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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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erst kurze Zeit, aber er war bereits eine Quelle des Ärgers für ihn. Wie jede Frau. Nun, vielleicht keine Aes Sedai, aber wie die meisten anderen Frauen. Das wollte viel heißen.
    Er klopfte den Brief gegen die Theke. Sollte man Verin doch zu Asche verbrennen, weil sie ihm das angetan hatte! Sie hielt ihn durch seinen Eid wie einen Fisch an der Angel.
    »Nun, Meister Scharlachrot?«, fragte die Wirtin. Das war der Name, den er im Moment benutzte. Es war besser sicherzugehen. »Wollt Ihr nun noch einen Becher oder nicht?«
    Die Wirtin beugte sich vor und verschränkte die Arme. Melli Craeb war eine hübsche Frau mit einem runden Gesicht und anziehenden kastanienbraunen Locken. Normalerweise hätte Mat ihr sein bestes Lächeln geschenkt - ihm war noch keine Frau begegnet, die bei seinem besten Lächeln nicht dahinschmolz -, aber er war jetzt ein verheirateter Mann. Er konnte keine Herzen mehr brechen; das wäre nicht richtig gewesen.
    Aber als sie sich vorbeugte, gestattete sie einen Blick auf einen üppigen Busen. Sie war eine kleine Frau, hatte aber den Platz hinter der Theke erhöht. Ja, in der Tat ein hübscher Busen. Es würde bestimmt Spaß machen, sie zu küssen, vielleicht in einer der Nischen im hinteren Teil der Schenke. Natürlich schaute er keine anderen Frauen mehr an, nicht auf diese Weise. Und sie sollte ja auch nicht ihn küssen. Aber vielleicht Talmanes. Er war so steif, ein ordentlicher Kuss und etwas schmusen würden ihm guttun.
    »Nun?«, fragte Melli.
    »Was würdet Ihr an meiner Stelle tun, Melli?« Vor ihm stand sein leerer Becher; am Rand klebte noch etwas Schaum.
    »Noch eine weitere Runde bestellen«, sagte sie sofort. »Für die ganze Schenke. Das wäre wirklich großzügig von Euch. Die Leute mögen großzügige Burschen.«
    »Ich meinte den Brief.«
    »Ihr verspracht, ihn nicht zu öffnen?«, fragte sie. »Nun, nicht genau. Ich versprach, gesetzt den Fall, dass ich ihn öffnen sollte, würde ich genau das tun, was dort steht.«
    »Ihr habt einen Eid geschworen, richtig?« Er nickte.
    Sie riss ihm den Brief aus den Fingern, was ihm einen Aufschrei entlockte. Er griff danach, um ihn sich zurückzuholen, aber sie wich zurück und drehte ihn in den Fingern. Er unterdrückte das Verlangen, noch einmal danach zu greifen; er hatte mehr als nur ein paar solcher Spiele gespielt und keineswegs das Verlangen, als Trottel dazustehen. Einer Frau gefiel nichts mehr, als einen Mann sich winden zu lassen, und ließ man das zu, würde sie nur damit weitermachen.
    Trotzdem brach ihm der Schweiß aus. »Also, Melli…«
    »Ich könnte ihn für Euch öffnen«, sagte sie, lehnte sich gegen die Wand hinter der Theke und betrachtete den Brief. In der Nähe rief ein Mann nach einem weiteren Becher Ale, aber sie winkte nur ab. Der Mann hatte eine rote Nase und sah sowieso so aus, als hätte er bereits genug. Mellis Schenke war so beliebt, dass sie ein halbes Dutzend Mägde hatte, die sich um die Gäste kümmerten. Eine würde schon zu ihm gehen. »Ich könnte ihn öffnen«, fuhr sie fort, »und Euch verraten, was dort steht.«
    Verdammte Asche! Wenn sie das machte, würde er tun müssen, was dort stand. Was auch immer verflucht noch mal dort stand! Er musste nur noch ein paar Wochen warten, und er würde frei sein. Das war alles. Das schaffte er. Gar kein Problem.
    »Das würde nichts nutzen«, sagte er und setzte sich ruckartig auf, als sie den Daumen in die Falte des Briefes schob, als wollte sie ihn aufreißen. »Ich würde trotzdem tun müssen, was dort steht, Melli. Tut das nicht. Seid vorsichtig!«
    Sie lächelte ihn an. Ihre Schenke Zur Maid mit den sieben Streifen war eine der besten im westlichen Teil von Caemlyn. Das Ale hatte einen kräftigen Geschmack, man konnte würfeln, wenn einem der Sinn danach stand, und es war nicht eine Ratte zu sehen. Vermutlich wollten sie keinen Ärger mit Melli haben. Beim Licht, diese Frau konnte einem Mann die Bartstoppeln von den Wangen becircen, ohne sich groß anstrengen zu müssen.
    »Ihr habt mir nicht verraten, wer ihn geschrieben hat«, sagte Melli und drehte den Brief um. »Eine Geliebte, richtig? Sie hat Euch eingewickelt?«
    Letzteres war durchaus richtig, aber eine Geliebte? Verin? Das war so lächerlich, dass er lachen musste. Verin zu küssen hätte etwa so viel Spaß gemacht, wie einen Löwen zu küssen. Von den beiden hätte er den Löwen gewählt. Bei dem wäre das Risiko geringer gewesen, dass er ihn zu beißen versuchte.
    »Ich habe einen Eid geleistet,

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