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Der Traumkicker - Roman

Der Traumkicker - Roman

Titel: Der Traumkicker - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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Mittelfeld mit der Fünf Nelson Rojas und mit der Sechs Catuna Ramírez. Und das Quintett vorn würden sein: auf der rechten Seite Lauchita Castillo, mit der Nummer Acht Pe Uno Gallardo, mit der Neun Tuny Robledo, mit der Zehn Choro Contreras und als linker Außenstürmer unser famoser Chiquitín, besser bekannt als Linienspuk, ein sehr kleiner Spieler, der beim Laufen die Brust vorschob wie ein Gockel und, wenn er an der Linie entlangstürmte, von niemandem zu halten war.
    Auf der Bank würden Concha der Dorfsheriff, Choche Maravilla und California sitzen.
    Unser singender Herzensbrecher auf der Ersatzbank war ein deutliches Zeichen, dass etwas bei der Auswahl an Spielern in Coya Sur im Argen lag. Seine besten Spiele waren die gewesen, die er singend auf der Bank verbrachte, da waren wir uns einig. Man war so daran gewöhnt, ihn bei der Mannschaft, für die er spielte, auf der Bank zu sehen, dass sein Trainer, Díaz das Kotelett, ihn einmal bei einem ziemlich wichtigen Sonntagsspiel aufder Bank ließ und gar nicht merkte, dass seine Mannschaft nur zu zehnt spielte. »Dieser California, meine Damen und Herren, ist schlimmer als ein Staphylococcus!«, zeterte Cachimoco Farfán bei seiner Übertragung vom Spielfeldrand die wenigen Male, wenn der Mann spielen durfte (immer nur für die letzten zehn Minuten und wenn seine Mannschaft schon vierzehn zu null führte).
    Neben der Mannschaftsaufstellung brachten wir in dieser Nacht noch sämtliche Kniffe und Tricks aufs Tapet, die wir brauchen würden, um am Sonntag zu gewinnen. Und gewinnen mussten wir, dafür war jedes Mittel recht!, schnaubten wir, vom Pisco in Fahrt gebracht. In Anlehnung an seine geliebten Indianerfilme schrie Pata Pata, das Kriegsbeil müsse ausgegraben werden, hugh; unser Platz solle zu einer Art Komantschengebiet werden. »Die Trommeln müssen nah und fern zum Kampf rufen!« Unterdessen sagte der versöhnlicher gestimmte Agapito Sánchez nur immer wieder den gestelzten Satz, den er vor jeder Partie seinen Spielern in der Kabine einschärfte: »Wichtig, Jungs, ist nicht, dass die anderen verlieren, sondern dass wir gewinnen.«
    Einer der Kniffe und Tricks bestand darin, dass das Spiel für vier Uhr am Nachmittag angesetzt war, wenn sich hier draußen die stärksten und staubigsten Winde erhoben. Da die Gäste es gewohnt waren, in ihrem geschlossenen Stadion und abends zu spielen (bei Flutlicht wie die Profis), würde sie das gehörig ankotzen.
    Als Nächstes musste man gleich zu Anfang ihr Brechertier Pata de Diablo aus dem Spiel nehmen, ihn ambesten in drei Teile treten, dann konnten die Ärsche ihn von Kopf bis Fuß eingipsen, das taten sie ja anscheinend gern. Falls das nicht klappte, musste, sobald er am Ball war, alles Menschenmögliche getan werden, damit der Tyrannosaurus nicht mit seinem rechten Fuß abzog. Einheizen sollten ihm Crispeta Mundaca und Catuna Ramírez, die beiden Schwergewichte unserer Mannschaft.
    Und drittens wurde, obwohl wir wirklich nicht abergläubisch waren, einhellig beschlossen, dass man den alten Unglücksbringer Don Celestino Rojas um jeden Preis daran hindern musste, an diesem Tag beim Spiel zu sein. Wir wussten, unser Vereinspräsident würde am Samstag nach Antofagasta reisen, um wie jedes Jahr seine Eltern auf dem städtischen Friedhof zu besuchen. Aber er hatte versprochen, am Sonntagmorgen zurück zu sein. Wir würden uns also mit jemandem von den Busgesellschaften in Verbindung setzen müssen, damit man ihm vor Montag keine Rückfahrkarte verkaufte.
    Irgendwann ließ sich unser wortkarger (und mittlerweile sturzbetrunkener) Platzwart vernehmen, der bisher nur x-mal sein bekanntes Sprüchlein »Geduld und Spucke, Jungs, in der Ruhe liegt die Kraft …« von sich gegeben hatte, und meinte, wir könnten ja auch den Sprinklerwagen nehmen und den Platz unter Wasser setzen, dann würde der Boden knochenhart und jeder Sturz täte höllisch weh. Diese scheiß Muttersöhnchen seien doch verwöhnt von ihrem weichen Stadionboden und würden dann beim Laufen und Spielen aufpassen wie die Mutter Oberin.
    In seinem Redeschwall nicht zu bremsen und nach seinem Dafürhalten vollkommen Herr der Lage, unterstrich er mit schwerer Zunge:
    »Wie damals, als die Elf aus Alianza hier war, wisst ihr noch, Jungs? Am Ende waren sie schlimmer zugerichtet als die Spanferkel am Nationalfeiertag.«
    Wir sahen ihn alle fest an. Erst unendlich zärtlich (offensichtlich hatte der alte Hundevergifter die Sintflut vergessen, die gerade über uns

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