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Der Traumhändler

Der Traumhändler

Titel: Der Traumhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Augusto Cury
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Frau soll ich einladen? Wie müsste sie sein?«
    Er lief etwa zwanzig Meter und landete im Eingangsbereich eines Einkaufszentrums, wo er grübelnd hin und her ging. Während wir noch seine Entscheidung feierten, uns mit einer weiteren Schönheit zu beglücken, tauchte plötzlich eine alte Dame auf und klopfte Honigschnauze mit dem Gehstock sanft auf den Kopf. Es war Dona Jurema, die uns scherzend fragte: »Jungs, wie geht’s denn so?«
    »Oh, Dona Jurema! Alles in Ordnung! Schön, Sie zu sehen!«, antworteten wir wohlerzogen.
    Darauf wanderte unser Blick verstohlen zum sinnierenden Meister und wieder zurück zur alten Dame, wobei uns derselbe Gedanke durchzuckte: »Wir müssen Dona Jurema so schnell wie möglich von hier vertreiben, sonst kommt der Meister noch auf die Idee, sie in unser Projekt aufzunehmen!«
    In diesem Moment sagte er mit Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite laut zu sich selbst: »Wen soll ich rufen?«
    Uns lief es kalt den Rücken herunter. Wir versuchten, Dona Jurema zu verstecken, indem wir uns vor sie stellten. Irgendwie mussten wir sie loswerden.
    »Die S… Sonne … brennt fürchterlich. Sie könnten dehy… dehydrieren, Sie schwitzen ja! Gehen Sie … nach Hause!«, sagte Dimas, der Herzensbrecher, sichtlich bemüht, weniger zu stottern als sonst. Aber sie protestierte entrüstet: »Mein Sohn, das Wetter ist doch wunderbar!«
    Da er fürchtete, dass der Meister sich nähern würde, nahm Edson sie höflich am Arm und entfernte sie aus der Schusslinie.
    »Sie sehen sehr müde aus. In Ihrem Alter ist es wichtig, sich auszuruhen!«
    »Danke, sehr aufmerksam, aber ich fühle mich blendend!«, sagte Dona Jurema.
    Ich startete einen neuen Versuch und fragte, ob sie auch nichts vergessen hätte: Wollte sie nicht gerade jemanden besuchen oder in der Bank eine Rechnung bezahlen? Aber es half nichts: Sie hatte alles im Griff.
    Monika verstand natürlich nicht, warum wir uns um die alte Dame solche Sorgen machten, und spürte, dass wir etwas ausheckten. Da schoss Bartholomäus, der ja immer frei von der Leber weg schwadronierte und daher im Gegensatz zu uns eine ehrliche Haut war, schon wieder übers Ziel hinaus. Weil Dona Jurema sich nicht von der Stelle rührte, zog er die Augenbraue hoch und säuselte: »Meine hochverehrteste, teuerste, einfach wunderbare kleine Jurema …«
    Ihr kamen ob der liebevollen Ansprache fast die Tränen, worauf Honigschnauze, der merkte, dass er sie erobert hatte, sein loses Mundwerk nicht mehr zügelte, das Salomon ihm bedauerlicherweise auch nicht mehr zuhalten konnte:
»Leider sind Sie wirklich krebsrot! Sie müssen dringend ins Krankenhaus, sonst kriegen Sie womöglich einen Herzinfarkt!«
    Dona Jurema war jedoch auch nicht auf den Mund gefallen und ließ sich nicht lumpen. Sie legte ihm den Knauf des Gehstocks um den Hals, zog ihn zu sich her und konterte: »Bartholomäus, wenn Sie die Klappe halten, sind Sie wirklich ein vollkommener Mensch!«
    Wir kringelten uns vor Lachen und nahmen den Satz in unser Repertoire auf, um ihn unserem vorlauten Genossen bei der erstbesten Gelegenheit wieder unter die Nase zu reiben.
    Aber die alte Dame hatte bemerkt, dass wir etwas im Schilde führten. Um zu beweisen, wie fit sie trotz ihres hohen Alters und ihrer beginnenden Alzheimererkrankung noch war, machte sie ein paar Kniebeugen, hüpfte dann wie eine Balletteuse und forderte uns auf, mitzuhalten. Wir gaben jedoch eine peinliche Figur ab: Keuchend wären wir fast auf die Nase gefallen. Im Gegensatz zu ihr waren wir völlig eingerostet.
    Dona Jurema rief: »Ihr seid ja Tattergreise! Also ich bin frisch wie der junge Morgen und ausdauernd wie ein Pferd! Wo steckt denn der Guru?«
    »Guru?«, fragte ich mich. Der Traumhändler wollte ja noch nicht einmal Meister genannt werden! Und dann erst Guru! Wir behaupteten, er könne wegen eines Problems gerade nicht mit ihr sprechen, und versuchten, den Blick auf ihn zu verstellen, aber Dona Jurema suchte ihn mit den Augen. Da begriff Monika, was gespielt wurde. Unser verteufelter Haufen war wirklich kaum noch zu retten. Wir befanden uns in einer äußerst schwierigen Übergangsphase.
    Die alte Dame rief noch lauter: »Wo steckt der Guru?«
    Plötzlich hörten wir die dröhnende Stimme des Meisters: »Wie schön, Sie wiederzusehen, meine Liebe!«
    Und dann sprach er das aus, was wir die ganze Zeit befürchteten: »Ich lade Sie ein, mit Träumen zu handeln!«
    Während Monika losprustete und sich vor Lachen ausschüttete,

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