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Der Traumhändler

Der Traumhändler

Titel: Der Traumhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Augusto Cury
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vernachlässigen. Jesus und seine Jünger badeten im Jordan und wuschen sich in den Häusern, in denen sie aufgenommen wurden. Sehen Sie sich dagegen an! Und die Truppe, die Ihnen folgt! Wie lange ist es her, dass Sie sich nicht mehr richtig gewaschen haben? Exotisch zu sein ist gut, aber zu stinken nicht.«
    Wir hatten zwar schon mal ein öffentliches Badehaus aufgesucht, doch im Grunde hatte sie recht. Während ich mich aber noch fragte, ob ich richtig gehört hatte, versuchte der Meister gar nicht erst, ihr zu widersprechen, sondern nickte nur zustimmend. Er hatte uns schon viel gelehrt, und seine größte Lektion bestand darin, die nötige Bescheidenheit zu haben, um dazuzulernen.
    Als ob das aber noch nicht genug wäre, ging Dona Jurema nun auf Edson zu und forderte ihn auf, den Mund aufzumachen. Sie war wirklich forsch, und wir dachten, der Meister würde seine Wahl wohl bald bereuen. Oder hatte er etwa jemanden mit genau diesen Eigenschaften gesucht?
    »Mein Gott, was für ein Mundgeruch! Putz dir mal die Zähne!«
    Fast hätte ich angefangen zu lachen, doch ich hielt mich zurück. Sie hatte das Zucken in meinen Mundwinkeln aber bemerkt und stichelte jetzt in meine Richtung: »Sie Pfau! Sie brauchen sich gar nicht so aufzuplustern!«
    Dona Jurema sparte wirklich niemanden aus. Nur Monika blieb verschont und amüsierte sich köstlich. Für sie waren wir wie die Clowns in einem Wanderzirkus, den die alte Dame schließlich wie sie selbst nur tagsüber begleiten würde. Die pensionierte Professorin und das Model würden abends nach Hause gehen und morgens wieder zu uns stoßen.
    Zur Feier des Tages ihrer Berufung lud Dona Jurema uns nun zu sich nach Hause ein, um dort zu duschen und anschließend zu Abend zu essen. Da erwachte das in uns schlummernde Gespenst der Vorurteile wieder. Ihre finanzielle Situation war angesichts der niedrigen staatlichen Renten und der im Alter steigenden Ausgaben für Medikamente und Ärzte sicherlich nicht viel besser als unsere. Wie wollte sie uns da denn alle aufnehmen! Sie hatte doch bestimmt kein Hausmädchen, sodass es bis Mitternacht dauern würde, bis das Abendessen fertig wäre!
    Nachdem sie ihre Einladung ausgesprochen hatte, steckte sich Dona Jurema zwei Finger in den Mund und pfiff. Auf unsere überraschte Frage, was das zu bedeuten hätte, antwortete sie, sie hätte ihren Fahrer gerufen, worauf Dimas murmelte: »Sie meint wohl den Busfahrer!«
    Da sich nichts rührte, pfiff sie ein zweites Mal, und Bartholomäus sagte so laut, dass sie es hören konnte: »Wahrscheinlich meint sie ihren Hund!«
    Dona Jurema sah ihn von der Seite an und rieb sich mit ihrem Stock die Nase. Doch anstatt ihn nun damit zu piken, schien sie sich über seine Bemerkung zu amüsieren.
    »Sollen wir uns etwa alle in eine alte Klapperkiste quetschen?«, fragte Edson, der zwar der spirituellste von allen war, aber gegen ein bisschen Luxus nichts einzuwenden hatte.
    Unser Trupp war wirklich äußerst komisch. Ich hatte in wenigen Monaten inzwischen mehr Spaß gehabt als in meinem ganzen Leben – sogar Prügel zu beziehen war unterhaltsam gewesen. Es war der Meister, der diese Atmosphäre begünstigte. Auch Monika fühlte sich wie auf einer Party. Sie war sehr reich gewesen, hatte jedoch durch ihren luxuriösen Lebenswandel und Aktien, die wertlos geworden waren, viel Geld verloren. Nun bekam sie an unserer Seite etwas, was die Kapitalmärkte ihr nicht bieten konnten.
    Plötzlich hielt neben uns eine große weiße Limousine. Fast wäre sie Honigschnauze über den Fuß gefahren. Ein uniformierter Fahrer sprang heraus und sagte höflich: »Bitte entschuldigen Sie, gnädige Frau! Ich habe mich verspätet, weil kein Parkplatz frei war.«
    Uns fiel die Kinnlade nach unten. Voller Verzückung waren wir uns plötzlich alle darin einig, dass Dona Jurema trotz ihrer spitzen Zunge wirklich eine liebreizende alte Dame war.

Puppe und Schmetterling
    J urema Alcântara de Mello war Witwe eines Millionärs, hatte aber keinerlei Bedürfnis danach, ihren Reichtum zur Schau zu stellen. Ab und zu verzichtete sie ganz gern auf Auto und Fahrer, Markenkleidung und anderen Luxus. Sie lebte bedachtsam und maßvoll. Wir dagegen waren erst mal schwer begeistert. Immerhin waren wir noch nie in einem so luxuriösen Wagen gefahren! Nur der Meister, der immer zu Fuß ging und offenbar noch nie hinterm Steuer gesessen hatte, blieb unbeeindruckt. Er bat Jurema um ihre Anschrift und sagte, er würde zu Fuß nachkommen. Er suchte die

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