Realistin unter den Verlorenen - diejenige, die nicht hoch auf einem Thron sitzt, sondern sich die Ärmel hochkrempelt und die Hände schmutzig macht. Elandria Borndats Beobachtungen während der Zerstörung der Welt beharrt darauf, dass Mesaana im Gegensatz zu Moghedien und Graendal bereit war, die Zügel direkt in die Hand zu nehmen.
    Sie galt nie als die begabteste oder mächtigste der Verlorenen, aber sie war außerordentlich fähig. Elandria erklärt, dass sie tat, was getan werden musste. Wo die anderen Intrigen schmiedeten, baute sie sorgfältig ihre Verteidigung auf und bildete neue Rekruten aus.« Saerin zögerte. »Sie… nun, sie hat viel Ähnlichkeit mit einer Amyrlin, Mutter. Die Amyrlin des Schattens.«
    »Beim Licht«, murmelte Yukiri. »Kein Wunder, dass sie sich hier einnistete.« Der Gedanke schien die Graue tief zu erschüttern.
    »Die einzige andere relevante Sache, die ich herausfinden konnte, Mutter«, fuhr Saerin fort, »war ein seltsamer Verweis von der Blauen Gelehrten Lannis, die andeutete, dass Mesaana nur an Demandred heranreichte, was ihren Zorn betraf.«
    Egwene runzelte die Stirn. »Ich hätte angenommen, dass alle Verlorenen voller Hass sind.«
    »Nicht Hass. Zorn. Lannis vertrat die Meinung, dass Mesaana zornig war, weil sie nicht zu denen in der ersten Reihe gehörte. Zornig auf sich selbst, auf die Welt, auf die anderen Verlorenen. Das könnte sie sehr gefährlich machen.«
    Egwene nickte langsam. Sie ist eine Organisatorin. Eine Verwalterin, die es hasst, auf diese Position verwiesen worden zu sein.
    War sie aus diesem Grund in der Burg geblieben, nachdem man die Schwarzen Schwestern entlarvt hatte? Wollte sie dem Dunklen König um jeden Preis mit einer großen Leistung imponieren? Verin hatte gesagt, dass die Verlorenen eine Eigenschaft teilten: ihre Selbstsucht.
    Sie wollte eine zerstörte Weiße Burg übergeben. Aber damit ist sie gescheitert. Vermutlich hat sie auch an dem Versuch teilgenommen, Rand zu entführen. Ein weiteres Fiasko. Und die Frauen, die man ausschickte, die Schwarze Burg zu vernichten?
    Um so viele Fehler wiedergutzumachen, würde Mesaana einen großartigen Erfolg brauchen. Egwene zu töten würde da reichen. Möglicherweise würde das eine erneute Spaltung der Weißen Burg zur Folge haben.
    Gawyn war über ihre Absicht, als Köder zu dienen, entsetzt gewesen. Konnte sie das wirklich wagen? Sie umklammerte die Brüstung und stand über der Burg, über der Stadt, die von ihr abhing, schaute auf eine Welt, die sie brauchte.
    Etwas musste geschehen; Mesaana musste aus ihrem Versteck gelockt werden. Wenn Saerin recht hatte, dann war die Frau zu einer direkten Auseinandersetzung bereit - sie würde sich nicht verbergen und aus den Schatten zuschlagen. Also musste Egwene sie mit einer Gelegenheit locken, die nicht offensichtlich erschien, der sie

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