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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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Seite und erlaubte seinem leeren Becher, offensichtlich und einsam auszusehen, und sie kam lächelnd heran, um ihn aufzufüllen. Er grinste sie an und gab ihr ein Kupferstück Trinkgeld. Er war ein verheirateter Mann und konnte es sich nicht leisten, sie zu umgarnen, aber er konnte sich für seine Freunde umsehen. Thom würde sie vielleicht gefallen. Zumindest konnte ihn ein Mädchen vielleicht dazu bringen, nicht dauernd Trübsal zu blasen. Er betrachtete das Gesicht des Mädchens eine Weile, um sie auch bestimmt wiederzuerkennen.
    Er trank einen Schluck von seinem Ale, berührte mit der Hand den Brief in seiner Tasche. Er spekulierte nicht über den Inhalt. Denn dann würde er nur einen Schritt davor stehen, ihn aufzureißen. In gewisser Weise hatte er Ähnlichkeit mit einer Maus, die eine Falle mit einem Stück schimmeligen Käse anstarrte. Er wollte diesen Käse gar nicht haben. Soweit es ihn anging, konnte er vergammeln.
    Vermutlich würde ihn der Brief nur instruieren, etwas Gefährliches zu tun. Und Peinliches. Aes Sedai ließen Männer nur allzu gern wie Narren aussehen. Beim Licht, er hoffte, sie hatte ihm keine Instruktionen hinterlassen, jemandem zu helfen, der in Schwierigkeiten steckte. Aber in diesem Fall hätte sie sich sicher selbst darum gekümmert.
    Er seufzte und nahm noch einen Schluck Ale. In der Ecke kippte der Trinker endlich um. Sechzehn Becher. Nicht schlecht. Mat stellte das Ale zur Seite, legte ein paar Münzen für die Zeche auf die Theke, dann nickte er Melli zum Abschied zu. Von einem Burschen in der Ecke sammelte er seinen Wettgewinn für den Trinker ein. Er hatte auf siebzehn Becher gesetzt, was nahe genug dran war, um etwas zu gewinnen. Dann war er auf dem Weg, zog seinen Gehstock aus dem Ständer neben der Tür.
    Der Rausschmeißer Berg musterte ihn. Bergs Gesicht war hässlich genug, um selbst seine Mutter zusammenzucken zu lassen. Der Schulterklopfer mochte ihn nicht, und nach der Art und Weise zu urteilen, wie er Melli ansah, nahm er vermutlich an, dass Mat seiner Frau schöne Augen machte. Ganz egal, dass Mat erklärt hatte, dass er verheiratet war und solche Dinge nicht mehr tat. Manche Männer waren eifersüchtig, ganz egal, was man ihnen sagte.
    Selbst zu dieser späten Stunde herrschte auf den Straßen von Caemlyn viel Betrieb. Das Kopfsteinpflaster war noch feucht von dem kurzen Regenschauer eben, obwohl diese Wolken weitergezogen waren und den Himmel bemerkenswerterweise offen gelassen hatten. Er ging nach Norden in Richtung einer anderen Schenke, die er kannte, in der man um Silber und Gold spielte. Er verfolgte an diesem Abend kein besonderes Ziel, er schnappte bloß Gerüchte auf und verschaffte sich ein Gefühl für Caemlyn. Seit seinem letzten Besuch hatte sich viel verändert.
    Unterwegs konnte er nicht verhindern, immer wieder über die Schulter zu blicken. Diese verdammten Bilder hatten ihn nervös gemacht. Viele der Leute auf den Straßen erschienen verdächtig. Ein paar Murandianer gingen an ihm vorbei und schienen so betrunken zu sein, dass er ihren Atem hätte anzünden können. Er blieb auf Distanz. Nach seinen Erlebnissen in Hinderstab konnte er nicht vorsichtig genug sein. Beim Licht, er hatte Geschichten gehört, nach denen Pflastersteine Menschen angegriffen hatten. Wenn ein Mann nicht einmal den Steinen unter seinen Füßen vertrauen konnte, worauf konnte er dann noch vertrauen?
    Schließlich erreichte er die Schenke, ein einladender Schuppen namens Des toten Mannes Atem. Vor der Tür standen zwei Schläger, die Keulen hielten und immer wieder in die gewaltigen Pranken klatschen ließen. Im Augenblick wurden viele zusätzliche Rausschmeißer eingestellt. Er würde darauf achten müssen, nicht zu große Gewinne einzustreichen. Schankwirte mochten keinen Mann, der zu viel gewann, denn das konnte Kämpfe provozieren. Es sei denn, der Mann gab seinen Gewinn für Essen und Trinken aus. Dann konnte er gewinnen, so viel er wollte, vielen Dank auch.
    Im Inneren der Schenke war es dunkler als im Zur Maid mit den sieben Streifen. Die Männer beugten sich tief über ihre Becher oder Spiele, und es wurden nicht viele Mahlzeiten serviert. Nur starke Getränke. Die Theke wies Nägel auf, die etwa einen Fingerbreit hoch hervorstanden und einen in den Arm stachen. Mat vermutete, dass sie versuchten, sich selbst zu ziehen und abzuhauen.
    Bernherd, der Wirt, war ein Tairener mit schmierigen Haaren und einem so kleinen Mund, dass es aussah, als hätte er seine Lippen aus

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