Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
Melli«, sagte er und bemühte sich, seine Nervosität zu verbergen. »Offnet ihn bloß nicht.«
    »Ich habe keinen Eid geleistet«, sagte sie. »Vielleicht lese ich ihn und verrate Euch nicht, was darin steht. Mache nur gelegentlich ein paar Andeutungen, um Euch zu ermutigen.«
    Sie musterte ihn, die vollen Lippen zu einem Lächeln verzogen. Ja, sie war wirklich hübsch. Allerdings nicht so hübsch wie Tuon mit ihrer schönen Haut und den großen Augen. Aber Melli war durchaus hübsch, vor allen Dingen ihre Lippen. Als verheirateter Mann durfte er nicht auf diese Lippen starren, aber er schenkte ihr sein schönstes Lächeln. Dieses Mal war das unbedingt nötig, auch wenn es ihr das Herz brechen konnte. Er durfte nicht zulassen, dass sie diesen Brief öffnete.
    »Es ist das Gleiche, Melli« sagte er einnehmend. »Wenn Ihr diesen Brief öffnet und ich nicht das tue, was dort steht, dann ist mein Eid so viel wert wie Spülwasser.« Er seufzte, als er erkannte, dass es eine Möglichkeit gab, den Brief zurückzubekommen. »Die Frau, die ihn mir gab, war eine Aes Sedai, Melli. Ihr wollt doch keine Aes Sedai verärgern, oder?«
    »Aes Sedai?« Plötzlich sah Melli äußerst interessiert aus. »Ich habe schon oft daran gedacht, nach Tar Valon zu gehen und zu sehen, ob sie mich aufnehmen.« Sie betrachtete den Brief, als wäre sie jetzt noch neugieriger auf den Inhalt.
    Beim Licht! Diese Frau war verrückt. Er hatte sie für vernünftig gehalten. Er hätte es besser wissen müssen. Er schwitzte stärker. Kam er an den Brief heran? Sie hielt ihn nahe an den…
    Sie legte ihn genau vor ihn auf die Theke. Legte einen Finger darauf, genau auf die Mitte des Siegels. »Wenn Ihr diese Aes Sedai das nächste Mal trefft, stellt Ihr mich ihr vor.«
    »Wenn ich sie sehe, solange ich in Caemlyn bin«, sagte er. »Ich verspreche es.«
    » Kann ich darauf vertrauen, dass Ihr Euer Wort haltet?«
    Er schenkte ihr einen verzweifelten Blick. »Melli, worum ging es bei dieser verdammten Unterhaltung eigentlich?«
    Sie lachte, drehte sich um und ließ den Brief auf der Theke liegen, um sich um den Mann zu kümmern, der noch immer nach mehr Ale brüllte. Mat schnappte sich den Brief und steckte ihn vorsichtig in die Manteltasche. Verdammte Frau. Die einzige Möglichkeit, sich aus den Intrigen der Aes Sedai herauszuhalten, bestand darin, ihn nie zu öffnen. Nun ja, sich ganz herauszuhalten war kaum möglich. Mat hatte genug Aes Sedai, die in seiner Umgebung Pläne schmiedeten; eigentlich kamen sie ihm aus den Ohren. Nur ein Mann mit Sägespänen im Hirn würde um eine mehr bitten.
    Mat seufzte und rutschte auf seinem Hocker herum. Im Zur Maid mit den sieben Streifen drängte sich ein gemischtes Publikum. Caemlyn war voller als ein Löwenfisch an einem Schiffswrack, es platzte förmlich aus allen Nähten. Das sorgte für ein gutes Geschäft. In der Ecke würfelten Bauern in Arbeitsmänteln mit ausgefransten Kragen. Er hatte mit ihnen zuvor ein paar Runden gespielt und mit dem Gewinn seine Zeche bezahlt, aber er hasste es, um Kupferstücke zu spielen.
    Der Mann mit dem kantigen Gesicht in der Ecke trank noch immer - vor ihm mussten mindestens vierzehn Becher stehen. Seine Gefährten trieben ihn lautstark an. Eine Gruppe Adliger saß etwas abseits, und er hätte sie um eine nette Würfelpartie gebeten, aber ihr Gesichtsausdruck hätte Bären verscheuchen können. Vermutlich waren sie auf der falschen Seite des Thronfolgekriegs gewesen.
    Mat trug einen schwarzen Mantel mit Spitzenbesatz an den Ärmeln. Nur ein bisschen Spitze - und keine Stickereien. Den Hut mit der breiten Krempe hatte er zögerlich im Lager gelassen, und er hatte die Stoppeln ein paar Tage lang wachsen lassen. Sie juckten, als hätte er Flöhe, und er sah wie ein verdammter Narr aus. Aber das erschwerte es, ihn zu erkennen. Da jeder Schurke in der Stadt ein Bild von ihm hatte, war es besser, ein bisschen vorsichtig zu sein. Er wünschte sich, dieses eine Mal würde ihm ta’veren helfen, aber besser, man verließ sich nicht darauf. Soweit es ihn betraf, hatte ihm ein Ta’veren zu sein nur Ärger eingebracht.
    Er hielt das Halstuch niedrig und den Mantel zugeknöpft, der hohe Kragen reichte ihm beinahe bis ans Kinn. Einmal war er bereits gestorben, da war er sich ziemlich sicher, und er hatte es nicht eilig, es noch einmal zu versuchen.
    Eine hübsche Schankmagd ging an ihm vorbei, schlank und mit breiten Hüften, das lange schwarze Haar trug sie offen. Er rutschte ein Stück zur

Weitere Kostenlose Bücher