Der Traum des Wolfs
irgendwann wie eine Gefangene zu fühlen.
Aber was Deira nicht erwähnt hatte, war, wie erfüllend es sein würde. Perrin machte den Unterschied. Es war überhaupt keine Falle, zusammen mit ihm gefangen genommen worden zu sein.
Perrin stand mit einem Fuß auf dem Stumpf eines gefallenen Baumes und blickte nach Norden. Der Hügel ließ ihn über das Grasland zu den schroffen Klippen von Garens Wall sehen, die sich wie die Knöchel eines schlummernden Riesen erhoben.
Er öffnete den Geist und suchte nach Wölfen. In der Ferne gab es ein paar, beinahe zu schwach, um sie fühlen zu können. Wölfe hielten sich von großen Menschenansammlungen fern.
Hinter ihm breitete sich das Lager aus, an seinen Grenzen flackerten Wachfeuer. Der Hügel war weit genug weg, um abgeschieden zu sein, aber nicht so fern, um einsam zu sein. Er wusste nicht genau, warum Faile ihn gebeten hatte, ihn hier bei Sonnenuntergang zu treffen, aber sie hatte aufgeregt gerochen, also hatte er sie nicht bedrängt. Frauen mochten ihre Geheimnisse.
Er hörte Faile den Hügel hinaufsteigen, hörte die leisen Schritte auf feuchtem Gras. Sie war gut darin, leise zu sein - sicherlich nicht so gut wie Elyas oder einer der Aiel, aber besser, als man denken sollte. Doch er konnte ihren Geruch wahrnehmen, Seife mit Lavendel. Sie benutzte diese spezielle Seife nur an Tagen, die sie für besonders hielt.
Sie betrat den Hügel, wunderschön und eindrucksvoll. Sie trug eine violette Weste über einer langen Seidenbluse in einem helleren Farbton. Wo hatte sie die Kleidung her? Er hatte sie noch nie zuvor in dieser schönen Zusammenstellung gesehen.
» Mein Gemahl«, sagte sie und trat zu ihm. Schwach konnte er andere in der Nähe des Hügels hören - vermutlich Cha Faile. Sie hatte sie zurückgelassen. »Du siehst beunruhigt aus.«
»Es ist meine Schuld, dass Gill und die anderen gefangen wurden«, sagte er. »Meine Fehler häufen sich. Es ist ein Wunder, dass mir überhaupt noch jemand folgt.«
Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Perrin. Wir haben doch darüber gesprochen. Du darfst solche Dinge nicht sagen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich dich nicht als Lügner kenne«, erwiderte sie in einem leicht tadelnden Tonfall.
Er sah sie an. Langsam wurde es dunkel, aber er konnte noch immer die Einzelheiten ausmachen. Ihr fiel das bedeutend schwerer.
»Warum wehrst du dich noch immer dagegen?«, fragte sie. »Du bist ein guter Anführer.«
»Ich hätte mich nicht für sie ergeben«, erwiderte er.
Sie runzelte die Stirn. »Was hat das mit…«
»In den Zwei Flüssen.« Perrin wandte sich von ihr ab und schaute wieder nach Norden. »Ich war bereit, es zu tun. Als die Weißmäntel Mats Familie und die Luhhans in ihrer Gewalt hatten, hätte ich mich ihnen ergeben. Dieses Mal hätte ich das nicht getan. Selbst als ich mit ihrem Anführer sprach und nach seinem Preis fragte, wusste ich, dass ich mich nicht ergeben würde.«
»Du wirst eben ein besserer Anführer.«
»Wie kannst du das sagen? Ich werde herzlos. Wenn du wüsstest, was ich tat, um dich zurückzubekommen, die Dinge, die ich getan hätte…« Er berührte den Hammer an seiner Seite. Reißzahn oder Kralle, Junger Bulle, das spielt keine Rolle. Er hatte die Axt weggeworfen, aber konnte er sie für seine Brutalität verantwortlich machen? Es war nur ein Werkzeug. Die gleichen schrecklichen Dinge konnte er auch mit dem Hammer anrichten.
»Das ist nicht herzlos«, sagte Faile, »oder selbstsüchtig. Du bist jetzt ein Lord, und man darf nicht verbreiten, dass man nur deine Untertanen gefangen nehmen muss, um deine Herrschaft zu unterminieren. Glaubst du, Königin Morgase hätte zu Gunsten von Tyrannen auf den Thron verzichtet, die ihre Untertanen entführen? Auf diese Weise kann kein Herrscher regieren. Nur weil du schlechte Männer nicht aufhalten kannst, macht dich das lange noch nicht selbst zu einem schlechten Mann.«
»Ich will diesen Mantel nicht, Faile. Ich wollte ihn nie.«
»Ich weiß.«
»Manchmal wünschte ich, ich hätte die Zwei Flüsse niemals verlassen. Ich wünschte, ich hätte Rand in sein Schicksal laufen lassen, damit die einfachen Leute ihr normales Leben fortführen können.«
Ein Hauch Verärgerung wehte ihm entgegen.
»Aber wäre ich geblieben«, fuhr er hastig fort, »hätte ich dich nie kennengelernt. Also bin ich froh, dass ich ging. Ich sage bloß, dass ich froh bin, wenn das alles hier vorbei ist und ich mich wieder einfacheren Dingen zuwenden kann.«
»Glaubst du, die
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