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Der Traumkicker - Roman

Der Traumkicker - Roman

Titel: Der Traumkicker - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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erzählt, nicht mitgeteilt und durch die Magie der Wörter nachgeschaffen wurde. Und bei den Spielen auf unserem Platz blieb folglich kein Tor stärker in Erinnerung, als die von Cachimoco Farfán herausgebrüllten, wenn er in seinen irren Übertragungen nicht nur wie erwartet das Geschehen mit den neuesten Gerüchten der Woche anreicherte, sondern auch die Eigenheiten jedes Spielers aberwitzig übertrieb.
    Kommentierte er beispielsweise den Treffer eines Spielers, der sich beim Laufen alle fünf Schritte die Tolle aus der Stirn strich, konnte sich das so anhören: »Ja, meine lieben Zuhörer, da lässt dieses Papulosegesicht doch drei Verteidiger stehen, rennt mit dem Ball am Fuß zu sich nach Hause, rein ins Bad, paar Tropfen Glostora-Pomade ins Haar, die Tolle frisiert wie James Dean und zurück auf den Platz, wo er mit einem irren linken Hammer dieses Tor erzielt!«
    War der Spieler dem Alkohol zugetan, dann ließ er ihn vom Platz laufen, einen Haken um die beiden Polizisten schlagen, die ihn wegen Trunkenheit festhalten wollten, weiter ins Rancho Huachipato stürmen, dort zur Erheiterung der Kundschaft die leeren Tische umdribbeln bis zu einem, der mit Bier vollstand, sodann, das Leder stets am Fuß, nach einem eiskalten Glas greifen, den Inhalt hinunterstürzen, die Hand in die Tasche schieben, als wollte er bezahlen, »aber nein, perfekt angetäuscht, meine Damen und Herren! Da taucht er weg zur Tür, läuft zurück aufs Feld, stößt in den Fünf-Meter-Raum vor, und obwohl er lahmer ist als eine Tropfeninfusion, schießt er dieses spektakuläre, grandiose, phospholipide Tor!«
    Wer als besonders fruchtbar galt, lief zwischendurch nach Hause, bestieg en passant seine Frau, rannte schleunigst zurück auf den Platz und machte dieses »gastroenteritische Tor mit der Hacke«!
    Sehr oft ging Cachimoco Farfán bei all dem natürlich zu weit, und dann bekam er von den Betroffenen, wie nicht anders zu erwarten, schon mal eins auf die Zwölf. Aber er war unbelehrbar und die Sportberichterstattung Wohl und Wehe seines Lebens.
    Wir erinnerten uns alle noch an jenen Sonntag im Mai, als er das Tor vom Schönling Trujillo kommentierte, einem Mechaniker, der noch nicht lang beim Unternehmen arbeitete und seinen Spitznamen bekommen hatte, weil er so aufgeblasen daherstolzierte. Fünf Minuten vor Ende der Partie, als seine Mannschaft mit Mann und Maus hinten drin stand, war der Schönling von Miguel Astudillo angespielt worden, hatte drei Gegenspieler abgehängt und den Ball mit einem sauberen Schuss halbhoch und unhaltbar ins Tor gepfeffert. Cachimoco Farfáns Torjubel klang so: »Ich glaube es einfach nicht, liebe Hörerinnen und Hörer! Aber unser Schönling ist glatt an drei Verteidigern vorbeigezogen, der Keeper läuft auf ihn zu (sieht aus wie ein vertrockneter Koprolith, der alte Knacker), er schlägt einen Haken und rennt weiter, das Hinterteil immer hübsch in der Höh, als steckte ihm der eustachische Röhrenkatheder drin, er umdribbelt den Eisverkäufer, zieht wie eine Gewitterwolke weiter zur Siedlung, rein in sein Haus, fragt nach seiner Frau, hört, sie ist nicht da, täuscht kurz an, dann raus durch die Küchentür und schnurstracks zum Kino, dort, den Ball immer am Fuß, an die Kasse, eine Karte gekauft, jetzt umspielt er erst den Süßigkeitenverkäufer und mit einer Finte auch den Türsteher, läuft den Mittelgang entlang bis zur dritten Reihe Parkett, findet seine Frau in den Armen eines Platzanweisers, der sie anscheinend Mund-zu-Mund beatmet, verehrte Hörerinnen und Hörer, und da macht unser Schönling kehrt, und wieder auf dem Platz und noch außerhalb des Strafraums, hämmert er einen wutschnaubenden und zornentbranntenSchuss zwischen die Pfosten, dass sich das Netz bläht bei diesem kolossalen Tor, einem phänomenalen Tor, einem elektroenzephalogrammatischen Tor, meine Damen und Herren.«
    Damals zog sich der Schönling Trujillo, der auf dem Platz die gesamte (von der Tribüne lauthals bejubelte) Geschichte gehört hatte, nach dem Spiel hastig um und ging nicht mit dem Rest der Mannschaft feiern, sondern auf dem kürzesten Weg nach Hause. Weil seine Frau nicht dort war, lief er zum Kino, wo er sie in den Armen des jüngsten Platzanweisers fand, der »Kino-Liebe« genannt wurde, nach dem Titel einer Fotoroman-Reihe. Am Tag darauf bat Trujillo beim Unternehmen um seine Entlassung und machte sich für immer aus der Siedlung davon.

Die Ohren gespitzt, liebe Hörerinnen und Hörer, Patienten aus allen

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