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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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Gerüchte zu manipulieren und zu kontrollieren. Das war eine der besten Möglichkeiten, um aus einer relativ schwachen Position zu herrschen. Die Erste verfuhr so in Mayene, und sie tat es auch hier im Lager, wo Faile als Perrins Frau die stärkere Partei war.
    Am Eingang der Mayener standen zwei Geflügelte Wachen mit ihren blutrot lackierten Brustpanzern und den geflügelten Helmen, die wie Töpfe geformt waren und ihren Nacken bedeckten. Sie schienen sich noch mehr aufzurichten, als sich Faile näherte; die Lanzen in ihren Händen waren mehr zur Repräsentation gedacht, blaue Wimpel zeigten den goldenen Falken im Flug.
    Faile musste den Kopf in den Nacken legen, um ihnen in die Augen sehen zu können. »Bringt mich zu Eurer Lady«, befahl sie.
    Die Wächter nickten. Einer von ihnen hob eine behandschuhte Hand, um zwei andere Männer aus dem Lager heranzuwinken, damit sie den Posten übernehmen konnten. »Man hat uns gesagt, dass wir Euch erwarten sollen«, sagte der Wächter mit tiefer Stimme zu Faile.
    Faile runzelte die Stirn. »Heute?«
    »Nein. Die Erste sagte bloß, dass wir Euch gehorchen sollen, solltet Ihr kommen.«
    »Natürlich hat man mir zu gehorchen. Das ist das Lager meines Gemahls.«
    Die Wächter diskutierten nicht mit ihr, obwohl sie vermutlich anderer Meinung waren. Berelain hatte Perrin begleiten sollen, aber man hatte ihm keineswegs den ausdrücklichen Befehl über ihre Truppen gegeben.
    Faile folgte den Männern. Wie durch ein Wunder trocknete der Boden langsam. Sie hatte Perrin gesagt, dass die Gerüchte sie nicht störten, aber Berelains Dreistigkeit ärgerte sie. Diese Frau, dachte sie. Wie kann sie es nur wagen …
    Nein. Nein, diesen Weg konnte sie nicht beschreiten. Jemanden anzubrüllen würde sie sich besser fühlen lassen, aber das würde die Gerüchte nur bestärken. Was sollten die Leute sonst denken, wenn sie sahen, wie sie zum Zelt der Ersten stürmte, um sie dann anzubrüllen? Sie musste ganz ruhig sein. Das würde schwierig werden.
    Das Lager der Mayener war so aufgebaut, dass die Reihen der Männer wie die Speichen eines Rades vom Zelt im Mittelpunkt ausgingen. Die Geflügelten Wachen hatten keine Zelte - die befanden sich bei Meister Gill -, aber sie waren sehr ordentlich untergebracht. Alles erschien beinahe schon zu ordentlich, die gefalteten Decken, die Lanzenstapel, die Pfosten für die Pferde und die gelegentlichen Feuergruben. Berelains zentraler Pavillon war kastanienbraun und lavendelfarben; Beute aus Maiden. Faile behielt ihre Beherrschung, als die beiden riesigen Wächter sie zum Zelt führten. Einer von ihnen klopfte an einem davor in den Boden gerammten Pfosten, um die Erlaubnis zum Eintreten zu bekommen.
    Berelains sinnliche Stimme antwortete, und der Wächter zog für Faile die Eingangsplane zurück. Sie wollte gerade eintreten, als ein Rascheln im Inneren sie zurückweichen ließ und ihr Annoura entgegenkam. Die Aes Sedai nickte ihr zu; die sich überlappenden Zöpfe um ihr Gesicht baumelten hin und her. Sie schien nicht erfreut zu sein; es war ihr noch immer nicht gelungen, die Gunst ihrer Herrin zurückzuerlangen.
    Faile holte tief Luft, dann betrat sie den Pavillon. Drinnen war es kühl. Der Boden war mit einem kastanienbraunen und grünen Teppich mit einem gewundenen Efeumuster bedeckt. Obwohl der Pavillon ohne Berelains übliche Reisemöbel leer aussah, hatte sie zwei stabile Eichenstühle und einen leichten Tisch, die aus Maiden stammten.
    Die Erste erhob sich. »Lady Faile«, sagte sie ruhig. Heute trug sie das Diadem von Mayene. Die schmale Krone war von schlichter Pracht; abgesehen von dem goldenen Falken, der aussah, als würde er sich in das Sonnenlicht erheben, das durch Lücken in der Zeltdecke einfiel, wies sie keinerlei Verzierungen auf. Man hatte Bahnen entfernt, damit Licht hereinkonnte. Die Erste trug ein grünes und goldenes Gewand mit einem schlichten Gürtel an der Taille und einem tiefen Ausschnitt.
    Faile nahm auf einem der Stühle Platz. Diese Unterhaltung war gefährlich; sie konnte zu einer Katastrophe führen. Aber stattfinden musste sie.
    »Alles wohlauf?«, sagte Berelain. »Der Regen der vergangenen Tage war nicht zu anstrengend?«
    »Der Regen war schrecklich, Berelain«, sagte Faile. »Aber ich bin nicht hier, um darüber zu sprechen.«
    Berelain schürzte die perfekten Lippen. Beim Licht, diese Frau war wirklich wunderschön! Verglichen mit ihr kam sich Faile regelrecht schäbig vor; ihre Nase war zu groß, ihr Busen zu klein.

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