Der Traum des Wolfs
grunzte. Über ihren Köpfen brodelte der Sturm. In der Ferne hörte Ituralde das Gebrüll der Trollocs. Kriegstrommeln dröhnten. Männer schrien.
»Etwas stimmt nicht«, sagte Ituralde.
»Dieser ganze verdammte Krieg ist falsch«, erwiderte Rajabi. »Wir sollten nicht hier sein; das sollten die Saldaeaner.
Ihre ganze Armee, nicht bloß die paar Reiter, die uns der Lord Drache überließ.«
»Etwas anderes«, sagte Ituralde und musterte den Himmel. »Warum Kadaver, Rajabi?«
»Um uns zu demoralisieren.«
Keine neue Taktik. Aber mit den ersten Salven? Warum keine Steine benutzen, wenn sie größeren Schaden anrichten würden, und dann zu Leichen übergehen, sobald der Überraschungsmoment vorbei war? Trollocs hatten kein Gespür für Taktik, aber die Blassen … sie konnten durchtrieben sein. Das hatte er aus erster Hand gelernt.
Während Ituralde in den Himmel starrte, kam die nächste massive Salve, als hätten die dunklen Wolken sie ausgespuckt. Beim Licht, wo hatten sie so viele Katapulte her? Genug, um Hunderte Leichen zu schleudern.
Er hat sechzehn gezählt, hatte der Junge gesagt. Nicht einmal annähernd genug. Fielen einige dieser Kadaver nicht viel zu gleichmäßig?
Es traf ihn wie ein eiskalter Regenguss. Diese verfluchten schlauen Ungeheuer!
»Bogenschützen!«, brüllte Ituralde. »Bogenschützen, passt auf den Himmel auf! Das sind keine Leichen!«
Zu spät. Noch während er brüllte, entfalteten die Draghkar ihre Schwingen; über die Hälfte der »Kadaver« dieser Salve war lebendes Schattengezücht, das sich zwischen den einschlagenden Toten verbarg. Nach dem ersten Draghkarangriff auf sein Heer vor ein paar Tagen hatte er Bogenschützen in Wechselschichten dazu abkommandiert, Tag und Nacht den Himmel im Auge zu behalten.
Aber die Bogenschützen hatten nicht den Befehl, auf herabfallende Leichen zu schießen. Ituralde wollte weiter, während er aus dem Pavillon sprang und sein Schwert zog. Im Oberlager brach Chaos aus, als Draghkar zwischen die Soldaten stürzten. Eine große Zahl von ihnen landete um den Befehlspavillon herum. Ihre viel zu großen schwarzen Augen leuchteten und lockten mit ihrem süßen Gesang Männer an.
Ituralde brüllte so laut er konnte und füllte seine Ohren mit dem Lärm seiner eigenen Stimme. Eine der Bestien hielt auf ihn zu, aber sein Gebrüll verhinderte, dass er ihr Säuseln verstehen konnte. Sie sah überrascht aus - so überrascht ein unmenschliches Wesen aussehen konnte -, als er auf sie zustolperte und vorgab, beeinflusst worden zu sein, um dann mit einem sauber ausgeführten Stich ihren Hals zu durchbohren. Dunkles Blut rann milchig weiße Haut herunter, als Ituralde noch immer schreiend seine Klinge zurückriss.
Er sah Rajabi stolpern und zu Boden stürzen, während ein Schattengezücht auf ihn sprang. Ituralde konnte ihn nicht erreichen - ein weiteres der Ungeheuer griff ihn an. In einem gesegneten Augenblick bekam er mit, dass Feuerkugeln Draghkar vom Himmel holten - die Asha’man.
Aber zur gleichen Zeit wurden die Kriegstrommeln in der Ferne lauter. Wie er vorausgesagt hatte, würde die ungebändigte Streitmacht der Trollocs mit der gleichen Stärke wie zuvor über die Furt stürmen. Beim Licht, manchmal hasste er es wirklich, immer recht zu behalten.
Du solltest besser dein Versprechen halten und mir Hilfe schicken, mein junge, dachte Ituralde, während er gegen den zweiten Draghkar kämpfte und sich heiser schrie. Beim Licht, das solltest du wirklich!
Faile ging durch Perrins Lager. Die Luft war voller Stimmen, angestrengtem Grunzen und den Rufen von Männern, die Befehle gaben. Perrin hatte die Weißmäntel ein letztes Mal zu Verhandlungen aufgefordert, und bis jetzt war noch keine Antwort eingetroffen.
Faile fühlte sich erfrischt. Sie hatte sich die ganze Nacht oben auf dem Hügel an Perrin geschmiegt. Sie hatte für genug Bettzeug gesorgt. In vielerlei Hinsicht war der grasige Hügelkamm bequemer als ihr Zelt.
Am Morgen waren die Kundschafter aus Cairhien zurückgekehrt; bald würden sie Bericht erstatten. Faile hatte gebadet und gefrühstückt.
Die Zeit war gekommen, etwas wegen Berelain zu unternehmen.
Sie ging über das zertrampelte Gras auf das Viertel der Mayener zu und fühlte mit jedem Schritt, wie ihre Wut stieg. Berelain war zu weit gegangen. Perrin behauptete, die Gerüchte wären von ihren Dienerinnen verbreitet worden und nicht von der Frau selbst, aber Faile erkannte die Wahrheit. Die Erste war eine Meisterin darin,
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