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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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leitete das Bild an die anderen weiter, was sie belustigt heulen ließ, obwohl die meisten von ihnen den Stier zu bevorzugen schienen, der auf dem Hirsch herumsprang. Perrin knurrte und jagte hinter Springer auf den Wald zu, wo die anderen Wölfe warteten.
    Als er lief, schien das Gras immer dichter zu werden. Es hielt ihn zurück wie dichtes Unterholz. Bald war ihm Springer weit voraus.
    Lauf, Junger Bulle!
    Ich versuche es ja.
    Nicht so wie früher!
    Perrin schob sich weiter durch das Gras. Dieser seltsame Ort, diese wunderbare Welt, in der die Wölfe liefen, konnte berauschend sein. Und gefährlich. Davor hatte Springer ihn mehr als nur einmal gewarnt.
    Gefahren für morgen. Ignoriere sie, übermittelte Springer und wurde leiser. Sorgen sind ein Ding der Zweibeiner.
    Ich kann meine Probleme nicht ignorieren!, antwortete Perrin.
    Und doch tust du das oft.
    Das stimmte in der Tat - vielleicht sogar mehr, als der Wolf wusste. Perrin brach aus dem Gras auf eine Lichtung heraus und blieb stehen. Auf dem Boden lagen die drei Eisenstücke, die er in seinem früheren Traum geschmiedet hatte. Der große Klumpen von der Größe zweier Fäuste, die flach gedrückte Stange, das flache Rechteck. Das Rechteck glühte schwach gelbrot und versengte das kurze Gras in seiner Umgebung.
    Die Klumpen verschwanden, allerdings hinterließ das glühende Rechteck eine verbrannte Stelle. Perrin schaute auf, suchte nach den Wölfen. Am Himmel über den Bäumen öffnete sich ein großes schwarzes Loch. Er vermochte nicht zu sagen, wie weit es genau entfernt war, und es schien alles in seinem Sichtfeld zu dominieren, während es zugleich fern erschien.
    Mat stand dort. Er kämpfte gegen sich selbst, gegen ein Dutzend Männer, die alle sein Gesicht hatten und die unterschiedlichsten Arten kostbarer Kleidung trugen. Mat wirbelte seinen Speer und bemerkte die Schattengestalt nicht, die sich mit einem blutigen Messer in der Hand von hinten an ihn heranschlich.
    »Mat!«, rief Perrin, obwohl er wusste, dass das sinnlos war. Was er da sah, war eine Art Traum oder Vision der Zukunft. Es war schon einige Zeit her, dass er so etwas das letzte Mal gesehen hatte. Er hatte fast schon geglaubt, dass es nicht mehr passieren würde.
    Er wandte sich ab, und eine andere Finsternis öffnete sich am Himmel. Plötzlich sah er Schafe, die auf den Wald zurannten. Wölfe verfolgten sie, und im Wald wartete eine schreckliche Bestie ungesehen. Perrin spürte, dass er sich ebenfalls in diesem Traum befand. Aber wen jagte er, und warum? Etwas an diesen Wölfen erschien falsch.
    Eine dritte Finsternis an der Seite. Faile, Grady, Elyas, Gaul… sie alle gingen auf eine Klippe zu, gefolgt von Tausenden.
    Die Vision erlosch. Plötzlich schoss Springer durch die Luft, landete neben Perrin und kam rutschend zum Stehen. Der Wolf hatte die Löcher nicht gesehen; seinen Augen waren sie nicht erschienen. Stattdessen betrachtete er die verbrannte Stelle voller Unmut und übermittelte ein Bild von einem ungekämmten Perrin, dessen Bart und Haar ungeschnitten und dessen Kleidung verwahrlost war. Perrin erinnerte sich an die Zeit; das war am Anfang von Failes Gefangenschaft gewesen.
    Hatte er wirklich so schlimm ausgesehen? Beim Licht, er erschien zerlumpt. Beinahe wie ein Bettler. Oder wie… Noam.
    »Hör auf, mich verwirren zu wollen!«, sagte er. »Ich wurde so, weil ich Faile mit allen Mitteln finden wollte, und nicht, weil ich den Wölfen nachgab!«
    Für den jüngsten Welpen sind immer die Ältesten des Rudels schuld. Springer hüpfte wieder ins Gras.
    Was sollte das denn bedeuten? Die Gerüche und Bilder verwirrten ihn. Knurrend rannte Perrin los, verließ die Lichtung und tauchte ins Gras ein. Wieder setzten ihm die Stängel Widerstand entgegen. Es war wie der Kampf gegen eine Strömung. Springer lief voraus.
    »Verflucht, warte auf mich!«, rief Perrin.
    Wenn wir warten, verlieren wir die Beute. Lauf, junger Bulle!
    Perrin biss die Zähne zusammen. Springer war nur noch ein Punkt in der Ferne, fast schon am Waldrand. Perrin wollte über diese Visionen nachdenken, aber dazu war keine Zeit. Wenn er Springer verlor, würde er ihn in dieser Nacht nicht wiedersehen, das wusste er. Also gut, dachte er resigniert.
    Unter ihm bäumte sich das Land auf, das Gras raste blitzschnell an ihm vorbei. Es war, als hätte er mit einem Schritt hundert Schritte gemacht. Er tat den nächsten Schritt, schoss vorwärts. Hinterließ einen verschwommenen Schemen.
    Das Gras teilte sich für ihn.

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