Der Traumkicker - Roman
Teilen der Wüste, hier ist Cachimoco Farfán, Ihr Freund am Mikrophon mit einer Meldung frisch aus dem OP, denn soeben erfahre ich, dass in diesem Augenblick, da die Zeiger der Uhr auf dem Minenladen auf halb zwei am Nachmittag stehen, der Bus mit der Abordnung der Staubfresser eingetroffen ist, weshalb ich jetzt sofort und während ich zu Ihnen spreche, den Platz verlasse und mich auf den Weg mache, um persönlich alle Einzelheiten in Erfahrung zu bringen und Ihnen aus erster Hand zu berichten, und hier sind wir nun, verehrte Freunde und Freundinnen, meine lieben Patienten und Patientinnen, sind unterwegs und senden für Sie unsere gesammelten Beobachtungen von der Strecke, haben gerade die erste Straße der Siedlung erreicht, und in der Straße des 18. September bleibe ich, vor Durst halb tot und wie ein Polizeigaul schwitzend, vor dem Haus mit der Nummer 430 stehen, um nach einem Glas Wasser zu fragen, und Señora Alicia, die Schwester von Tuny Robledo, kommt an die Tür und bringt mir auch gleich, freundlich und hilfsbereit, wie die Frauen der Salpeterwüste sind, einen großen Humpen süßen Getreidesaft, den ich hinunterstürze, als wäre ich seit Tagen durch die Wüste geirrt, und nachdem ich mich bedankt habe, setze ich meinen Weg zur Hauptstraße fort und berichte Ihnen dabei von allem, was ichsehe, höre, rieche und fühle an diesem für die Bewohner von Coya Sur so denkwürdigen Tag, und im Gehen kann ich Ihnen sagen, dass die Straßen wie ausgestorben daliegen, weil sich die Leute bestimmt alle vor dem Rancho Grande versammelt haben; doch halt, nicht alles ist wie ausgestorben, denn eben biegen in der Calle Carrera die vier Elektriker der Siedlung um die Ecke und gehen, vom Festtagstrubel unbeeindruckt, in einer stillen Prozession zum Rancho Huachipato hinüber, wo sie sich, wie ich vermute, das fünfzehnte Bier des Tages genehmigen, beim großen Einlauf und allen phenylalaninen Hydrolasen! Und jetzt sehe ich, wie der Graf die Calle O’Higgins überquert und auf mich zusteuert, der Mann mit dem größten Reproduktionsapparat der Wüste, und ich muss ihm Platz machen und den Steiß gegen die Wand drücken, weil dieser Fiesling schlimmer ist als Tetanus, gefährlicher als der Koch-Bazillus, und jetzt kommt mir eine Gruppe Frauen entgegen, sie reden über die Menschenmassen in der Hauptstraße, und ich trete zu ihnen und halte ihnen mein Mikrophon hin und frage recht freundlich, was die hübschen Damen vom letzten Spiel halten, das gegen die Staubfresser ausgetragen wird, und sie nehmen keckernd wie die Hexen an Karneval vor mir Reißaus, als hätte ich Lepra, also zum Teufel mit diesen klistiergesichtigen alten Vetteln, besser ich lege einen Zahn zu, denn jetzt, liebe Hörerinnen und Hörer daheim an den Radios, während ich mich der Calle Balmaceda nähere, dringen die martialischen Klänge einer Marschkapelle an mein Ohr, die eben zu spielen beginnt, und es muss wohl unsere Grundschulkapelle sein, aber genau vor dem Kino kommt mir dernäselnde Solercio in die Quere, dieser gichtige Streptococcus, der sich den lieben langen Tag die Eier krault und mit seinen Geldscheinbündeln wedelt, damit auch alle sehen, wie gut sein scheiß Laden für Essen und Alkohol läuft, und wie immer, wenn diese Krätzmilbe mich sieht, tatscht er mir auf den Kopf und schickt mich arbeiten, was denkt dieses otopyorrhötische, nach Vomitus faeculentus stinkende Eierstocktumorgesicht, wer er ist!, ich bitte meine Wortwahl zu entschuldigen, werte Hörerinnen und Hörer, meine lieben Patienten, aber diesem schleimhäutig gichtigen Streptococcus gefällt es, mich auf die Palme zu bringen und mich nach Strich und Faden zu verhohnepiepeln, um nicht einen noch syphilistischeren Ausdruck zu gebrauchen, aber gut, nach diesem kleinen Zwischenfall und der kurzen Sendeunterbrechung sind wir zurück, und ich kann berichten, dass ich den Ort des Geschehens erreicht habe, ich bin vor dem Rancho Grande, und hier steppt der Bär: Horden von Staubfressern haben unsere Geschäftsstraße geentert, sie sind in jede Kaschemme einmarschiert, die Menschen drängen sich sogar im Kramladen vom tauben Moya, wo sich sonst nie einer hinverirrt, die Tische in der Konditorei Ibacache sind besetzt von den Anhängern der Staubfressermannschaft, die zu den Platten von Sandro y Cecilia die Sau rauslassen, zu schweigen von dem, was in den Lokalen mit Alkoholausschank los ist, wo schon jetzt die Säufer sabbern und keine Maus mehr hineinpasst, aber echte Sorgen,
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