Der Traum des Wolfs
Gerüchte rügen und im Lager verkünden, dass nichts passiert ist.«
»Glaubt Ihr wirklich, das lässt die Gerüchte verstummen? Vor meiner Rückkehr habt Ihr Euch dagegen nicht ausgesprochen, das betrachtet man als Beweis. Und jetzt erwartet man von Euch natürlich, dass Ihr Euch benehmt, als wäre nichts passiert.«
»Ihr könnt das mit dieser … Herausforderung nicht ernst meinen.«
»Wenn es um die Ehre meines Gemahls geht, Berelain, meine ich immer alles ernst.« Sie erwiderte den Blick der Frau und entdeckte dort Besorgnis. Berelain wollte nicht gegen sie kämpfen. Und natürlich wollte auch sie nicht gegen Berelain kämpfen, und das nicht nur, weil sie sich nicht sicher war, ob sie siegen würde oder nicht. Obwohl sie sich schon immer an der Ersten hatte rächen wollen, weil sie ihr damals das Messer abgenommen hatte.
»Ich werde die Herausforderung heute Abend vor dem ganzen Lager verkünden«, sagte Faile, ohne die Stimme zu erheben. »Ihr habt einen Tag, um darauf zu reagieren oder zu gehen.«
»Ich mache bei diesem Irrsinn nicht mit.«
»Das tut Ihr bereits«, sagte Faile und stand auf. »Das habt Ihr in dem Augenblick getan, in dem Ihr zugelassen habt, dass sich diese Gerüchte verbreiten.«
Faile drehte sich um, um das Zelt zu verlassen. Sie musste sich anstrengen, ihre Nervosität zu verbergen. Hatte Berelain gesehen, dass ihre Stirn schweißbedeckt war? Sie fühlte sich, als würde sie auf einer Schwertschneide balancieren. Sollte Perrin von dieser Herausforderung hören, würde er sehr wütend sein. Sie musste hoffen, dass …
»Lady Faile«, sagte Berelain hinter ihr. Die Stimme der Ersten klang besorgt. » Sicherlich können wir doch zu einer anderen Übereinkunft kommen. Erzwingt das nicht.«
Mit pochendem Herzen blieb Faile stehen. Sie drehte sich wieder um. Die Erste sah ernsthaft besorgt aus. Ja, sie glaubte tatsächlich, dass Faile blutdürstig genug war, um diese Herausforderung zu verkünden.
»Ich will Euch aus Perrins Leben raushaben, Berelain. Und das erreiche ich auch, auf die eine oder andere Weise.«
»Ihr wollt, dass ich gehe?«, fragte Berelain. »Die Aufgaben, die mir der Wiedergeborene Drache gab, sind erledigt. Ich könnte meine Männer nehmen und in eine andere Richtung ziehen.«
Nein, Faile wollte nicht, dass sie ging. Der Abzug ihrer Truppen wäre angesichts des lauernden Weißmäntelheers ein verheerender Schlag. Und Perrin würde die Geflügelten Wachen sicher noch brauchen.
»Nein«, sagte sie. »Eure Abreise würde nichts an den Gerüchten ändern.«
»Es würde genauso viel erreichen, wie mich zu töten«, sagte die Frau trocken. »Sollten wir kämpfen und Ihr es irgendwie schaffen, mich zu töten, würde das nur verkünden, dass Ihr die Untreue Eures Gemahls entdeckt habt und in Wut geraten seid. Ich sehe nicht ein, wie das Eurer Position helfen sollte. Es würde die Gerüchte nur noch verstärken.«
»Also versteht Ihr meine missliche Lage«, sagte Faile und ließ ihre Erbitterung durchschimmern. »Es scheint keine Möglichkeit zu geben, diese Gerüchte aus der Welt zu schaffen. «
Berelain musterte sie. Diese Frau hatte einst versprochen, sich Perrin zu nehmen. Hatte es fast schon geschworen. Davon war sie anscheinend in letzter Zeit wieder abgerückt. Und in ihrem Blick lag eine gewisse Sorge.
Sie erkennt, dass sie in dieser Sache viel zu weit gegangen ist, begriff Faile. Natürlich. Berelain hatte nicht damit gerechnet, dass Faile aus Maiden zurückkehrte. Darum hatte sie einen so kühnen Zug gemacht.
Jetzt wurde ihr klar, dass sie sich übernommen hatte. Und sie hielt Faile für verrückt genug, sich in aller Öffentlichkeit mit ihr zu duellieren.
»Ich wollte nie, dass es so weit kommt, Berelain.« Faile kam zurück ins Zelt. »Und Perrin auch nicht. Eure Aufmerksamkeiten sind ein Ärgernis für uns beide.«
»Euer Gemahl hat wenig getan, um mich zu entmutigen«, sagte Berelain und verschränkte die Arme. »Während Eurer Abwesenheit gab es Augenblicke, in denen er mich sogar ermutigte. «
»Ihr versteht ihn so wenig.« Es war erstaunlich, dass die Frau so blind sein konnte, obwohl sie in vielerlei Hinsicht doch so schlau war.
»Das behauptet Ihr«, sagte Berelain.
»Ihr habt zwei Möglichkeiten«, sagte Faile. »Ihr könnt gegen mich kämpfen, und einer von uns wird sterben. Ihr habt recht, das würde die Gerüchte nicht verstummen lassen. Aber es würde Euren Chancen auf Perrin ein Ende machen. Entweder wärt Ihr tot oder die Frau, die
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