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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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etwas unmittelbar vor dem Augenblick, an dem sein Wert dramatisch fällt«, entgegnete Dyelin. »Man hat schon viele Kaufleute als Narren bezeichnet, weil sie Eispfeffer mit einem Preisnachlass verkauften, nur um sie später als klug zu loben, weil die Preise noch tiefer fielen.«
    »Und diese Gefangenen? Fällt ihr Wert Eurer Meinung nach bald?«
    »Ihre Häuser sind kompromittiert worden«, sagte Dyelin. »Je stärker Eure Position wird, Elayne, desto mehr verlieren diese politischen Gefangenen an Wert. Ihr solltet den Vorteil nicht verschleudern, aber Ihr solltet ihn auch nicht wegsperren, bis sich keiner mehr darum schert.«
    »Du solltest sie hinrichten«, sagte Birgitte.
    Beide Frauen starrten sie an.
    »Was denn?«, sagte Birgitte. »Das haben sie verdient, und es würde dir den Ruf verleihen, hart durchgreifen zu können. «
    »Das wäre nicht richtig«, sagte Elayne. »Man sollte sie nicht dafür töten, weil sie einen anderen Thronanwärter unterstützten. Es kann keinen Verrat geben, wenn es keine Königin gibt.«
    »Also können unsere Soldaten sterben, aber die Adligen spazieren ungeschoren davon?«, fragte Birgitte. Dann hob sie eine Hand, bevor Elayne protestieren konnte. »Erspare mir die Belehrung. Ich verstehe. Ich stimme zwar nicht zu, aber ich verstehe. So ist es immer schon gewesen.«
    Elayne nahm wieder ihre Wanderung auf. Allerdings blieb sie kurz stehen, um auf Elloriens Angebot zu treten. Das brachte ihr ein Augenrollen von Birgitte ein, aber es fühlte sich gut an. Das »Angebot« war eine Liste leerer Versprechungen, die mit der Forderung abschloss, Elayne sollte die Gefangenen zum »Wohle Andors« freilassen. Ellorien behauptete, da die Gefangenen ja mittellos waren, die Krone ihnen ein Pardon gewähren und sie freilassen sollte, damit sie beim Wiederaufbau helfen konnten.
    Ehrlich gesagt hatte Elayne schon darüber nachgedacht. Aber wenn sie sie jetzt freiließ, würden die drei Ellorien als ihre Retterin betrachten! Die Dankbarkeit, die man Elayne gegenüber empfunden hätte, würde stattdessen an ihre Rivalin gehen. Blut und verdammte Asche!
    »Die Windsucherinnen fangen an, nach dem Land zu fragen, das Ihr ihnen versprochen habt«, bemerkte Dyelin.
    »Jetzt schon?«
    Die ältere Frau nickte. »Diese Bitte bereitet mir noch immer Sorgen. Warum wollen sie so ein Stück Land haben?«
    »Sie haben es sich verdient«, sagte Elayne.
    »Vielleicht. Aber es bedeutet, dass Ihr seit fünf Generationen die erste Königin seid, die einer fremden Körperschaft ein Stück von Andor abtretet - ganz egal, wie klein es auch sein mag.«
    Elayne holte tief Luft und entdeckte, dass sie seltsamerweise ruhiger war. Diese verfluchten Stimmungsschwankungen! Hatte Melfane nicht versprochen, dass sie weniger ausgeprägt sein sollten, je weiter die Schwangerschaft voranschritt? Trotzdem hatte sie manchmal den Eindruck, dass ihre Gefühle wie ein Ball bei einem Kinderspiel herumhüpften.
    Sie sammelte ihre Gedanken und setzte sich wieder. »Ich kann das nicht erlauben. Alle Häuser suchen nach Gelegenheiten, sich in die Macht hineinzudrängen.«
    »An ihrer Stelle würdet Ihr bestimmt das Gleiche tun«, meinte Dyelin.
    »Nicht wenn ich wüsste, dass die Letzte Schlacht näher rückt«, fauchte Elayne. »Wir müssen etwas tun, damit sich die Adligen um wichtigere Dinge kümmern. Etwas, um sie hinter mir zu vereinen, oder das sie zumindest davon überzeugt, dass man mit mir nicht spielen kann.«
    »Wisst Ihr eine Möglichkeit, wie das gehen soll?«, fragte Dyelin.
    »Ja«, sagte Elayne und schaute nach Osten. »Es ist Zeit, Cairhien zu erobern.«
    Birgitte verschluckte sich an ihrem Tee. Dyelin hob lediglich eine Braue. »Ein mutiger Zug.«
    »Mutig?«, fragte Birgitte und wischte sich das Kinn ab. »Das ist verdammter Wahnsinn. Du hast doch kaum Andor im Griff.«
    »Das macht den Augenblick nur besser«, sagte Elayne. »Wir haben Schwung. Davon abgesehen, wenn wir uns jetzt um Cairhien kümmern, zeigt das allen, dass ich mehr als ein einfältiges Mäuschen von Königin bin.«
    »Ich bezweifle, dass das jemand von dir erwartet«, sagte Birgitte. »Und wenn doch, haben sie vermutlich während der Kämpfe ein paar Schläge zu viel auf den Kopf davongetragen.«
    »Sie hat recht, so ungehobelt ihre Worte auch sein mögen«, stimmte Dyelin ihr zu. Sie warf Birgitte einen Blick zu, und Elayne fühlte durch Birgittes Bund ihre heftige Abneigung. Beim Licht! Was war nötig, damit sich die beiden vertrugen? »Niemand

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