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Der Traumhändler

Der Traumhändler

Titel: Der Traumhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Augusto Cury
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ist die Hölle. Ich schmecke das Essen nicht mehr und weiß nicht mehr, wer ich bin und was ich mag. Dreimal habe ich schon versucht, mich umzubringen.«
    Es standen ihr keine Tränen in den Augen – die waren längst versiegt. Der Meister sah, wie sie litt, atmete tief durch und schwieg, denn ihre Geschichte war sprechender als alles, was er jetzt sagen konnte. Aber er wollte sie lächeln sehen. Daher fragte er schließlich: »Was sagen Frauen, wenn sie vor dem Spiegel stehen?«
    Die anwesenden Frauen riefen im Chor: »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?«
    Darauf antwortete der Meister: »Nicht ganz! Sie sagen leider eher: ›Spieglein, Spieglein an der Wand, gibt es jemand Hässlicheren als mich im ganzen Land?‹«
    Die Menge lächelte. Monika lachte wunderbar auf – das erste Mal seit fünf Jahren. Damit hatte der Meister sein Ziel erreicht: ihr den Traum der Freude zu verkaufen. Ich war beeindruckt davon, wie er es schaffte, Humor inmitten der Verzweiflung aufkommen zu lassen.
    Bartholomäus neigte sich zum Meister und sagte: »Chef, wenn ich in den Spiegel gucke, seh ich gar nichts Hässliches an mir. Ob ich wohl ein Problem hab?«
    »Nein, Bartholomäus, du bist einfach großartig. Und schau mal deine Freunde an: Sind sie nicht wunderbar?«
    Honigschnauze ließ seinen Blick über die Schar der Jünger schweifen.
    »Chef, nun übertreib mal nicht! Ein bisschen schäbig sieht die family schon aus!«
    Lachend verließen wir den Schauplatz. Noch nie hatten wir uns so schön gefühlt, zumindest in unseren Augen.

Eine Laufstegschönheit
und eine Rebellin werden gerufen
    M onika begleitete uns auf dem Weg zur Tür, wo sie sich überschwänglich bedankte: Sie fiel dem Meister um den Hals und gab ihm einen Kuss. Wir waren abgrundtief neidisch.
    Der Traumhändler blickte sie an und sagte dann zu unserer großen Überraschung: »Monika, Sie haben auf den Laufstegen der Modewelt geglänzt, aber jetzt lade ich Sie dazu ein, auf einem anderen Laufsteg zu defilieren, auf dem es zwar schwieriger ist, das Gleichgewicht zu halten, aber auf dem das Leben interessanter ist. Ich lade Sie ein, mit uns zusammen Träume zu verkaufen.«
    Monika war perplex und wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie hatte in der Zeitung schon über den geheimnisvollen Mann gelesen, der nun auch sie einlud, war jedoch völlig ungewiss, in welche Welt sie sich begeben würde. Wir waren begeistert von der Aussicht, das bezaubernde Model in unser Team aufzunehmen, obwohl wir doch vor Kurzem noch partout keine Frauen dabeihaben wollten. Nun fanden wir, dass der Meister tatsächlich recht damit hatte, dass Frauen intelligenter sind als Männer. Vor allem aber sind sie schöner!
    Der Traumhändler sah unsere Begeisterung und zog sich zurück, um ein Gespräch mit einem Mann zu beginnen, der ungefähr zwanzig Meter entfernt stand. Er überließ es uns, der Neuen die faszinierende Welt der Träume zu erklären.
    »Wir überzeugen sie bestimmt!«, dachten wir, umringten sie wie eine Meute Straßenköter eine läufige Hündin und begannen, auf sie einzureden.
    Der Wunderheiler merkte bald, dass seine Worte bei ihr keinen Anklang fanden, und entfernte sich, um zu beten, da er fürchtete, in Versuchung zu geraten. Engelskralle war so euphorisch, dass er kein klares Wort über die Lippen brachte, versuchte sich aber trotzdem mit einer höchst poetischen Formulierung: »Ein Leben o… ohne Träu… Träume ist w… wie ein Winter o… ohne Sch… Schnee, ein Ozean o… ohne W… Wellen.«
    Er bildete sich ein, alle damit zu schlagen, aber wir waren davon alle erschlagen.
    Monika hatte noch nie eine solche Horde schäbiger, abgerissener Spinner gesehen, die versuchten, sie um jeden Preis zu fesseln. Ihre Zweifel mehrten sich. Wie ein Bienenschwarm summten wir um unsere Königin herum, während diese aus den Augenwinkeln auf den Meister schielte, der jedoch seinem Gesprächspartner weiterhin aufmerksam lauschte. Nach etwa einer halben Stunde sah es so aus, als wollte sie sich lieber davonmachen.
    Doch nun drehte Honigschnauze auf: »Meine Liebe, mit Träumen zu handeln ist die verrückteste Erfahrung, die ich je gemacht habe. Sogar als ich noch in Wodka eingelegt war, hab ich nicht so deliriert!«, sagte er. Wie konnte er das Mädchen derart einschüchtern? Wir hätten ihm am liebsten den Mund ausgewaschen und tadelten ihn mit unserer Standardbemerkung: »Tu doch mal so, als wärst du normal!«
    Aber er konnte nicht so tun,

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