Der Traum des Wolfs
seine Gemahlin tötete.«
Faile erwiderte Berelains Blick. »Oder Ihr lasst Euch eine Möglichkeit einfallen, diese Gerüchte ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. Ihr habt diesen Schlamassel verursacht. Ihr regelt das.«
Und das war ihr Spiel. Ihr fiel kein Ausweg aus dieser Situation ein, aber in dieser Hinsicht war Berelain viel erfahrener. Also hatte sie den Plan verfolgt, Berelain glauben zu machen, sie wäre bereit, etwas Unvernünftiges zu tun. Dann sollte das beeindruckende politische Können der Frau die Situation klären.
Würde das funktionieren?
Faile erwiderte Berelains Blick und gestattete sich, ihre Wut zu fühlen. Ihren Zorn über das Geschehene. Ihr gemeinsamer Feind hatte sie geschlagen, frieren lassen und gedemütigt. Und währenddessen hatte Berelain die Unverschämtheit gehabt, so etwas zu tun?
Sie hielt den Blick der Ersten fest. Nein, sie verfügte nicht über Berelains politische Erfahrung. Aber sie hatte etwas, das der Frau fehlte. Sie liebte Perrin. Wahrhaftig und von ganzem Herzen. Sie würde alles tun, damit man ihm nicht wehtat.
Die Erste musterte sie. »Also gut«, sagte sie. »Soll es also so sein. Ihr könnt stolz auf Euch sein, Faile. Es kommt… selten vor, dass ich auf einen Preis verzichte, den ich lange begehrte.«
»Ihr habt nicht gesagt, wie wir diese Gerüchte aus der Welt schaffen können.«
»Vielleicht gibt es da eine Möglichkeit«, sagte Berelain. »Aber das wird unerfreulich.«
Faile hob eine Braue.
»Man wird uns zusammen als Freundinnen sehen müssen«, erklärte Berelain. »Ein Kampf, Meinungsverschiedenheiten, das wird den Gerüchten nur neue Nahrung geben. Aber wenn man sieht, wie wir miteinander Zeit verbringen, wird sie das entschärfen. Zusammen mit meiner formellen Verurteilung der Gerüchte reicht das vermutlich.«
Faile setzte sich wieder auf den Stuhl, den sie zuvor benutzt hatte. Freundinnen? Sie verabscheute diese Frau!
»Es müsste eine glaubwürdige Vorstellung sein«, sagte Berelain, stand auf und ging zu dem Tischchen in der Zeltecke. Sie goss sich einen Schluck gekühlten Wein ein. »Sonst funktioniert das nicht.«
»Und Ihr findet einen anderen Mann«, sagte Faile. »Jemand, dem Ihr Eure Aufmerksamkeit schenken könnt, zumindest für eine Weile. Um zu beweisen, dass Ihr nicht an Perrin interessiert seid.«
Berelain hob den Becher. »Ja«, sagte sie. »Ich vermute, auch das würde helfen. Könnt Ihr so schauspielern, Faile ni Bashere ti’Aybara?«
Du glaubst doch auch, dass ich wirklich bereit war, dich deswegen zu töten, nicht wahr?, dachte Faile. »Ich verspreche es.«
Berelain hielt inne, den Becher auf dem halben Weg zum Mund. Dann lächelte sie und trank. »Dann wollen wir mal sehen,« sagte sie und senkte den Becher, »was sich daraus ergibt. «
KAPITEL 19
Gespräche über Drachen
M at zupfte an dem derben braunen Mantel. Die Knöpfe waren aus Messing, aber sonst gab es keine Verzierungen. Aus dicker Wolle gewebt, wies er ein paar Pfeileinschüsse auf, die Mat eigentlich hätten töten müssen. Eines der Löcher war fleckig von Blut, aber es war größtenteils herausgewaschen worden. Es war ein hübscher Mantel. Als er noch in den Zwei Flüssen gelebt hatte, hätte er eine stolze Summe für so einen Mantel auf den Tisch legen müssen.
Er rieb sich das Gesicht und schaute in den Spiegel seines neuen Zeltes. Er hatte den verdammten Bart endlich abrasiert. Wie hielt Perrin bloß diese verdammte Juckerei aus? Der Mann musste Haut wie Schmirgelpapier haben. Nun, falls nötig würde er eben eine andere Methode der Tarnung finden.
Er hatte sich ein paarmal beim Rasieren geschnitten. Aber es war keinesfalls so, dass er vergessen hatte, wie man alles selbst erledigt. Er brauchte keinen Diener, um das zu tun, was er selbst tun konnte. Er nickte sich zu, setzte den Hut auf und nahm den Ashandarei aus der Zeltecke; die Raben auf der Klinge schienen sich in Erwartung der kommenden Schlachten aufgeregt zu ducken. »Da habt ihr verdammt noch mal recht«, sagte Mat und legte den Ashandarei auf die Schulter, während er das Zelt verließ. Er nahm sein Bündel und hängte es sich über die andere Schulter. Ab dem heutigen Abend würde er seine Nächte in der Stadt verbringen.
Er ging durch das Lager und nickte einer Gruppe entgegenkommender Rotwaffen zu. Die Wachen hatte er verdoppelt. Der Gholam bereitete ihm Sorgen, aber das galt auch für die vielen Militärlager in der Gegend. Die Hälfte bestand aus Söldnern, die andere Hälfte
Weitere Kostenlose Bücher